Slowenien – eine Wanderwoche in den Julischen Alpen

Von Kranjska Gora im äußersten Nordwesten des Landes erkunden wir auf einer Wanderwoche mit unseren Freunden das weitläufige Gebiet der Julischen Alpen, unternehmen Touren im Nationalpark Trglav und der Gebirgswelt des Berges Vogel, umrunden den See in Bled und entdecken den historischen Lehrpfad von Kobarid.

Auffahrt auf Berg Vogel

Das liebliche Land Slowenien im Herzen Europas ist einmal mehr unser Reiseziel. Beachtliche 60% des Staatsgebietes von Wald bedeckt, bieten 100 km an Wanderwegen in zahlreichen Naturschutzgebieten eine gute Grundlage für einen Wanderurlaub. Mit unseren Freunden geht es in Sloweniens äußersten Nordwesten in die Julischen Alpen, eine Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen

Kranjska Gora – gemütlicher (Wintersport)-Ort inmitten der Bergwelt

Am Samstag des 17. Mai starten wir morgens zusammen im Auto unserer Freunde Renate und Deddi auf südlichem Kurs über das Mürztal und den Wurzenpass und erreichen nach fünfstündiger Fahrzeit den 806m hoch gelegenen Ort Kranjska Gora in den Julischen Alpen – ein bekanntes Wintersport-, Wander- und Klettergebiet -, wo wir auf unseren Wanderfreund Rudi treffen. Im Hotel Alpina, einem behaglich-modernen Sporthotel, checken wir für die nächsten sieben Nächte ein. Danach erkunden wir den Ort und flanieren bei wolkigen 14°C durch die Fußgängerzone, wo es Bier, Kaffee und die typische Cremeschnitte – Kremšnita – gibt, während bereits die morgige Wandertour geplant wird.

Dober dan – guten Tag und – dobrodošli – willkommen in Slowenien!

Vršič-Pass, historischer Lehrpfad Kobarid, Soča-Fluss mit Napoleon-Brücke

Am 18. Mai fahren wir nach dem Frühstück mit dem Auto über zahlreiche Spitzkehren zum nahen, 1.611 m hohen Vršič-Pass, wo uns kühle 8°C inmitten eines tollen Bergpanoramas erwarten. Nebelschwaden umhüllen die umliegenden Gipfel und verleihen ein mystisches Ambiente. Zahlreiche Biker sind auf der kurvenreichen Straße unterwegs und präsentiert sich die umgebende bewaldete Natur während der Talfahrt in den schönsten Grüntönen. Auf unserer Fahrt Richtung dem historischen Städtchen Kobarid durchfahren wir ein Stück des malerischen Soča-Tales entlang senkrechter Felsschluchten und bunter Blumenwiesen, während sich der kristallklare Soča-Fluss (italienisch Isonzo) in seinen schönsten türkisblauen Farbtönen präsentiert. Bei sonnigen 17°C passieren wir Rinder- und Schafweiden, den malerischen Ort Trenta im Herzen des Trglav-Nationalparks und erreichen nach ca. 100-minütiger Fahrzeit Kobarid. Das (schon in der Hallstattzeit besiedelte) Städtchen am Übergang vom alpinen zum mediterranen Teil Sloweniens, und die umgebende Bergwelt waren im Ersten Weltkrieg trauriger Schauplatz erbitterter Kämpfe.

Wir parken im Zentrum bei der Kirche und starten unsere Wanderung entlang des historischen Lehrpfades am Kreuzweg beginnend bergwärts auf den Gradič zur Kirche Sv. Anton aus 1696 und dem achteckigen Beinhaus mit den Überresten Tausender gefallener italienischer Soldaten – ein Mahnmal aus dem Ersten Weltkrieg. In der Nähe des Beinhauses besichtigen wir auch das kleine Privatmuseum ZAVOD 1917 und genießen einen schönen Ausblick hinab ins Tal. Auf unserem Rundweg geht es weiter zum Kamp Lazar an der Soča, wo wir uns während eines Gewitterregens unser Essen schmecken lassen, ehe wir danach Richtung der Kozjak-Wasserfälle, Slapovi potoka Kozjak, aufbrechen.

Leider ist die Hängebrücke über die Soča wegen Wartungsarbeiten gesperrt und so marschieren wir entlang der Straße zur steinernen Napoleon-Brücke – Napoleonov most. An der engsten Stelle der Schlucht bei Kobarid gelegen, befand sich hier in der Antike eine Holzbrücke, welche 1616 von den Venezianern abgerissen wurde. Die später wieder aufgebaute helle Steinbrücke über dem türkisblauen Fluss gibt indes ein wunderbares Fotomotiv ab – flussaufwärts in eine große Klamm -, während unter uns Kajakfahrer im Wasser ihr Können unter Beweis stellen.

Zu Fuß geht es schließlich auf der Straße zurück nach Kobarid, vorbei an Museum und Kirche zum Parkplatz, wo eine schöne Tour ihr Ende findet.

