Friesland – Hansestädte, Seen, Grachten und Windmühlen

Die idyllische Provinz Friesland haben wir uns diesmal als Urlaubsziel ausgesucht und wollen die Städtchen, Grachten und Seen mit dem Hausboot unserer Freunde Kitty und Gerd erkunden. Soweit unsere Pläne für die nächsten zwei Wochen …

Bootsfahrt durch den Nationalpark Alde Feanen

Friesland – Fryslan – ist eine der zwölf niederländischen Provinzen im Norden des Landes. Sie liegt zwischen dem Ijsselmeer im Westen und der Provinz Groningen im Osten, die Hauptstadt ist Leeuwarden. Auf etwa 500 km bilden die Friese Meren ein geschlossenes System von Seen, Flüssen und Kanälen und zählen zum größtem Wassersportgebiet Europas. Die Landschaft besticht durch malerische Grachten und alte Windmühlen, Heideland mit typischen Bauernhöfen, sowie grüne Rinder- und Pferdeweiden. Fast ein Drittel der Niederlande liegen unterhalb des Meeresspiegels und wurden durch Deiche gegen Fluten abgesichert. Eine halbe Million Menschen sprechen Friesisch – Frysk -, die zweite Amtssprache der Niederlande. Bekannt und sehenswert sind die historischen elf Städte Frieslands.

In den Abendstunden des 7. Juli starten wir vom Wiener Hauptbahnhof mit einem Night Jet Richtung Amsterdam. In unserem Schlafwagenabteil samt Dusche und WC werden wir vom freundlichen Steward des Waggons mit einem Sektfläschchen sowie nötiger Toilettenartikel willkommen geheißen. Unsere Route führt uns über Nürnberg, Frankfurt, s’Hertogenbosch und Utrecht nach Amsterdam Centraal, mit planmäßiger Ankunftszeit am 8. Juli um 10 Uhr 15. Komfortabel und entspannt gestaltet sich die Zugfahrt in unserem geräumigen Zweier-Abteil, welche wir sehr genießen, umso mehr wir uns noch immer inmitten der Corona-Pandemie befinden.

Am Morgen wird unser Frühstück serviert. Es besteht aus Kaffee, Tee, Semmeln, Joghurt, Müsli, Butter und Orangensaft, und wir tafeln gemütlich mit Blick auf die vorbeiziehende Landschaft und freuen uns auf unseren Urlaub. Am Bahnhof Amsterdam Centraal besteigen wir einen Zug in nördlicher Richtung nach Enkhuizen, wo wir um 11 Uhr 50 ankommen und an Bord der bereits gebuchten Fähre BEP GLASIUS gehen, welche uns in 80-minütiger Fahrtzeit über das Ijsselmeer nach Stavoren bringt. Im alten Hafen – Alde Haven – gehen wir an Land. Gud dai (guten Tag) und Wolkom in Friesland!

In der Gemeinde Súdwest-Fryslan und früher an der Zuidersee gelegen, ist Stavoren die älteste der friesischen Städte und hat Glanzzeiten, aber auch bittere Armut erlebt. Ab 1385 betrieb es als Hansestadt eifrigen Handel mit Ostsee-Anrainerstaaten, gegen Ende des Mittelalters verfiel die Stadt allmählich und der Hafen versandete. Im Jahr 2011 feierte Stavoren 950 Jahre Stadtrechte.

Im Hotel „De Vrouwe van Stavoren“ am Havenweg checken wir für eine Nacht ein, stärken uns mit Kabeljau und Pommes und gewinnen bereits erste Eindrücke. Von unseren Freunden haben wir inzwischen erfahren, dass ihr uns zur Verfügung gestelltes Hausboot infolge eines Motorschadens leider nicht einsatzbereit ist. Sehr schade, doch – flexibel wie wir sind – stellen wir uns nun auf einen Landurlaub ein, um die wunderschönen Städte und Landschaften Frieslands auf diese Art zu erkunden.

