Die fünftgrößte Stadt Frankreichs an der französischen Riviera und im Herzen der Cote d’Azur, der azurblauen Küste, zählte schon in Zeiten früher Interrail-Reisen zu einer meiner bevorzugten Destinationen. Reich an Geschichte und Kultur sowie landschaftlicher Vielfalt und milden Klimas, begeisterte sie bereits zahlreiche Künstler wie Henri Matisse, Pablo Picasso und Marc Chagall sowie Schriftsteller aus aller Welt. Viele Jahre später habe ich Nizza zusammen mit Chris erneut besucht und wiederum kennen- und schätzen gelernt. Aus unseren gemeinsamen Erlebnissen von damals entstand nunmehr nachfolgender Reisebericht:
In den Morgenstunden des 24. Mai bringt uns ein Flugzeug der Sky Europe von Bratislava aus Richtung französischer Mittelmeerküste, wo wir um 11 Uhr 45 bei Sonnenschein am Aéroport Nice Cote d’Azur landen. Mit dem Linienbus geht es in weiterer Fahrt ins Stadtzentrum zu unserem Hotel Regence nahe des Masséna Platzes. Nach dem Einchecken starten wir bereits unsere Besichtigungsrunde. Nizza ist die Hauptstadt des Départements Alpes-Maritimes im Südosten Frankreichs und liegt an den Ausläufern des Mercantour-Massivs (Seealpen). Bereits im 4. Jh v. Chr. von den Griechen als antikes Nikaia gegründet, wurde es danach römische Kolonie, ehe die Stadt ab dem 14. Jh zu Savoyen gehörte. Im Jahr 1860 schloss sie sich Frankreich an und avancierte zum beliebten Erholungsort der europäischen Oberschicht. Anfang des 20. Jhs wurde Nizza von adligen Russen als Winterdomizil entdeckt.
Unsere Altstadt-Besichtigung ins Vieux Nice führt uns zum neoklassizistischen Palais de la Justice sowie zum Palais de la Préfecture, dem ehemaligen Palais Royal aus dem 17. Jh. Die barocke Kathedrale Sainte-Réparate an der Place Rossetti beeindruckt uns durch die Eleganz des Portals sowie den Hauptaltar und die marmorne Chor-Balustrade. Wir bewundern die zahlreichen restaurierten alten Häuser in ihren kräftigen Farben von Ockergelb bis Rostrot. Vorbei am Place Garibaldi mit dem Denkmal des Freiheitshelden gelangen wir zum Cours Saleya mit seinem farbenprächtigen Blumenmarkt – Marché aux Fleurs. Der Markt ist ein buntes Fest für alle Sinne, punktet ebenso durch ein umfangreiches Sortiment an Obst- und Gemüsesorten und wird von zahlreichen Restaurants und Boutiquen umgeben.
An der palmengesäumten Promenade des Anglais, einer sieben Kilometer langen Prachtstraße samt Strandpromenade mit Palästen und Hotels im Stil der Belle Èpoque, spazieren wir im Sonnenschein entlang. Ursprünglich nur ein zwei Meter breiter Weg an der Baie des Anges, der Bucht der Engel, wurde der Boulevard im Jahr 1820 vom Engländer Lewis Way auf eigene Kosten erbaut und gilt als weltweites Vorbild aller Strandboulevards. Markant und erhaben sticht das berühmte Negresco mit seiner typisch roten Kuppel hervor. Seit 2003 offiziell als historisches Baudenkmal eingestuft, gilt es als eines der weltbesten Hotels. Nizza – Nice – diese zauberhafte Stadt am Mittelmeer ist für mich noch immer voll Charme und besonderem Flair. Einst Treffpunkt der Reichen und Schönen, ist sie nun einem breiten Touristen-Publikum zugänglich und hat dabei doch nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.
Am Meer wird viel fotografiert und Chris und ich genießen die angenehmen Temperaturen, eine milde Meeresbrise, sowie dieses spezielle Lebensgefühl – savoir à vivre. Die vielfältige Kulinarik der Mittelmeerküche sowie exzellenter Kaffee tragen weiters zu unserem Wohlbefinden bei. Man weiß hier wahrlich zu leben! Schließlich passieren wir die 1840 erbaute Place Masséna, das eigentliche Herz der Stadt. Der neoklassizistische Platz gilt als beliebter Treffpunkt und fasziniert uns durch seine eleganten Arkaden, einen Springbrunnen mit bronzenen Pferdestatuen sowie einem schönen Ausblick auf die umgebenden Hügel. Schließlich kehren wir in unser nettes zentrales Hotel zurück und lassen unseren Tag bei einem Gläschen Wein ausklingen.