Unsere Rückfahrt ins Hotel führt uns danach ein Stück durchs angrenzende Italien – den Bergbauort Cave del Predil bis nördlich vorbei an der Stadt Tarviso. In Kranjska Gora lassen wir uns abends Pizzen, Dorade sowie Lachs mit Nudeln schmecken und stoßen auf den interessanten Tag an.

Bohinj – Kabinenbahn am Berg Vogel, Höhenwanderung zum Vorgipfel Šija

Bei wolkenlosem Wetter frühstücken wir am heutigen 19. Mai zeitig. In einstündiger Fahrt über Jesenice, Bled und Bohinj geht es Richtung der kleinen Ortschaft Ukanc, am Gletschersee Bohinjsko Jezero gelegen. Morgens durchziehen noch mystische Nebelschwaden das Seeufer, ehe wir unsere Gondelfahrt zum Berg Vogel, im Südosten der Julischen Alpen gelegen, starten. Eine Kabinenbahn bringt uns in vier Minuten auf den 1.535 m hohen Rjava skala Felsen, wo uns bereits eine imposante Aussicht auf den See und die umliegenden Berge erwartet. Im Winter ein beliebtes Wintersportgebiet mit Sessel- und Schleppliften, bietet die Gegend im Sommer Möglichkeiten für ausgedehnte Wanderungen und Trekkingtouren.

Wir unternehmen indes eine mehrstündige, schöne Rundwanderung auf dem Plateau bis hinauf zum Vorgipfel Šija auf 1.880 m Seehöhe, während wir entlang von Latschenkiefern und Resten von Schneefeldern marschieren und kaum auf Menschen treffen. Warm angezogen bei 12°C und Sonnenschein genießen wir ein traumhaftes Panorama und blicken Richtung Gipfel des 1.922 m hohen Vogel hier am Rande des Nationalparks Trglav. Es folgen zahlreiche Erinnerungsfotos, eine kleine Rast auf Flechten zwischen den Latschen, danach kehren wir wieder zur Bergstation der Kabinenbahn zurück und starten die Talfahrt. Unten erwarten uns angenehme 23°C und im kleinen Ort Ribcev Laz Huhn, Pizzen und Salat, sowie kühles Pivo.

Bled: Burg – Blejski Grad – samt Ausstellung, Umrundung des Sees

Am 20. Mai fahren wir in die zauberhafte Stadt Bled und parken am Fuß der Burg. Mit unseren Freunden steigen empor zur auf einem Steilfelsen gelegenen Blejski Grad und genießen bereits wunderbare Ausblicke auf den See – Blejsko jezero – mit der malerischen Insel(kirche), zu den typischen Pletna-Booten, sowie die umliegenden Berge der Julischen Alpen. Während der Besichtigung erfahren wir im Burgmuseum mit alten Ritterrüstungen und Schmuck Interessantes zur Geschichte und flanieren durch Kirche und Kapelle.

Nach der Burgbesichtigung stoßen unsere Wanderfreunde Barbara und Hans, welche aus Graz angereist sind, zur Gruppe. Über zahlreiche Stufen und durch Wald steigen wir hinab und starten zusammen zur sechs Kilometer langen Umrundung des Sees auf der Promenade. Unterwegs passieren wir die schmucke Vila Bled, wo heute ein Hotel untergebracht ist. Am Westufer gibt es Kaffee und Süßes in der Nähe des Campingplatzes, danach kommen wir bei den typischen Pletna-Booten vorbei, welche zur kleinen Insel im See starten. Chris und ich haben sie bereits im Zuge unseres letzten Slowenien-Urlaubes kennengelernt. Schließlich vollenden wir unsere Runde, erreichen die Stadt Bled und (noch vor dem angesagten Gewitterregen) unsere Autos am Parkplatz. Auf der Heimfahrt gibt es einen Stopp in der Gostilna Veranda bei Suppen, gegrilltem Fleisch und Gemüse.

Planica – Nordisches Zentrum, Wanderung Dom Tamarju, Slap Nadiža, Črne vode

Am Mittwoch des 21. Mai fährt die Gruppe mit den Autos zum nahen Nordischen Zentrum Planica. Der Ort im Trglavski narodni Park ist vor allen für seine Schiflugschanzen, besonders die weltberühmte Letalnica, wo regelmäßig Weltrekorde aufgestellt wurden, bekannt. Hier starten wir eine beeindruckende Tour durch unberührte Wildnis, marschieren auf Schotterwegen und durch Mischwälder Richtung traditioneller Berghütte Dom Tamarju auf 1.108 m Höhe in herrlicher Bergkulisse vor dem Talschluss des Nationalparks. Ein lohnender, steinig-steiler Pfad führt uns unterwegs hoch zum Wasserfall an der Quelle der Nadiža auf 1.200 m, Slap Nadiža. Hier tritt eine Karstquelle aus einem waagrechten Felsspalt, stürzt in Kaskaden talwärts und versickert nach wenigen Hundert Metern, um im Quellsee des Naturreservats Zelenci wieder zutage zu kommen. Der Aufstieg ist höchst lohnend und wir werden mit einer tollen Sicht ins Tal und die grüne Natur belohnt.