Stavoren

Nach dem Frühstück flanieren wir am 9. Juli zum Alten Hafen mit der Statue der Vrouwe van Stavoren und den historischen Segelschiffen, zur Kirche und dem markanten Fischbrunnen, und bewundern hübsche Häuser mit schmucken Vorgärten. Zahlreiche Boote passieren bereits die Schleusen von Stavoren, um zu den friesischen Seen zu gelangen.  Hier verläuft ebenso der Johan-Friso-Kanal Richtung Landesinnerem. Vom Damm aus ergibt sich uns eine gute Sicht auf die Segelboote im nahen Ijsselmeer, welches im Jahr 1932 durch einen Abschlussdeich vom Meer abgetrennt wurde. Aus der ehemaligen salzigen Zuidersee wurde so das Ijsselmeer, ein riesiger Süßwassersee. Zuweilen erinnern heute noch Salzwassermuscheln an die frühere Meeresküste.

Sneek, Perle inmitten der friesischen Seenplatte mit vielen Sehenswürdigkeiten

In 30-minütiger Zugfahrt geht es danach nach Sneek, das friesische Snits, wo wir im Hotel Amicitia am Stadtrand für drei Nächte einchecken. Diese Unterkunft hat Chris kurzfristig organisiert, was gar nicht so einfach war, da in den Niederlanden inzwischen die Schulferien begonnen haben.

Sneek in der Gemeinde Zuidwest-Fryslan ist die größte der elf friesischen Städte und die Hauptstadt von Waterland van Friesland. Sie grenzt an das Snitser Mar (niederländisch Sneekermeer), einer der größeren friesischen Seen. Als Perle Frieslands ist die Wasserstadt Sneek vor allem wegen des berühmten Stadttors, der Waterpoort, bekannt und ein Ort der Gemächlichkeit. Bereits im Jahr 1492 begann man damit, die Stadt komplett zu ummauern. Von den Befestigungsanlangen noch erhalten ist heute des Wassertor.

Unsere Sightseeing-Runde führt uns zuallererst zu diesem markanten Sneeker Wassertor aus 1613. Mit seinen beiden schlanken Türmen gilt es als das Wahrzeichen der Stadt.  Über die Lemmerbrug – eine der beweglichen Brücken – geht es zur Oude Kerk und vorbei am Schifffahrtsmuseum zum Fontain van Fortuna, sowie entlang zahlreicher Kanäle. Zwischendurch gibt es eine kulinarische Stärkung sowie ein kühles Bier im Zentrum mit Grachtenblick. Tsjoch! – Prost! Hier ist wirklich eine Menge zu entdecken und die Stadt gefällt uns sehr.

Erneut verschlägt es uns am 10. Juli downtown. Wir besichtigen das Innere der Sint Martinuskerk aus dem späten 19. Jh und passieren das im 15. Jh erbaute Rathaus – Stadhuset – mit einem Rokokogiebel. Weiter spazieren wir durch den Wilhelminapark, bewundern alte Häuser an der Gracht Kleinzand sowie den Brunnen von Fortuna und gönnen uns an der Kerkgracht Kaffee und Süßes.

Mittags führt uns eine einstündige Grachtenrundfahrt – Grachtenrondvaart – durch Prinsen-, Waterpoorts-, Kerk- und Looxmagracht sowie vorbei an bedeutenden Sehenswürdigkeiten. Eine sehr schöne Erfahrung mit stimmigen Impressionen vom Wasser aus! Fish and Chips und Kabeljausalat stehen danach noch auf unserem Speiseplan.

Am heutigen Sonntag des 11. Juli erleben wir Sneek vormittags ruhig und beschaulich. Erneut verfolgen wir die Fahrt zahlreicher Hausboote unter Hubbrücken hindurch. In der City gibt es einen Aperol-Drink, dann steht die Martinikerk aus 1498 mit markanter Orgel auf dem Programm. Unser Mittagessen beinhaltet Toast und Kroketten und wir entdecken sogar ein Irish Pub für ein Glas Murphays Bier. Vielfältig ist wiederum das Angebot und entspannt und freundlich sind die Menschen vor Ort.