25. Mai: Nach dem Frühstück steht eine Rundfahrt mit dem Panorama-Bus am Programm. Le Grand Tour führt zu elf ausgewählten Haltestationen, an welchen nach Belieben ein- und ausgestiegen werden kann, um die jeweiligen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Am sonnigen Oberdeck haben wir uns zwei schöne Plätze ausgewählt, welche uns einen guten Überblick ermöglichen und lauschen interessiert den Kommentaren aus unseren Kopfhörern. Wir passieren die Place Ile de Beauté am Hafen mit der Kirche Notre-Dame du Port, wo wir erstmals für ein paar Fotos aussteigen und herumflanieren. Am Port de Nice gibt es auch Kaffee samt Süßem, ehe wir wiederum an Bord eines nächsten Busses gehen, welcher über den Mont Boron langsam höhere Regionen erreicht und dabei phantastische Ausblicke auf Nizza und die Küstenlinie offenbart. Eine sehr ruhige und exquisite Wohngegend mit schmucken Villen und blühenden Gärten passierend, geht es sodann vorbei am Place Garibaldi sowie am Musée Chagall in den Stadtteil Cimièz auf einer Hochfläche vor dem Mont Gros gelegen.
Hier gibt es Ruinen aus der Römerzeit – Thermen, ein Amphitheater sowie eine frühchristliche Basilika. Auf unserem Rundgang besichtigen wir das Franziskanerkloster Monastère Notre-Dame de Cimièz samt Kreuzgang aus dem 16. Jh. In der Kirche Notre-Dame de l’Assomption bewundern wir berühmte Gemälde und Fresken, Chorfenster und drei Altartafeln des Malers Louis Bréa. Durch den angrenzenden blühenden Rosengarten samt Zypressen und Eichenbestand spazierend, ergibt sich wiederum eine Fülle an lohnenswerten Fotomotiven sowie ein wunderbarer Panoramablick auf die Baie des Anges. Nur schweren Herzens verlassen wir diesen Ort des Friedens und der Harmonie und besteigen erneut einen der Sightseeing-Busse.
Vom 90 m hohen Schlossberg, Colline du Chateau, genießen wir einen schönen Blick hinab auf den Hafen, zur Altstadt und zum Meer. Hier siedelten einst Griechen und Römer. Von der 1706 zerstörten Burg gibt es inzwischen nur mehr wenige Mauerreste sowie die Ruinen einer Kathedrale aus dem 11. Jh. Noch immer sehenswert ist die blumenreiche Parkanlage – Parc du Chateau – mit einem künstlichen Wasserfall, wo wir durch ein grünes Labyrinth erfrischender Kühle wandeln. Im 1830 am Fuße des Schlossberges erbauten Turm Bellanda ist heute ein Marinemuseum untergebracht. Abschließend passieren wir die Promenade Etats Unis und die Promenade Magnan und spazieren durch die Altstadt nach Hause.
Ausflug ins Künstlerdorf St. Paul de Vence und nach Vence
An diesem sonnigen Tag, den 26. Mai, haben wir uns einen Ausflug im Linienbus in die Umgebung Nizzas, ins idyllische Künstlerdorf St. Paul de Vence, vorgenommen. Hinter dicken Mauern aus dem 16. Jh. haben sich einst berühmte Maler zum Kaffee getroffen. Heute zählt der Ort zu den exklusivsten Adressen an der Cote d’Azur und beherbergt eine Vielfalt an Kunstgalerien, Ateliers und Boutiquen. Auf unserem Rundgang gelangen wir zur Kirche Église Collégiale am höchsten Punkt des Dorfes sowie durch verwinkelte Gassen alten Steinpflasters und blumenumrankter Steinhäuser mit netten kleinen Gärten und Brunnen. An der bestens erhaltenen Stadtmauer flanieren wir entlang und entdecken zahlreiche kleine Geschäfte und Bars sowie die berühmte Skulptur „Der Denker“ des Malers und Bildhauers Auguste Rodin. Stets in Sichtweite: der malerische Blick zum Mittelmeer. Der Ausflug ist ein wahrer Genuss und lässt uns in längst vergangene Zeiten eintauchen.
Nach Verlassen des schmucken Künstlerdorfes geht es für uns weiter ins Hinterland Nizzas, in die Stadt Vence im Département Alpes-Maritimes in der Region Provence-Alpes-Cote d’Azur. Zehn Kilometer vom Meer entfernt und in imposanter Lage am Fuße bis zu 1.000 m hoher Berge gelegen, ist das ehemalige römische Vintium für seine zahlreichen Galerien und Märkte berühmt. 1909 entdeckte Raoul Dufy die Bischofsstadt für die Malerei. Danach folgten die Künstler Henri Matisse und Marc Chagall und ließen sich ebenfalls vom zauberhaften Flair der Gegend inspirieren. Noch heute punktet die reizvolle Stadt mit dem einzigartigen Charme durch Kultur sowie einer sehenswerten Altstadt schöner Architektur, wie wir beim nachfolgenden Spaziergang erleben können. Sie führt uns entlang der Stadtmauer, zur romanischen Kathedrale aus dem 11. Jh, sowie zur von Henri Matisse gestalteten Klosterkapelle – Chapelle du Rosaire. Eingebettet in eine grüne und fruchtbare Umgebung, verspürt man hier ein wahrlich angenehmes Lebensgefühl. Die Kulinarik der französischen Küche, erfrischende Getränke und edle Weine tun ein Übriges. Mit vielen stimmigen Impressionen kehren wir abends wieder in unser Hotel zurück.
