Am 2. Mai in den Morgenstunden starten wir per Auto unseren Kurzurlaub, der uns aus dem kühlen und verregneten Wien südwärts an die slowenische Grenze und weiter über Maribor, Zagreb und Karlovac an die dalmatinische Küste in die malerische Ortschaft Starigrad-Paklenica führt.
Diese liegt an der Küstenstraße Rijeka – Zadar nahe am Paklenica-Nationalpark und zugleich am Fuße des Velebit-Gebirges. Nachmittags gegen 15 Uhr erreichen wir die familiäre „Pansion Michael“ direkt am Meer, wo wir vom Besitzer Ante schon mit einem herzlichen „dobrodosli“ willkommen geheißen und mit köstlichem Schinken – sunka -, Brot sowie einem erfrischenden pivo auf der sonnigen Terrasse verwöhnt werden. Abends wird Suppe, gegrillte Seebrasse, Gemüse, Salat und Dessert serviert, ehe die Sonne am Horizont versinkt.
Wanderungen auf der Hochebene Veliko Rujno
Unsere Rucksäcke und Wanderschuhe sind vorbereitet und wir starten morgens am 3. Mai zu einer ersten, anspruchsvollen 5-Stunden-Tour in das abgelegene Rujno-Plateau am Rande des Nationalparks, welche uns über die Hochebene Veliko Rujno zur Felsnase Bojin kuk führen wird. Der Nationalpark Paklenica wurde 1978 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt – eine grandiose Karstlandschaft hoher Felswände und Tropfsteinhöhlen mit einer reichlichen Artenvielfalt und Gebirgsflanken, hinabreichend bis zu den Küstenstreifen und durchzogen von den beiden Schluchten Velika und Mala Paklenica.
Für uns geht es in erster Etappe durch immergrünes Macchia-Gebüsch, Ginster, Alpenveilchen und andere seltenen Blumen hinauf auf die Hochfläche, wo wir bereits einen prächtigen Ausblick auf das Meer genießen. Das Velebit-Gebirge diente einst als Drehkulisse zahlreicher Winnetou-Filme und beim Anblick dieser wildromantischen Karstlandschaft fühle ich mich gleichsam in Kindheitstage zurückversetzt und Erinnerungen an die Abenteuer Winnetous und Old Shatterhands werden wieder wach. Hier begegnen uns kaum Menschen, einzig Vogelgezwitscher begleitet uns und wohlriechender Blütenduft liegt in der Luft.
Durch einen märchenhaft anmutenden „Feenwald“ und nach einer kleinen Kletterpartie erreichen wir schließlich die Felsnase Bojin kuk in 1.037 m Höhe, wo wir am Fuße eine Pause machen und hinab ins Tal, auf die langgezogene Küste und die umliegende Landschaft blicken. Danach steigen wir durch einen Talkessel wieder hinab entlang von Trockenmauern und Gebüsch zurück zu unserem Ausgangspunkt.
4. Mai: Zusammen mit Ante und weiteren Pensionsgästen aus Kärnten, Deutschland und den Niederlanden geht es heute auf eine mehrstündige Wandertour, welche uns anfangs zum Berghaus „Njive“ – den Herkunftsort von Antes Familie – führt, wo wir bereits von Antes Vater Michael willkommen geheißen werden. Hier legen wir eine Rastpause ein und werden mit einem wohlschmeckenden Wildschwein-Gulasch, frisch über offenem Feuer in einem Kessel zubereitet, verwöhnt. Limonade, pivo und vollmundiger Hauswein runden das Mittagessen noch ab. Dobar tek – guten Appetit! Die Stimmung in der Gruppe ist bei Jung und Alt fröhlich und ausgelassen und wir lassen uns das Mahl inmitten der Natur bestens schmecken.