Grou, ehemaliges Wasserdorf am Pikmeer, Wiege der friesischen Kultur

Bei der Autovermietung in Sneek Nord organisieren wir uns am 12. Juli einen Leihwagen der Marke VW Up und fahren zu unserem nächsten Quartier in Grou in der Gemeinde Leeuwarden, welches Chris schon vorsorglich reserviert hat. Frisia Residentie, direkt am Wasser gelegen, wird für die nächsten Tage unser Zuhause sein. Hier haben wir ein Apartment samt Küche zur Verfügung und sind zudem die einzigen Gäste, verfügen über eine Terrasse unmittelbar am Wasser mit Blick auf den Kanal und ins Grüne.  

Grou ist etwa 1.200 Jahre alt und gilt als die Wiege der friesischen Kultur. Der lebendige Ort am Pikmeer sowie am Prinses-Margriet-Kanal ist bekannt für sein gemütliches Zentrum mit zahlreichen Geschäften und Kneipen, sowie ein bekanntes Wassersportzentrum. Unsere Runde führt uns zur im 12. Jh im romanischen Stil erbauten Sint Pieter Kerk an der Kerkstraat. Markant sind der typische Satteldachturm, eine Orgel aus 1853 sowie die Grabsteine der Brüder Halbertsma, bekannte friesische Dichter bzw Schriftsteller. Durch den Wilhelminapark und vorbei an der Statue Halbertsmas geht es zum Rathaus am Stationsweg mit Glasmalereifenstern und Skulpturen, welches auch ein Museum beherbergt. Hier ist eine reichhaltige Sammlung an Porzellan, Silber, Mineralien und Bildern vorhanden. Nach Besichtigung des Hafens gibt es im Restaurant Amical am Halbertsmaplein ein Essen samt Amstel Bier.

De Alde Feanen, Nationalpark mit phantastischer Naturlandschaft

Am 13. Juli fahren wir in den nahen Nationalpark De Alde Feanen. 2006 im Zentrum der Provinz Friesland gegründet, bietet er ein 4.000 Hektar großes abwechslungsreiches Feuchtgebiet mit Niedermooren, Sumpfwäldern, Torf- und Heideflächen, Schwingrasen und verzweigten Seen. 450 verschiedene Pflanzenarten – auch Orchideen – gibt es hier sowie 35 Arten an Säugetieren, wie Fischotter, Rohrdommel, Sumpfhuhn oder Seeadler. Eine schöne und gelungene Wanderung führt uns durch Marschland und Schilf, vorbei an Dotterblumen und Aussichtstürmen durch eine liebliche Landschaft, welche zu den herausragendsten Naturgebieten Westeuropas zählt. Hier sind Otter, Rehe und Störche beheimatet, sowie Enten, Schwäne und Graugänse. Zahlreiche Storchennester säumen unseren Weg und sehr beschaulich geht es trotz der Ferienzeit zu. Unterwegs essen wir einen kleinen Snack am Wasser und setzen danach mit der Fähre zurück zu unserem geparkten Auto über.

Zuletzt besichtigen wir das von der Natur umschlossene, typisch friesische Dorf Earnewald mit 400 Einwohnern, zwei Kirchen (eine aus 1794) und der De Princehofmolen Windmühle aus 1958.  Abends kehren wir, vorbei an zahlreichen Weiden, in unser Apartment zurück.

14. Juli: Heute steht eine Bootsfahrt durch De Alde Feanen auf unserem Tagesprogramm. Wir mieten ein sechs Meter langes Motor-Aluminiumboot und haben eine wunderbare Zeit am Wasser. Wir befahren das Pikmeer und passieren das schmucke Dorf Warten mit großem Jachthafen und restaurierter Windmühle. Im örtlichen Restaurant de Kok & de Walvis direkt am Kanal essen wir zu Mittag. Mit Sicht auf unser angeleintes Boot schmecken uns Huhn mit Nudeln sowie Poke samt Bier bestens. Wir blicken zur Kirche sowie zur nahen Klappbrücke, sehen anderen Booten beim Passieren zu und füttern Gänse und Enten am Ufer. Wiederum eine idyllische Stimmung – und sehr entschleunigend. Hier gehen die Uhren eindeutig langsamer.