27. Mai: Nach dem Frühstück verschlägt es uns heute zur Abwechslung an den Stadtstrand Nizzas. Das Abenteuer macht eine Pause und wir genießen die warmen Sonnenstrahlen und erfrischen uns bei einem kühlen Bad im Meer. Positiv hervorzuheben sind die angenehmen Temperaturen und das überaus saubere Wasser.
Nachmittags unternehmen wir eine Fahrt im Minizug – Train touristique de Nice. Dieser führt uns von der Esplanade Albert I. auf 45-minütiger Fahrt durch den Blumenmarkt und die Altstadt, vorbei am Place Garibaldi sowie Museé d’Art et d’Art Contemporain hinauf auf den Schlosshügel und zu den Schlossgärten. Die Stationen Marché aux fleurs, Colline du Chateau Belvédère du Donjon, la Baie des Anges, Port de Nice und die Promenade des Anglais sind einige markante Punkte und zeigen uns einmal mehr die Schönheiten der Stadt. Im Restaurant Chez Mémère in der Altstadt lassen wir unseren Tag kulinarisch ausklingen.
Auf der Grand Corniche nach Èze
Ein Ausflug im örtlichen Linienbus bringt uns am heutigen Hochzeitstag am 28. Mai ein Stück entlang der weltberühmten Grand Corniche. Als eine der schönsten Panoramastraßen der Welt ließ sie Kaiser Napoléon zum Teil auf den Spuren der römischen Via Julia Augusta in die Berge zwischen Menton und Nizza schlagen. Rund 500 m über dem Meer eröffnen sich während der Fahrt laufend grandiose Ausblicke auf Dörfer, Felsen, Denkmäler und das Meer. Hoch auf einem Steilfelsen in 427 m Seehöhe, knapp zehn Kilometer östlich von Nizza erreichen wir unser heutiges Tagesziel Èze Village.
Die ägyptische Gottheit Isis soll dem Ort einst seinen Namen gegeben haben und der Philosoph Friedrich Nietzsche erkor das Paradebeispiel einer village perché, eines typischen Bergdorfs oder Adlernests, viele Jahre später zu seinem Feriendomizil. Hier ließ er sich 1883/84 zu seinem epochalen Werk „Also sprach Zarathustra“ inspirieren. Uns faszinieren steile mittelalterliche Gässchen, fotogene Häuser und blühende Gärten, kleine Boutiquen sowie die Ruine einer Burg aus dem 14. Jh., welche Sonnenkönig Ludwig XIV. Anfang des 18. Jhs schleifen ließ. Wir besichtigen die Kirche Notre Dame de l’Assomption aus dem 18. Jh. und genießen die landschaftliche Schönheit und Ruhe. Danach verschlägt es uns an der höchsten Stelle in den Botanischen Garten – Jardin Éxotique – mit zahlreichen Kakteensorten, exotischen Pflanzen und Steinskulpturen sowie einer phantastischen Aussicht. Der Agronom Jean Gastaud gestaltete das schmucke Kleinod im Jahr 1949. Hier ließe es sich wahrlich noch ein Weilchen verweilen. Das luxuriösen Hotelrestaurant Chateau Èza steht noch am Programm, danach verlassen wir das sehenswerte Dorf an der Grand Corniche. Im Linienbus kehren wir wieder nach Nizza zurück und schwelgen noch lange in schönen Erinnerungen.
29. Mai: Nach dem Frühstück starten wir an der Bucht der Engel mit einer kurzen Erfrischung im Meer. Schließlich verfügt Nizza über einen wunderbaren zehn Kilometer langen Kiesstrand quasi „vor der Haustüre“. Danach wandeln wir ein letztes Mal entlang der schmucken Promanade des Anglais, genießen einen kühlen Drink und besichtigen die große Halle des weltberühmten Hotel Negresco. Luxus im Stil der Belle Èpoque prägt das Ensemble. Bereits das großzügige Entree zeichnet sich durch kostbaren Marmor, wertvolle Gemälde und Mobiliar sowie ausladende Baccarat-Luster aus. Ein historisches Baudenkmal und Highlight zum Abschluss unserer Reise, müssen wir doch schon bald unseren Rückflug antreten.
Um 15 Uhr 45 startet unser Flugzeug der Sky Europe, welches uns über Bratislava wieder ins heimatliche Wien zurückbringt.
Was wir von dieser Reise mitgenommen haben, sind wunderbare Erinnerungen an einen Sommertraum am Mittelmeer. Nizza – Nice – an der französischen Riviera gelegen, samt pittoresker Dörfer in der Umgebung hat nichts von ihrem Charme verloren und fasziniert mich bis heute. Palmengesäumte Boulevards, prächtige Belle Epoque Bauten, Kunstdenkmäler, angenehme Temperaturen, üppige Flora und ein entspanntes Lebensgefühl machen sie bis heute zu einer Traumdestination und lassen mich ebenso mit Freude an meinen ersten Aufenthalt zurückdenken, als ich vor Jahrzehnten am Bahnhof in Nizza angekommen und aus dem Zug gestiegen bin…..