Unsere Reise ins zweitgrößte Land Südamerikas beginnt am 20. Februar in einem Flugzeug der Iberia, welches uns von Madrid aus des Nachts in die Hauptstadt Buenos Aires bringt, wo wir am 21. Februar um 9 Uhr 45 landen.
Buenos Aires
Die pulsierende Metropole am Rio de la Plata – auch das „Paris Südamerikas“ genannt – empfängt uns mit angenehm spätsommerlichen Temperaturen und einem entspannten Lebensgefühl. Wir werden ins El Conquistator Hotel chauffiert und nach einer Siesta von unserem persönlichen Guide Romina zur nachmittäglichen Stadtrundfahrt abgeholt.
Diese führt uns zuallererst auf die Avenida de Mayo, eine 33 m breite Prachtstraße, mit dem Obelisken im Zentrum, weiter zur Plaza de Mayo mit Casa Rosada, Kathedrale und altem Cabildo sowie in die Stadtviertel La Boca, San Telmo und Palermo. Im eleganten Viertel Recoleta gelangen wir schließlich zum Friedhof und einem Künstlermarkt und beenden den Tag im La Viela, einem typischen Café, während wir das bunte Treiben auf den Straßen verfolgen und mitreißenden Tangoklängen lauschen.
22. Februar: Nachdem wir vormittags nochmals zu zweit per pedes Teile der Stadt erkundet haben, ist der Nachmittag dem weitverzweigten Tigre-Delta, einer sumpfigen Inselwelt und Naturschutzgebiet 30 km nördlich von Buenos Aires, gewidmet. Mit der Vorstadtbahn – Tren de la Costa – fahren wir zusammen mit unserem Guide in den Vorort San Isidro und starten eine einstündige Bootsfahrt durch das verzweigte Delta des Rio Paraná. Abends lassen wir uns im Tango Porteno während einer wunderbaren Show und einem delikaten Essen von feurigen Tangoklängen verzaubern.
23. Februar: Heute besuchen wir die Estancia Santa Susanna, eine typische Rinderfarm. Nach ca. 90minütiger Fahrt durch die argentinische Pampa werden wir vom „Alt-Gaucho“ der Estancia herzlich – die Damen mit Küsschen – willkommen geheißen. Auf Pferden erkunden wir bei einem kurzen Ausflug im Schritt die nähere Umgebung – einige der Gäste wählen die Pferdekutsche – und werden danach beim Mittagessen, einem köstlichen Asado, kulinarisch verwöhnt, während wir bei Tisch die nähere Bekanntschaft eines reizenden kalifornischen Ehepaares machen. Wie klein die Welt doch ist! Wir sind diesmal eine bunt zusammengewürfelte Schar Reisefreudiger vieler Nationalitäten.
Nach dem Essen folgen folkloristische Darbietungen – Tänze und Gesänge – die auch die Gäste zum Mitmachen verlocken. Zum Abschluss präsentieren uns sportliche Gauchos in abwechslungsreichem Programm elegante Pferde und zeigen uns ihr reiterliches Geschick, ehe es abends wieder heimwärts nach Buenos Aires geht.
Trelew, Peninsula Valdéz Nationalpark
Nachdem wir am 24. Februar noch ein letztes Mal durch die Straßen der Hauptstadt flanieren, setzen wir unsere Reise in den Süden Richtung Trelew fort, wo wir nachmittags landen und im Tolosa Hotel in der Hafenstadt Puerto Madryn absteigen. Die Stadt empfängt uns regnerisch und mit merklich tieferen Temperaturen.
25. Februar: Wir erwachen bei strömendem Regen, der Himmel öffnet heute in einer an sich trockenen Gegend seine Schleusen voll und lässt unseren Besuch in Punta Tombo, der größten Kolonie an Magellan-Pinguinen außerhalb der Antarktis, wegen unpassierbarer Straßen sprichwörtlich ins Wasser fallen. Wir starten erst mittags unser restliches Ausflugsprogramm, welches uns zuerst ins paläontologische Museum mit reichhaltigen Fossilienfunden an Dinosauriern führt. Zum Abschluss des Tages verschlägt es uns in die Ortschaft Gaiman, eine Siedlung walisischer Immigranten, wo wir uns im Ty Gwyn Teehaus bei vorzüglichem Tee und süßen Köstlichkeiten stärken und das typisch walisische Ambiente genießen.
26. Februar: Schönwetter steht wieder auf dem Programm und unserem geplanten Ausflug zur Peninsula Valdéz somit nichts mehr im Wege. In Kleingruppe passieren wir mit unserem Guide die Halbinsel am Istmo Ameghino, erreichen den Peninsula Valdés National Park und haben im beschaulichen Ort Puerto Pirámides unseren ersten Zwischenstopp. Danach geht es weiter zur Punta Norte, wo wir am Strand Seelöwen und Seeelefanten mit ihren erst kürzlich geborenen Jungtieren beobachten können – ein bewegender Anblick für jeden Tierliebhaber!
