Aus dem europäischen kalten November für einige Tage ins feuchtheiße tropische Singapur zu entfliehen, um noch etwas Wärme und Sonne zu tanken, erleichtert das Überstehen der herannahenden Winterzeit zu Hause. Angekommen bin ich in Singapur Sonntag früh, jedoch leider ohne Gepäck – die Umsteigezeit in München war wohl zu kurz für meinen Koffer. Ich hatte es aber schon geahnt und mir sicherheitshalber eine dünne Hose und Flip-Flops ins Handgepäck gepackt. Somit steht nach dem Einchecken im Hotel einem Erkundungsgang in die Stadt nichts mehr im Wege.
Mein erstes Ziel ist der Sri Mariamman Tempel, ein wichtiges Hinduheiligtum mitten in Chinatown. Der ursprüngliche Holzbau von 1827 wurde später durch einen Steinbau ersetzt und immer wieder erweitert und ausgeschmückt, bis zu seinem heutigen Aussehen voller Skulpturen und Schnitzereien. Vorbei an alten Häusern in der South Bridge Road, einem Teil des erhaltenen alten und renovierten Originalviertels alter chinesischer Geschäfte und Häuser, geht’s zum Buddha Tooth Relic Tempel, ein Neubau inmitten all der alten buddhistischen Tempel rundherum. Angeblich wurden 200 kg des von der Bevölkerung gespendeten Goldes verbaut, um diesen prunkvollen Tempel 2007 fertigzustellen.
Durch die alten Straßen von Ann Siang Hill flanierend, ein sonntags angenehm ruhiges Viertel, das auch einen Eindruck vom alten Singapur wiedergibt, kommt Hunger auf. Der La Pau Sat Festival Market ist nicht weit! An der Robinson Road, aus von Glasgow verschifften Eisenteilen 1894 erbaut, ist er für mich der stilvollste und immer wieder ein gerne besuchter Food Court – in Singapur Hawker Center genannt. Jetzt am frühen Nachmittag ist eher wenig Betrieb, aber von früheren Besuchen erinnere ich mich an abendliche Livebands und pulsierendes Leben.
Nächster Zielpunkt ist das Wahrzeichen Singapurs, der Merlion, eine Figur halb Fisch, halb Löwe. Ursprünglich an der Flussmündung des Singapur River erbaut, musste die wasserspeiende Statue übersiedeln und steht jetzt am Ende des One-Fullerton-Piers. Weiter geht’s in die Marine Bay, einen neuen vom Meer durch Aufschüttung gewonnener Stadtteil, auf einen Kaffee auf der Promenade mit wunderbarem Blick auf das neue Marine Bay Sands Hotel mit seinen drei 55-stöckigen Türmen, die in einer Höhe von 200m durch einen Dachgarten in Form eines Schiffes, inklusive 150 m Swimmingpool, verbunden sind.
Vorbei am Boat Quay, am Surpreme Court und – what else – auf einen Singapur Sling, ein Cocktail auf Ginbasis mit exotischen Säften, in der Writers Bar des nach dem Stadtgründer Sir Stamford Raffles benannten Raffles Hotel, wonach es frisch gestärkt weiter geht in die Serangoon Road, der Kern vom Stadtteil Little India mit all seinen kleinen Läden, farbenprächtigen Stoffen und Düften. Noch schnell eine erfrischende Kokosmilch in ‚Originalverpackung‘, dann wähle ich von den dortigen Hindutempeln diesmal den Sri Srinivasa Perumal Tempel, ein sehr stimmungsvoller Besuch in der – tropisch pünktlich – gegen 19 Uhr einsetzenden Abenddämmerung beendet meinen ersten Tag.
An einem anderen Tag ist Gelegenheit für einen abendlichen Spaziergang entlang des Singapur Rivers mit seinen Lokalen, von wo sich aus ein sehr schöner Blick auf die Skyline des Central Business District im Hintergrund und die oberen Stockwerke der Wolkenkratzer in Dunst bietet.
Am letzten Tag erkunde ich noch die Southern Ridges, die es bei meinem letzten Besuch noch nicht gab, ein sehr schöner 10 km langer Wanderweg mit wunderschönem Ausblick über drei Hügel, zum Teil auf Stelzenpfaden in Höhe der Baumwipfeln. Der Weg startet im Kent Ridge Park als Canopy Walk, über die Alexander Arch, den Forst- und den Hilltop Walk und weiter über eine spektakuläre Holzbrücke, die Henderson Waves – die höchste Fußgängerbrücke Singapurs – und endet beim Einkaufszentrum Vivo City mit Restaurantdorf im obersten Stock, welches wie ein altes chinesisches Dorf gestaltet ist – sehr praktisch für eine Stärkung nach der Wanderung und ein schöner Abschluss meines Aufenthaltes in Singapur.
Was auch noch lohnt, in Singapur anzusehen, ist der von ½ 8 Abends bis Mitternacht geöffnete Singapur Night Zoo. Es ist ein eindrucksvolles nächtliches Erlebnis, ohne sichtbare Zäune, bei nur schwacher vollmondähnlicher Beleuchtung, nahe den grasenden Tieren über die Wege zu spazieren oder mit der Bahn eine Rundfahrt zu machen.
Der Jurong Bird Park, der größte Vogelpark Südostasiens, lohnt ebenfalls einen Besuch.
Sentosa Island, die Vergnügungsinsel vor Singapurs Harbourfront, bietet Abwechslung zum städtischen Treiben. Erreichbar mit Seilbahn vom Mount Faber mit Ausblick über den Hafen oder mittels Sentosaexpress-Hochbahn bietet Sentosa Island zahlreiche Attraktionen zur Unterhaltung, aber auch Badestrände zur Straße von Malakka hin – dem meistbefahrenen Schifffahrtsweg der Welt. Die Musik Fountain, eine abendliche Springbrunnen-Lasershow mit Musikuntermalung, gibt es leider nicht mehr.
Singapur, wir sehen uns wieder!