Danach passieren auch wir die Brücke mit nur 0,9 Metern Durchfahrtshöhe, sowie eine zweite Hubbrücke in der lieblichen Ortschaft Wergea samt Schleusenwärter. Auch dieses Dorf ist typisch für seinen individuellen Flair und kann zudem mit zwei Kirchtürmen aufwarten.

Die nahegelegene Stadt Leeuwarden, Hauptstadt Frieslands, umfahren wir auf unserer heutigen Stande Maast Route (Stehende Mast Route, geeignet für Segelschiffe) über die Autobahn. Zahlreiche Aquädukte machen es hier möglich, mit dem Boot auf weitverzweigten Wasserstraßen ungehindert durch die Provinz zu fahren, während die Straßen unter den Kanälen verlaufen und Autos und Boote sich derart nicht in die Quere kommen. Bei sonnigem Wetter schippert Chris souverän mit 10 km/h durch die Kanäle, während ich mich erneut als Fotografin betätige. Motive gibt es hier wahrlich genug und beschaulich ist erneut dieser Urlaubstag. Die Gegend ist ideal zum Erholen und die sattgrüne Landschaft vermittelt an sich schon viel Ruhe. Sanft wiegt sich das grüne Schilf am Ufer im Wind.

Nach der abendlichen Bootsrückgabe in Grou gibt es im örtlichen Theehuis zum Abschluss einen erfrischenden Drink, ehe ein weiterer erlebnisreicher Tag zu Ende geht.

Joure, Kaffee-Museum

Bei bedecktem Wetter entschließen wir uns am 15. Juli zu einer Fahrt ins nahe Joure, größter Ort der Gemeinde De Fryske Maren mit zahlreichen historischen Gebäuden. Geplant ist ein Besuch des 1976 eröffneten Kaffee- und Teemuseums. Die Marke Douwe Egberts Kofflebranderijen erblickte hier das Licht der Welt. Ein Komplex aus zehn historischen Lagerhäusern, Wohngebäuden, Werkstätten und Fabriken, Kais und Gärten vermittelt einen guten Eindruck über die Tradition und Geschichte des Weltkonzerns. Auf den Spuren des 18. bis 20. Jhs wandelnd, erhalten wir im Museumscafé Kaffee- und Teeproben sowie Süßes und besichtigen die weitläufige Anlage. Sie führt uns zu alten Kaffeemaschinen, in eine angeschlossene Druckerei mit Druckpressen und Setzmaschinen, sowie in eine Uhrmacherei mit der größten weltweiten Sammlung an friesischen Pendeluhren. Die Silberschmiede, Kupfergießerei von Keverling sowie das Geburtshaus des Kaffeerösters und Gründers Douwe Egberts runden unser Programm noch ab.

Danach widmen wir uns der Besichtigung der Stadt Joure, welche uns entlang der Midstraat und Kerkstraat zur schlichten Kerk St. Mattheus führt, und zu einem Mittagessen im Bistro Fred. Danach flanieren wir durch den lieblichen, von Teichen durchzogenen Park Heremastate und fotografieren lohnende Motive im Grünen. Schließlich kehren wir wieder zu unserem Quartier in Grou zurück.

Akkrum, am Beginn der Torfroute

Am 16. Juli fahren wir nach Akkrum, ein Dorf in zentraler Lage und an einer Eisenbahnlinie, in der Gemeinde Heerenveen in der Provinz Friesland. Es liegt am Fluss Boorne mit dem Leppa-Aquadukt und am Beginn der Torfroute, einem Geflecht von Kanälen und Seen, auf denen bis zum 19. Jh die Torfkähne fuhren. Erstmals im Jahre 1350 schriftlich belegt, lebte die damalige Bevölkerung von Viehzucht, Fischfang, Handel und Handwerk. Heute gilt Akkrum als bekannter Ferienort.