An der Caleta Valdéz finden wir schließlich noch zum krönenden Abschluss eine kleinere Kolonie an Magellan-Pinguinen vor. Diese entzückenden Tierchen im „Frack“ posieren direkt vor unseren Augen in der Sonne bzw. watscheln munter auf und ab und entschädigen uns somit ein wenig für den verregneten Vortag. Danach speisen wir in einem gemütlichen kleinen Restaurant mit Ausblick auf die vor uns liegende Bucht, sichten noch Guanakos, Strauße und Füchse und kehren danach nach Puerto Madryn zurück.
El Calafate am Lago Argentino und Perito Moreno Gletscher
Am 27. Februar verlassen wir Trelew wieder mit dem Flugzeug mit Ziel El Calafate im südlichen Patagonien und überfliegen die endlosen Weiten dieser faszinierenden Landschaft. Schon der Landeanflug auf die Stadt ist atemberaubend, wir erblicken bei tiefblauem Himmel und prächtigstem Sonnenschein die schneebedeckten Gipfel der Andenkordilleren, direkt unter uns das smaragdgrüne Wasser des Lago Argentino und den Perito Moreno Gletscher erstmals von der Luft aus in seiner vollen Pracht – ein unvergessliches Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Wir fahren zum Edenia Hotel, am Hang mit Blick auf den Ort und den See gelegen, und erkunden nachmittags El Calafate zu Fuss. Abends kehren wir über die weitgezogene Bucht, vorbei an Flamingos, bunten Wasservögeln sowie Wildpferden, wieder zum Hotel zurück und genießen von dort einen traumhaften Sonnenuntergang.
28. Februar: Der Tagesausflug führt uns heute zum 80 km entfernten Perito Moreno Gletscher im Nationalpark Los Glaciares – zweifelsfrei ein Höhepunkt auf unserer Reise. Der 250km lange, am See 4km breite und bis zu 60 m hohe Kontinentalgletscher – Unesco Weltnaturerbe – kalbt regelmäßig und auch wir werden während einer Bootsfahrt auf dem Lago Argentino Zeugen, wie unter Getöse meterhohe Eisstücke in das smaragdgrüne Wasser abstürzen. Der Perito Moreno ist der einzige Gletscher weltweit, der bis vor einigen Jahren noch im Wachsen begriffen war. Von dieser atemberaubenden Naturkulisse können wir uns auch bei einem nachfolgenden Rundgang auf verschiedenen Aussichtsterrassen überzeugen.
Ans Ende der Welt – Feuerland
Wir genießen noch einen entspannten Vormittag im Hotel, ehe es nachmittags am 29. Februar wieder weiter Richtung Süden geht. Ein letztes Mal noch erblicken wir wieder bei prächtigstem Sonnenschein die Gletscherwelt vom Flugzeug aus. Eine atemberaubende, zerklüftete Landschaft breitet sich unter uns aus, wir überfliegen Punta Dungeness und die Magellanstraße und erreichen schließlich die südlichste Provinz Feuerland. Bereits im Sinkflug, tauchen wir durch dichte Wolkenschichten hindurch, ehe s i e plötzlich unter uns erscheint – Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt, am Beagle-Kanal gelegen, Hauptstadt Feuerlands, fin del mundo – das Ende der Welt. Ich entsinne mich der Ausführungen meines ehemaligen Geographieprofessors und meines lange gehegten Wunsches, einmal in meinem Leben in diese Stadt zu kommen. Nun ist er Wirklichkeit geworden! Nach der Landung macht sich nach anfänglicher Hochstimmung Ernüchterung breit. Unser Gepäck wird nicht entladen, das Personal streikt. So denn, üben wir uns eben in Geduld – what else!? Ich vertiefe mich in meine Kreuzworträtsel und Chris ersteht in einem der Shops ein neues Taschenbuch, sogar in deutscher Sprache. Nach ca. neunzig Minuten geht der ganze Spuk friedlich zu Ende und wir werden – mitsamt unseren Koffern – ins Hotel Altos Ushuaia, hoch oben am Hang gelegen, chauffiert. Eine traumhafte Aussicht über die zu Füssen liegende Stadt und den Kanal lässt unsere Herzen höher schlagen und die entstandenen Unannehmlichkeiten vergessen.