Danach macht sich ein Teil der Gruppe weiter auf den Weg, während der Rest wieder ins Tal zurückkehrt. Von einem Aussichtspunkt blicken wir hinab in die gewaltige Velika (Große) Paklenica-Schlucht, welche wir in Folge durch dichten Mischwald hinabsteigen und durchwandern. Wir lauschen dem Rauschen des Flusses sowie dem Gezwitscher der Vögel und bestaunen die mannigfache Flora, inklusive Orchideen, und grandiose Felslandschaft. Nach einer Pause im Försterhaus „Lugarnica“ bewundern wir noch Kletterer in den senkrechten Felswänden der Schlucht, einem der bekanntesten europäischen Bergsteigerzentren. Am Nationalpark-Eingang werden wir schließlich per Auto abgeholt und wieder zur Pension gebracht. Hvala lijepa – vielen Dank – Ante und Michael für diesen wunderbaren und gelungenen Tag, den wir noch auf der Terrasse bei einem Gläschen Wein ausklingen lassen. Zivjeli!
Ausflug nach Zadar und Nin
Heute bleiben unsere Wanderschuhe zur Abwechslung im Schrank. Sightseeing und Kultur stehen am 5 Mai auf dem Programm. Mit dem Auto geht es ins nahe gelegene Zadar – das einstige griechische Diadora – eine Stadt der Kunst und Kultur, wo wir zuerst den kleinen Hafen an der Porta Terraferma besichtigen und die wärmenden Sonnenstrahlen und den mediterranen Flair dieser geschichtsträchtigen Stadt mit eindrucksvoller Vergangenheit genießen. Wir flanieren durch enge Gässchen sowie auf den Überresten eines monumentalen Tempels und römischen Forums. Über 180 Stufen steigen wir den Glockenturm der Kathedrale Sv. Stosije empor und erleben einen schönen Aus- und Überblick auf die Altstadt, das Meer und die zahlreichen Inseln der Umgebung. Danach entspannen wir an der Uferpromenade, lauschen an der Meeresorgel dem Klang der Wellen und blicken auf die gegenüberliegende Insel Pag.
Später verschlägt es uns noch in die kleine, etwas verschlafene Ortschaft Nin, wo wir die Kirche Sv. Ambroza, das alte Stadttor und die Steinbrücke besichtigen und Kite-Surfern bei ihrem rasanten Wellenritt vor den Ausläufern des Velebit-Gebirges im Hintergrund zusehen. Es hat noch immer angenehme 27° C und wir genießen ebenso die wohlige Wärme, ehe wir ein wenig herumflanieren und schließlich wieder nach Starigrad in unser Quartier zurückkehren.
Wandern entlang der Berghänge und der Küste
Morgens am 6. Mai checken wir in der Pension aus und müssen Abschied nehmen von diesem lieblichen Ort. Danke Spomenka und Ante, es hat uns sehr gut bei Euch gefallen und wir möchten gerne wiederkommen! Den heutigen Tag bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30° C nutzen wir zu einer ansprechenden Genussrundwanderung in der Gegend, welche sich am Fuße des Velebit-Gebirges, vorbei an verlassenen Weilern, Trockenmauern, Macchia-Vegetation und weidenden Ziegen und Schafen erstreckt. Allzu viele Höhenmeter stehen diesmal nicht auf dem Programm, beschaulich sind Landschaft und Wege- Laufend ergeben sich wunderbare Ausblicke und lohnende Fotomotive auf die Küste und das Meer und Chris‘ Kamera findet erneut regen Einsatz.
Entlang des Flussbettes der Mala (Kleinen) Paklenica gelangen wir hinab zur Küste, wo wir die Ortschaft Seline passieren und nun entlang des Meeres spazieren. An der Wehrturmruine Vecka kula auf der Halbinsel Kulina finden wir einen idyllischen Badeplatz zum Erfrischen in den – noch etwas kühlen – Fluten des Meeres. Die Wasserqualität ist allemal phantastisch, glasklar die Sicht bis zum Grund und wir können zudem Reiher und Möwen beobachten.
Erfrischt kehren wir wieder zum Auto und zu unserem Ausgangsort zurück und starten nach einem erfrischenden Drink unsere Weiterfahrt. Wir sagen Starigrad lebe wohl und erreichen nach etwa zweistündiger Fahrtzeit abends die Plitvicer Seen – Plitvicka Jezera – wo wir noch für drei weitere Nächte eine behagliche Frühstückspension bei Familie Samardzic beziehen. Auch hier hat die Touristensaison gerade erst begonnen – die Natur ist ebenso in voller Blüte – und wir sind die einzigen Gäste im Haus.