Unsere Besichtigungsrunde führt uns zu den Kirchen Terptsjekerk und Doopsgezinde Kerk, zur Coopersburg am Ljouwertdyk samt herrlichem Garten, Teich und Mausoleum. Danach flanieren wir durch die Straße Bourren mit alten Häusern und bunten Blumengärten bis zum Passantenhaven. In der Bar Bistro Coppershuis gibt es Kaffee und Kuchen, danach besichtigen wir eine zweite Kirche.

Unsere nächste Station ist Terherne. Das malerische Dorf ist bekannt für seine Lage zwischen dem Sneekermeer und den Terhernster Poelen. Unser Spaziergang führt uns zum friesischen Hafen mit netten Ferienhäuschen, entlang einladender Cafés sowie zur Kirche. Wiederum sehen wir bei windigem Wetter jede Menge an Booten, gilt Terherne doch als beliebtes Wassersportzentrum. Im Restaurant ‚t Schippershuis direkt am Wasser essen wir danach zu Mittag. Flamkuchen, Bowl und Lachs schmecken einmal mehr, sowie ein lokales Bier. Proost! Auf einen weiteren gelungenen Tag in Friesland!

Die Gegend ist einmal mehr durch viel Landwirtschaft geprägt und vorbei an zahlreichen Feldern geht es abends heimwärts nach Grou.

Norg, Veenhuizen – Provinz Drenthe

Am 17. Juli verlassen wir Friesland für einen Tag und fahren nach Norg in der Provinz Drenthe. Mit ihren dichten Wäldern, weiten Mooren und Heideflächen zählt sie zu den Schönsten und gilt zudem als ältestes Siedlungsgebiet des Landes. Hier wollen wir unsere langjährigen Freunde Aafke und Harry besuchen. Herzlich werden wir mit Kaffee und Kuchen im Garten ihres Reihenhauses empfangen und viel gibt es zu erzählen. Danach führen uns die Freunde in einer Besichtigungsrunde durch das alte Norg, zeigen uns reetgedeckte Häuser, bunte Gärten und die Kirche. Im Grand Café Hotel Karsten aus 1718 essen wir zu Mittag. Salm, Pommes und Salat schmecken bestens und wir plaudern gemütlich auf der Terrasse. Danach setzen wir unser Sightseeing-Programm fort, spazieren zur Mühle und durch die Schoolstraat, und erfahren interessante Details.

Durch kleine Wälder geht es weiter nach Veenhuizen (sprich: Venhausen), wo Aafke und Harry zuvor etliche Jahre gelebt haben. Wir besichtigen die katholische und evangelische Kirche, sowie die alte und neue Schule. Landwirtschaftliche Höfe, Mais- und Rübenfelder, Kuh-, Pferde- und Schafweiden zählen ebenso zum örtlichen Repertoire. Das Nationale Gefängnismuseum aus 1890 bietet interessante Einblicke in das damalige Leben. Ein Komplex aus verschiedenen Gebäuden beherbergte zudem einst Spital und Apotheke. Heute gibt es hier ein Restaurant. Vorbei an Oude Gracht, alten Werkstätten und gepflegten grünen Anlagen mit viel Baumbestand, gehen wir durch die Hospitallaan und zum Haus Controle, wo Aafke und Harry früher sogar gewohnt haben. In Bergveen besichtigen wir den ältesten Bauernhof von Veenhuizen und eine Baumwollspinnerei. Gebäude mit Personalwohnungen werden heute zum Teil für Konzerte genutzt. Wir besichtigen auch einen ehemaligen, nunmehr restaurierten Pferdestall.

Erst kürzlich, im Jahr 2021 wurde Veenhuizen sogar in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.

In der Maallust Bierbrauerei – Bierbrouwerij – samt Windmühle gibt es für uns Vier abschließend eine Jause und wir lassen uns im Schatten eines der zahlreichen Spezialbiere bei sonnigen 24° C schmecken. Schließlich klingt unser gemeinsamer Tag im Garten der Freunde in Norg aus, ehe wir abends wieder nach Grou zurückkehren. Schön wars, ihr Lieben, vielen Dank für die wunderbare Zeit zusammen und euer nettes und interessantes Tagesprogramm!