1. März: Heute steht ein Ausflug in die Umgebung Ushuaias auf dem Programm. Guide Rodrigo, ein junger Einwohner der Stadt mit sonnigem Gemüt, zeigt uns und zwei weiteren argentinischen Paaren in englischer/spanischer Sprache die Schönheiten der Natur. Zuallererst machen wir in der Tierra Valle Mayor inmitten einer wunderbaren Bergkulisse Bekanntschaft mit entzückenden Schlittenhunden, ehe es an den glasklaren Escondido See geht. Wir wandeln an moosbewachsenen Bäumen entlang durch einen mystisch anmutenden Wald, der mich ein bisschen wie Alice im Wunderland fühlen lässt. Schroffe Felsspitzen inmitten einer unberührten Natur faszinieren uns, auch am Fagnano See machen wir halt und lernen dabei nette Einwohner kennen. Vom Garibaldi Aussichtspunkt in 430 m Seehöhe genießen wir schließlich bei Sonnenschein einen fantastischen Ausblick auf beide Seen, ehe wir in der Tierra Valle Mayor unser spätes Mittagessen einnehmen, köstliches Lamm vom Grill, und nochmals bei den Huskys vorbeischauen. Danach geht es wieder zurück in die Stadt, wo sich unsere Wege trennen. Zuvor werden wir noch von allen geherzt und geküsst. Muchas gracias – vielen Dank – Rodrigo für diesen unvergesslichen Tag!
Chris und ich flanieren noch am Hafen entlang, zur Kirche und durch die Hauptstraße, genießen einen abendlichen Drink und kehren danach zum Hotel zurück.
3344 km nordwärts nach Salta
Ich erwache frühmorgens am 2. März durch Sonnenstrahlen und sehe vom Fenster aus in einem schmalen Wolkenfenster direkt vor mir die Sonne über dem Beagle-Kanal aufgehen. Ushuaia – in der Sprache der Ureinwohner „die Bucht, die nach Osten sieht“ – zeigt sich heute von ihrer schönsten Seite. In dieser unwirtlichen Gegend eher eine Seltenheit. Leider ist schon Abschied nehmen angesagt. Die Reise geht weiter in den warmen Nordwesten, ins 3.700 km entfernte Salta. Um 11 Uhr startet unser Flugzeug, vom Fenster aus blicke ich ein letztes Mal auf die unter mir liegende Stadt. Adios Ushuaia – es war so schön dagewesen zu sein, hier am „Ende der Welt!“ Via Buenos Aires fliegen wir nach Salta, landen abends in 1.200m Höhe und werden ins Hotel Almeria geführt, wo wir die nächsten vier Nächte verbringen.
3. März: Zeitig in der Früh läutet der Wecker. Unser – etwas verspäteter – Ausflug führt uns heute in den Süden auf der Ruta Nacional 68 zuerst durch das Lerma Valley, ein berühmtes Weinanbaugebiet, ehe wir eine wildzerklüftete Schluchtenlandschaft – die Quebrada de las Conchas – erreichen, wo Wind- und Wassererosionen phantasievolle Gesteinsformationen geschaffen haben, die auch wir nun erkunden. Wir stehen inmitten des „Teufelsschlundes“ und genießen in weiterer Folge die besondere Akustik im „Amphitheater“ – gleich der im Teatro Colon in Buenos Aires, wie uns unser temperamentvoller, fröhlicher Guide Monica versichert. Schließlich erreichen wir den Ort Cafayate, wo die gesamte Gruppe ihr Mittagessen einnimmt, eine lustige Schar vorwiegend Südamerikaner. Danach besichtigen wir die Kathedrale und verkosten auf einem der Weingüter aromatische Weißweine, während wir vor Ort herumgeführt werden. Durch eine eindrucksvolle Felskulisse kehren wir abends wieder nach Salta, in der Indianersprache Aymará „die Schöne“ genannt, zurück.
4. März: Monica holt uns wieder vom Hotel ab – erneut verspätet, jedoch mit ihrem umwerfend herzlichen Lächeln – und wir starten diesmal unsere Tour in die wundervollen Hochanden des Nordens auf der Ruta Nacional 9. Die beeindruckende Schlucht Quebrada de Humahuaca, früher der Königsweg der Inkas, wurde erst kürzlich zum Weltkulturerbe ernannt. Bizarre, vielfärbige Felsformationen infolge eines hohen Mineralgehaltes faszinieren uns zutiefst. Bei einem ersten Stopp in San Salvador de Jujuy besichtigen wir die dortige Basilika, dann geht es weiter in den Ort Purmamarca, wo wir indigene Andenbewohner in ihrer typischen Architektur vorfinden, dem Markttreiben zusehen und den siebenfärbigen Felsen bewundern. In Tilcara besichtigen wir die alte Inkafestung El Pucará, sichten Lamas und riesige Kandelaberkakteen, und blicken aus nunmehr 3.000m Höhe über das gesamte Tal.