Nach zahlreichen Fotos und dem Abstieg folgt ein schmackhaftes Essen in der gemütlichen Tamar-Hütte, danach wandern wir auf Empfehlung weiter durch Buchenwald sanft ansteigend bis zum Ende des Planica-Tals zu einem zweiten Wasserfall auf 1.200 m Höhe – Črne vode. Auch hier locken lohnende Fotomotive und beeindruckt eine fulminante Sicht zu den wilden Felswänden von Mojstrovka und Travnik.

Am Heimweg wandern wir vom Talschluss zurück Richtung Nordischem Zentrum und beenden unsere Rundwanderung schließlich nach 4,5 Stunden Gehzeit, 10 Kilometern und 480 Höhenmetern sichtlich stolz am Parkplatz. Renate und Deddi steigen zudem noch über mehr als 500 Stufen hinauf zum Schanzenkopf (eine sportliche Leistung ihr Beiden!) und genießen fulminante Ausblicke, während der Rest der Gruppe ins Hotel fährt.

Regentag in Kranjska Gora bei Billard- und Kartenspiel sowie Massagen

Nach nächtlichen Güssen erwachen wir am 22. Mai bei erneutem Regen, tiefliegenden Wolken und merklich kühleren Temperaturen. So verbringt die Gruppe den Tag nach dem Frühstück gemütlich beim Billard- und Kartenspielen, Lesen und wohltuenden Massagen im hauseigenen SPA-Bereich. Nachmittags gibt es schmackhafte kulinarische Gerichte in der bekannten und bewährten Pizzeria Godinstvo Kotnik sowie nachfolgend Kaffee, Pivo, Aperol und Cremeschnitten zum Dessert.

Kranjska Gora – Wanderung zur Krnica, Hütteneinkehr, Hängebrücke Viseci most

Am Freitag des 23. Mai zieht es uns bei Schönwetter erneut in die frische, klare Natur. Das Krnica-Tal, ein 6km langes Bergtal zwischen den mächtigen Wänden von Zweitausendern im Zentrum des Nationalparks Trglav ist unser heutiges Ziel. Vom Hotel aus starten wir – anfangs warm angezogen bei 7°C -, durch den Ort und vorbei am Jasna See – Jasna jezero –, wo wir eine kurze Fotopause einlegen. Entlang des steinigen Flussbettes der Pišnica und durch einen moosbewachsenen Märchenwald gelangen wir nach 2 Std. 15 Gehzeit zur urigen Berghütte auf 1.113 m Seehöhe – Koča v Krnici –, umgeben von einer rauen Bergwelt und Blick zum Mt. Škrlatica .

Suppengerichte und süße Hüttenschmankerl schmecken einmal mehr, danach treten wir unseren Rückweg an, passieren dabei erneut den Jasna-See und eine Hängebrücke – Viseci most – nahe Kranjska Gora, wo eine weitere wunderbare 4,5 Stunden-Wanderung nach 15 km ihr Ende findet.

Heimreise – Besichtigung des Bunkermuseums am Wurzenpass

Am Samstag des 24. Mai checken wir morgens im Hotel Alpina aus, wo es uns sehr gefallen hat. Nasvidenje! Auf Wiedersehen. Wir verlassen Slowenien, erreichen in kurzer Fahrt am 1.071 m hohen Wurzenpass wieder unsere österreichische Heimat, und genießen ein letztes Mal den Blick auf die teils verschneiten Gipfel der Julischen Alpen.

Während einer Pause nutzen wir die Zeit zur Besichtigung des im Jahr 2005 eröffneten Bunkermuseums Wurzenpass/Kärnten – Österreichs ehemals größte Alpenfestung im Kalten Krieg. Das eindrucksvolle Museum mit Bunkern, tunnelartigen Verbindungsgängen, Sperren, Panzern und Geschützstellungen wird vom ehemaligen Kommandanten der Verteidigungsanlage engagiert betrieben. Es vermittelt dem Besucher auf einem Rundgang hautnah und eindringlich die Entbehrungen der Soldaten in solchen früheren Stellungen, und rückt einmal mehr die bewaffneten Konflikte unserer Zeit ins Bewusstsein. Auch sollten Werte wie Frieden und Freiheit nicht als selbstverständlich angesehen werden.

Nach einem weiteren Stopp im steirischen Ort Neumarkt erreichen wir nach einer gelungenen Wanderwoche wieder unsere Heimatstadt Wien.

Wir blicken zurück auf schöne Touren in der grandiosen Natur der Julischen Alpen, den wild-romantischen Schluchten des Soča-Tales, der Gebirgswelt am Berg Vogel, an den lieblichen Seen von Bled und Bohinj, sowie auf gesellige Abende und schmackhafte Gerichte während unserer gemeinsamen Wanderwoche.

Ein herzliches Dankeschön an euch alle – Renate, Deddi, Rudi, Barbara und Hans -, dass ihr uns in diesem Urlaub begleitet und mit uns die Schönheiten der Slowenischen Natur erkundet habt.

Vrnili se bomo – wir werden wiederkommen …