Heeg, einst altes Fischerdorf am Nordufer des Heegermeers

Am Morgen des 18. Juli checken wir in Grou aus und fahren in halbstündiger Tour weiter nach Heeg zum Hotel-Grand Café De Watersport, wo wir für die nächsten Tage unser Zuhause haben. Zuallererst gibt es Kaffee und Kuchen direkt am Kanal mit Blick zur nahen Drehbrücke. Danach starten wir einen Bummel durch die Stadt, welche sich am heutigen Sonntag beschaulich präsentiert. Durch die ideale Lage am Heegermeer und an zahlreichen Flüssen herrscht hier das ganze Jahr reges Leben. Wir besichtigen die gemütliche Fußgängerzone, historische Gebäude im Zentrum, die Kirchen Sint Jozefkerk und Ichtuskerk sowie den Friedhof. Ebenfalls auf unserem Programm steht der große Jachthafen plus Campingplatz am Hegemer Mar, der friesischen Bezeichnung. Dieses ist neben dem Snitser Mar einer der großen Binnenseen Frieslands. Auf der Hotelterrasse lassen wir unseren Tag bei einem Abendessen mit Blick auf das Wasser ausklingen.

Sloten, kleinste Stadt der Niederlande aus dem 13. Jh, nahe des Slotermeers

Unser Ausflug am 19. Juli führt uns in die kleinste Stadt des Landes mit einer Fläche von gerade einmal 300 x 350 Metern und etwa 350 Einwohnern. Einst hatte Sloten aufgrund seiner Lage an der Wasserstraße zur ehemaligen Zuidersee eine hohe strategische Bedeutung und entwickelte sich im 17. Jh zur Festung, wovon noch die alte Kanone Zeugnis ablegt. Mit ihrem historischen Stadtkern zählt sie ebenso zu den elf friesischen Städten. Wir wandeln an der zentralen Gracht unter Lindenbäumen entlang der Lindengracht, weiter zu Heerenwal und Kapelstreek, und passieren die Kirche aus 1647, das Rathaus und eine alte Steinbrücke. Am Wasser nehmen wir Kaffee und Kuchen ein und bestaunen originelle Giebelhäuser. Danach gehen wir zur alten, noch in Betrieb befindlichen Windmühle de Kaai am südlichen Wassertor, sowie zum Passantenhaven. Sloten gleicht einem Freiluftmuseum und gefällt uns sehr gut.

Lemmer, Beginn des Prinses-Margriet-Kanals

Danach steht noch eine weitere der friesischen Städte am Programm: Lemmer am Ijsselmeer, mit der Marina Friese Hoek direkt vor der Einfahrt zur Schleuse. Ein Spaziergang führt uns durch den Ortskern mit zahlreichen Geschäften und bezaubernden typischen Häuschen. Hier befindet sich auch der Stadthafen, viele Kirchen und Geschäfte. Köstlicher Fisch zum späten Mittagessen rundet das Programm ab. Das friesische De Lemmer liegt im Süden der Provinz und ist ein bedeutender Ort für Wassersportler am Beginn des Prinses-Margriet-Kanals.

Das beschauliche Watersportdorp Woudsend an der Kreuzung mehrerer Wasserwege zwischen Slotermeer und Heegermeer steht ebenso auf unserer Besichtigungstour. Ursprünglich eine landwirtschaftliche Siedlung, wird der Ort 1337 erstmals urkundlich erwähnt, seine Blütezeit lag im 18/19. Jh. Wir spazieren durch das historische Zentrum schmaler Gässchen mit Bildern hübscher alter Häuser, kleiner Geschäfte und Galerien an zentralen Wasserwegen. Interessante Schwerpunkte bilden die Klappbrücke, die Getreidemühle Het Lam sowie die Kirchen Karmelkerk und Sint Michaelkerk und der Passantenhaven. Heute zählt Woudsend zu den schönsten Wassersportdörfern der Niederlande.