Unser Mittagessen nehmen wir in Humahuaca ein, köstliches Lamafleisch und sonstige ortsübliche Spezialitäten, und werden dabei von einer Inkagruppe musikalisch begleitet – eine ganz wunderbare Stimmung kommt auf und es wird viel gelacht. Monica erzählt uns begeistert eine Menge in spanischer / englischer Sprache über diese Gegend. Wir flanieren durch den Ort, vorbei an traditionellen Häusern aus Adobe und Kaktusholz, Kirche, Rathaus und einem kolossalen Denkmal zur Unabhängigkeit und genießen nochmals den Zauber dieser stillen wildromantischen Gegend, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Schließlich kehren wir abends wieder nach Salta zurück und verabschieden uns von allen. Adios Monica und vielen Dank für zwei wunderbare Tage.
5. März: Heute steht die wohl spektakulärste Tour dieser Gegend auf dem Programm. Wir starten zum letzten Ausflug, der uns entlang der Route des „Tren a las Nubes, des Zuges zu den Wolken, zur Ortschaft San Antonio des los Cobres führt. Nur mit unserem Guide Celine und einer niederländischen Touristin geht es zuerst durch die wildromantische Toro Schlucht, entlang dieser abenteuerlichen, 217 km langen Bahnstecke, welche derzeit aus Witterungsgründen jedoch nicht in Betrieb ist. Eine technische Meisterleistung, bedenkt man, dass vor 90 Jahren mit dem Bau begonnen wurde und die Strecke 21 Tunnel, 31 Brücken und 13 Viadukte umfasst und über 3.000m Höhenunterschied überwindet. Kurve um Kurve gewinnen wir mit unserem Wagen in einer menschenleeren Gegend an Höhe und können uns an einem traumhaften Bergpanorama und steilen Felswänden kaum sattsehen. In der Inkasiedlung Santa Rosa de Tastil machen wir einen kurzen Halt und bewundern die kunstvollen Handarbeiten der Bewohner.
Schließlich erreichen wir in 4.080m die Passhöhe und gelangen über die Hochwüste, die Puna, in den Minenort San Antonio de los Cobres, wo auch der Wolkenzug seine Endstation findet. Wir flanieren durch den Ort und nehmen in einem kleinen urigen Restaurant unser Mittagessen ein. Nicht zu spät machen wir uns auf den Rückweg, da schon stellenweise dunkle Wolken aufziehen und das Wetter in dieser Gegend nachmittags jederzeit umschlagen und die Straßen bzw. Pisten in Flüsse verwandeln kann. Die Bahnstrecke mehrmals kreuzend, gleiten wir wieder talwärts, vorbei an Lamas und einzelnen Bewohnern, die uns ihre Waren zum Kauf anbieten. Noch einmal queren wir die Toro Schlucht in der Nachmittagssonne und erreichen schließlich wieder das Tal. Ein traumhafter Tag und ein letzter Höhepunkt auf dieser gelungenen Reise gehen zu Ende.
6. März: Um 4 Uhr 30 läutet der Wecker, die Koffer sind gepackt, Abschied nehmen ist angesagt. Langsam geht sie zu Ende, unsere Reise – quer durch Argentinien. Unser Flugzeug von Salta retour nach Buenos Aires startet um 7 Uhr. In der Hauptstadt gelandet, tauchen wir ein letztes Mal ein in die Metropole und durch dichtes Verkehrsgewirr und wechseln zum internationalen Flughafen Ezeiza, von wo aus wir um 14 Uhr 30 das Land Richtung Europa verlassen. Adios Argentina, adios Südamerika – wir werden wiederkommen!
7. März: Nach einer Zwischenlandung in Madrid landen wir schließlich um 13 Uhr 15 in Wien. Die Heimat hat uns wieder.
Es war eine wunderbare, unbeschwerte Zeit auf unserer mittlerweile dritten Südamerika-Reise. Wir haben sie sehr genossen und uns von einer gewissen Leichtigkeit und Lebensfreude inspirieren lassen. Allerorts wurde uns große Herzlichkeit entgegengebracht und wir hatten zahlreiche schöne menschliche Begegnungen auf unserer Reise quer durch Argentinien, von den Hochanden im Nordwesten, der Metropole Buenos Aires bis hin in die endlosen Weiten Patagoniens und das südlichste Feuerland. Und nicht zuletzt hat uns einmal mehr eine grandiose Natur zutiefst beeindruckt und fasziniert. Wir sollten sie nicht zerstören, auf dass sich auch unsere Nachwelt noch lange daran erfreuen kann!