Nationalpark Plitvicer Seen
Die Plitvicer Seen wurden im Jahr 1949 zum ersten Nationalpark von Kroatien deklariert und 1979 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen. Der bekannteste Nationalpark Kroatiens befindet sich in einer bewaldeten Gebirgslandschaft und umfasst 16 größere und kleinere Seen, welche sich stufenweise aneinanderreihen, verbunden durch teils tosende Wasserfälle türkisblauen und kristallklaren Wassers. Rund um die fischreichen Seen erstrecken sich dichtverwachsene Wälder mit teilweisem Urwaldcharakter und zahlreichen endemischen Pflanzen.
7. Mai: Morgens geht es zu Fuß durch den Wald zum Nationalpark-Eingang, wo wir im mittleren Teil mit dem Boot den Kozjak-See – Kozjak jezero – kurz queren und am gegenüberliegenden Ufer unseren Rundweg zu den verschiedenen Seen starten. Wir spazieren auf Waldwegen und geschwungenen Holzstegen und bestaunen die Wasserfälle und Kaskaden von Burgeti.
Weiter geht es in den oberen Teil des Parks zum Gradinsko-See und Galovac-See durch eine zauberhafte Idylle. Erinnerungen werden wach an einen Kurzurlaub vor nunmehr 31 Jahren, den wir schon einmal hier verbracht haben! Auch an den Seen Veliko, Malo und Okrugljak mit ihrem malerischen Ambiente spazieren wir entlang in einer friedvollen Natur und bestaunen die satte grüne Vegetation, blühende Blumen am Ufer sowie das glasklare türkisfarbene Wasser, Lebensraum zahlreiche Fischarten. Hier befindet sich ein wahres Paradies, untermalt vom Plätschern und Rauschen des Wassers, Quaken der Frösche, Schnattern der Enten, Zwitschern der Vögel. Von einem Aussichtspunkt blicken wir schließlich hinab Richtung unterer Seen, ehe wir diesmal mit dem Boot über den 1,7 km langen Kozjak-See zum Nationalpark-Eingang zurückkehren. Ein wunderbarer erster Tag mit vielen stimmungsvollen Eindrücken inmitten einer grandiosen Natur geht zu Ende.
8. Mai: Für heute haben wir uns die Erkundung der unteren Seen vorgenommen. Wir starten morgens entlang eines hoch über der Seenplatte verlaufenden Panoramaweges und werden bald mit einem ersten eindrucksvollen Blick zum großen Wasserfall – Veliki slap – belohnt. Durch die Grotte Supljara steigen wir hinab zu den unteren kleineren Seen, getrennt durch zahlreiche rauschende Kaskaden. Wir wandeln entlang geschwungener Holzstege und verweilen am Wasserfall Slap Plitvica für einige Fotoaufnahmen, während wir dem Tosen des herabstürzenden Wassers lauschen.
Auf steilen Serpentinen steigen wir sodann hinauf zu einem Aussichtplatz, wo sich uns weitere imposante Perspektiven auf die Seen bieten. Entlang des Milanovac jezero und des Kaluderovac-Sees ergeben sich auf naturbelassenen Wegen noch zahlreiche schöne Perspektiven auf die Natur und den Fischreichtum im Wasser. Die Schönheit dieser einzigartigen Gegend zieht auch heute wieder unsere Augen voll in ihren Bann. Abends kehren wir in unser Quartier zurück, wo uns zum Ausklang unseres Urlaubes noch köstlicher gegrillter Fisch serviert wird.
9. Mai: Vormittags nehmen wir Abschied von den Plitvicer Seen und machen uns auf die Heimreise. Zbogom – auf Wiedersehen! Unsere Route verläuft wieder nordwärts Richtung Slowenien und österreichische Grenze in unsere Heimatstadt Wien, welche wir nachmittags gegen 15 Uhr erreichen.
Wir hatten eine sehr schöne und erholsame Zeit mit wunderbaren Gegenden und freundlichen Menschen während unseres Urlaubes im Süden. Gerne möchten wir einmal wiederkehren, um sie erneut zu genießen – die stimmungsvollen mediterranen Impressionen unter kroatischer Sonne …
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