Hindeloopen, hübsche Museumsstadt mit langer Geschichte

Entlang ausgedehnter Weiden und kleiner Laubwälder fahren wir am 20. Juli nach Hindeloopen. Die Stadt ist reich an Baudenkmälern und gleicht einem Freilichtmuseum, wie zB die Schleuse aus dem 17. Jh und das dazugehörige Schleusenwärterhaus – Sylhus-, sowie das ehemalige Rathaus samt Stadtwappen. Bereits 1368 Hansestadt, war Hindeloopen wichtige Handelsstadt mit eigener Sprache, eigener Tracht und Malkunst, durchzogen von Grachten und mit schwarz-weiß-Bildern früherer Zeiten. Im 17. Jh zählte es zu den wohlhabendsten Hafenstädten Frieslands. Heute noch gibt es hier ein Schlittschuh- sowie ein Heimatmuseum. Blühende Gärten sowie liebliche Giebelhäuser beeindrucken ebenso. Unser Rundgang führt uns durch die Schoolstraat mit der Schoolbrug (Holzbrücke) sowie entlang des Dijkwegs. Vom Damm blicken wir auf das Ijsselmeer, die ehemalige Zuidersee, sehen Schafe auf den Weiden, Segelboote und einen Windpark vor der Küste. Erneut ist es angenehm bei sonnigen 21° C, begleitet von einer leichten Brise. Wir besichtigen die protestantische Grote Kerk, 1632 als reformierte Kirche gebaut, mit schlichtem Inneren und schiefem Kirchturm aus 1724, sowie den Friedhof mit elf Kriegsgräbern. Durch die Kalverstraat und über die Zugbrücke aus 1877 passieren wir den alten Hafen samt Uhrturm und beobachten abschließend mehrere Boote bei der Schleusung Richtung Ijsselmeer.

Makkum, im Mittelalter das „Tor zur Zuidersee“

Ein historisches Fischerdorf mit einem herrlichen Strand in der Gemeinde Zuidwest-Fryslan – das war Makkum einst. Das Brennen von hochwertigem Kalk bescherte dem Ort im 17./18. Jh seine Blütezeit als Handelsstadt, danach nahm seine Bedeutung wieder ab. Im 20. Jh ermöglichte der Bau des Abschlussdeiches eine Verbesserung der Infrastruktur für Makkum. Ein Bummel durch das pittoreske Zentrum führt uns durch die Kerkstraat und am Kanal entlang, zu Posthus und Hafen, Kirche und Zugbrücke sowie der Straße Vallaat entlang.

Die nachfolgende 75-minütige Bootsfahrt mit einem alten, auf Elektroantrieb umgerüsteten  Lastenkahn bringt uns von der Abfahrtsstelle Turfmarkt auf die Binnengewässer in und um Makkum und lässt uns durch ein Naturschutzgebiet entlang Schilf und versteckten Vogelbrutnestern gleiten. Idyllisch ist die Stimmung am Wasser, Enten und Pferde auf den nahen Weiden sind unsere Begleiter, und malerisch geht es unter niedrigen Brücken hindurch. Erneut sind wir nur mit wenigen Touristen unterwegs.

Das nachfolgende Essen im Restaurant „De Zwaan“ (zum Schwan) am Plein beinhaltet frischen Salm, Tomaten und Brot und rundet unser Tagesprogramm kulinarisch ab. Lekker ite! – Guten Appetit!

Heeg – Oudega – Gaastmeer

In einem geliehenen Elektroboot geht es am 21. Juli zur Poelen & Reidmarroute Heeg – Oudega – Gaastmeer in ein Tümpelgebiet unberührter Natur mit kleinen Seen, Mooren und Bächen authentisch-friesischen Charakters. Vorbei an Jachthäfen und Campingplätzen, schmucken Häusern und Gärten, Pferden und Kühen auf den Weiden fahren wir zuweilen unter niedrigen Brücken hindurch. Ein System aus schilfbewachsenen Kanälen bietet ein Vogelreservat für Pfuhlschnepfen. Enten, Möwen und Reiher sind bei sonnigem Wetter unsere Begleiter.

In Oudega gibt es eine Pause für Kaffee und Tonic. Das malerische Dorf beherbergt ein Museum und ist Ausgangspunkt mehrerer Wander- und Radwege.

Danach fahren wir im Boot in das kleine Dorf Gaastmeer zum Mittagessen im Restaurant „D’Ald Herbeck“, wo wir uns Fischsalat, Cesar Salad und Fruchtbiere schmecken lassen. Auf der Rückfahrt über das Heegermeer queren noch zahlreiche Segelboote, ehe in Heeg abends die Bootsrückgabe erfolgt und wir unseren Tag ausklingen lassen. Auf einer ruhigen Route waren wir heute stellenweise allein unterwegs.

22. Juli: Am Morgen checken wir im Hotel aus und verlassen das liebliche Heeg, wo wir uns sehr wohlgefühlt haben. Mit dem Auto geht es nach Sneek, wo wir unseren Leihwagen retournieren.

Um 11 Uhr 50 startet unser Zug Richtung Stavoren, vorbei an ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen, durchzogen von Kanälen und Wasserflächen, Windmühlen und Radwegen und geprägt von friesischen Pferden und Kühen. Wir passieren die Orte Ijlst, Workum und Hindeloopen und erreichen um 12 Uhr 40 Stavoren, wo vor zwei Wochen unser Friesland-Urlaub seinen Anfang genommen hat.

Erneut checken wir für eine Nacht im Hotel „de Vrouwe van Stavoren“ ein, welches wir schon vom Beginn unserer Reise kennen. Ich speise Kabeljau und Chris wählt den typischen Kibbeling (frittiertes Fischfilet in mundgerechten Würfeln) zum Mittagessen. Danach führt uns ein letzter Spaziergang entlang des Havenwegs und durch die Voorstraat, zum Havenkantoor sowie vorbei an t’Alde Herehus, und über den Het Gele Plein, sowie am Damm mit Blick auf das Ijsselmeer mit seinen zahlreichen Segelbooten. Sonnig und windig ist das Wetter und die bunten Häuser Stavorens bilden malerische Fotomotive. Erneut sichten wir Schafe auf den Weiden und flanieren vorbei am Stadtbadestrand bis zum Johan Friso-Kanal und der Marina Stavoren.

23. Juli: Nach dem morgendlichen Auschecken verlassen wir das liebliche Friesland. Tot ziens – auf Wiedersehen! Farwol Fryslan! Um 10 Uhr 25 bringt uns die Ijsselmeer-Fähre BEP GLASIUS wieder zurück nach Enkhuizen, wo wir an Bord eines Intercitys Richtung Amsterdam Centraal gehen. Nach einstündiger Fahrt erreichen wir die niederländische Hauptstadt, von wo aus abends unser Rückflug nach Wien startet.

Das war er nun, unser verhinderter Hausboot-Urlaub, in welchem wir die Schönheiten Frieslands kennenlernen durften. Bei besten Wetterverhältnissen genossen wir eine unbeschwerte Zeit inmitten grüner Natur und netter Menschen, welche uns viel Freundlichkeit und Herzlichkeit entgegengebracht haben. Wir sind in eine phantastische Natur eingetaucht, haben interessante friesische Städte und Dörfer erkundet und sind auf den Spuren einer alten Kultur gewandelt. Trotz Hausbootpanne glitten wir teils mit Booten auf den Friese Meren dahin und nehmen viele wunderbare Erinnerungen mit in die Heimat.

Wir haben die Sehenswürdigkeiten Frieslands bewundert und liebe Freunde in der Provinz Drenthe besucht. Nun schwelgen wir in schönen Erinnerungen: an de Vrouwe van Stavoren, das Sneeker Wassertor, Kaffeemuseum in Joure, Hafen von Lemmer, das winzige Sloten und pittoreske Hindeloopen, Naturparadies de Alde Feanen, Wassersportzentrum Heeg, das alte Grou, Pikmeer und Ijsselmeer, an malerische Grachten und friesische Pferde, Kibbeling und Amstel Bier ….

Schön wars in Friesland und wir werden uns gerne daran erinnern!