Bereits im Landeanflug auf Siem Reap erblicken wir den Tonle Sap See, mit 3000 km² der größte See Südostasiens, erstmals aus der Vogelperspektive. Das Königreich Kambodscha, Land der Khmer, heißt uns bei tropischen 30° C durch unseren sympathischen Guide Vat willkommen. Wir checken im Khemara Angkor Hotel ein, wo wir die nächsten vier Nächte verbringen.
Angkor Thom – ‚Große Stadt‘ des Angkorreichs
Vat holt uns am 24. Februar morgens vom Hotel ab und gemeinsam tauchen wir in die geheimnisvolle Welt Angkors ein. Auf dem rund 1.000 km2 großen Gebiet der historischen Stadt Angkor standen einst 600 Tempel, zu einer Zeit, als die Khmer-Könige vor mehr als 1.000 Jahren (802 – 1431) über 1 Mio. Untertanen herrschten. Nach dem Niedergang des Imperiums verschluckte der Dschungel allmählich die Bauwerke, welche zu den großartigsten architektonischen Wundern der Welt zählen. Im 19. Jh. u.a. durch den französischen Forscher Henri Mouhot wiederentdeckt, sind heute noch etwa 100 Tempelruinen erhalten, welche zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Wir starten mit der Besichtigung Angkor Thoms, der Großstadt, an der von 54 Göttern und Dämonen flankierten Brücke am Süd Tor. Beeindruckend ist der nachfolgende Blick zum buddhistischen Bayon-Tempel aus dem 12. Jh. mit seinen 54 Türmen, dekoriert mit 216 geheimnisvoll lächelnden Sandsteingesichtern. Wir wandeln entlang der 350 m langen Elefantenterrasse, einer 2,5 m hohe Tribüne, einst Zeremonienhof für königliche Audienzen sowie zur Terrasse des Leprakönigs mit der Statue König Yasovarmans. Weitere Ziele sind die ebenfalls im 12 Jh. erbauten kleineren Tempel Thommanon und Chau Say Tevoda. Zu Mittag speisen wir Amok, eine traditionelle Spezialität – Huhn in Kokosmilch mit Knoblauch, Zitronengras, Chili und Kurkuma, serviert in einer Kokosnuss.
Nachmittags steht Ta Prohm, ein Flachtempel, umschlossen von Wassergräben und quadratischen Galerien, auf dem Programm. Das um 1186 von Jayavarman VII. erbaute buddhistische Kloster wurde von Archäologen als einzige Anlage so belassen, wie sie ganz Angkor vorgefunden hatten. Von den Wurzeln der Kapok-Baumriesen und Würgefeigen überwuchert, gesprengt und gleichzeitig zusammengehalten, bietet es eine geradezu verwunschene Atmosphäre und zählt zu den faszinierendsten Orten in Angkor. Einst lebten im Tempel rund 12.000 Menschen, darunter viele Mönche und im Jahr 2000 fanden hier Dreharbeiten zum Film „Tomb Raider“ mit Angelina Jolie statt. Wir verlassen jenen mystischen Ort und kehren wieder zum Hotel zurück. Während einer sehr wohltuenden traditionellen Khmer-Massage lassen Chris und ich die vielen wunderbaren Tageseindrücke nochmals auf uns wirken.
25. Februar: Wir fahren zu den Tempeln von Bang Mealea. Aufgrund der Entfernung von etwa 70 km ist diese Sehenswürdigkeit weitgehend unbekannt, nichts desto trotz zählt sie zu den schönsten und spektakulärsten. Die Vegetation hat auch hier über die Zeit eine Art Symbiose mit dem Bauwerk gebildet, welches von Bäumen umschlungen ist. Zusammen mit Vat tauchen wir ein in diese wunderbare mystische Urwaldstimmung und genießen den Zauber der weitgehenden Stille.
Schwimmende Dörfer am Tonle Sap See
Nur wenige Touristen finden den Weg hierher. Ebenso in den Ort Kampong Khleang an den Ufern des Tonle Sap Sees mit seinen bis zu 10 m hohen Stelzenhäusern, die wir ebenfalls besuchen. In diesem schwimmenden Dorf passen sich die Bewohner auf ihre Weise den wechselnden Wasserständen während der Trocken- bzw. Regenzeit an. Fernab vom Tourismus bewohnen die Menschen hier sehr einfache Holzhäuser, verfügen weder über Strom noch Fließwasser und führen noch immer ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Anschließend starten wir eine Bootsfahrt hinaus auf den Tonle Sap See, während der Regenzeit der fischreichste Binnensee der Welt, welchen wir schon im Landeanflug auf Siem Reap vom Flugzeug aus bewundern konnten. Wir erblicken zahlreiche Siedlungen am Ufer und Bauern mit Wasserbüffeln bei der Arbeit auf ihren weitläufigen Reisfeldern und gelangen zu einem schwimmenden Dorf direkt im See. Schließlich kehren wir wieder an Land zurück, speisen unterwegs in einem lokalen Restaurant und fahren zum Hotel, wo wir noch am Pool entspannen.
26. Februar: Wir starten den Tag traditionell mit einer Nudelsuppe und weiteren lokalen Köstlichkeiten zum Frühstück. Gestärkt erkunden wir danach mit Vat den Tempel von Banteay Srei. Das aus rötlichem Sandstein geschaffene Heiligtum bezaubert durch seine märchenhaft schönen und besonders plastisch wirkenden Reliefs, vor allem weiblicher Gottheiten – der Devatas. Neak Pean, der Inseltempel, unser nächstes Ziel, stand einst inmitten eines großen Wasserbeckens. Den Sockel des Tempels umgeben zwei sich windende Nagas – uralte Gottheiten in Gestalt von Schlangen.
Der weitläufige Tempel von Preah Khan beeindruckt uns mit seinen Türmen, Korridoren sowie 72 riesigen Garuda-Wächtern aus Sandstein. Das Heiligtum war insgesamt 515 Gottheiten aus Hinduismus und Buddhismus gewidmet. Es diente als Klosterschule und antike Klinik sowie für religiöse Feste und Ahnenkulte. In Anbetracht steigender Temperaturen um die 36° C – bei 80 % Luftfeuchtigkeit – funktioniere ich meinen Knirps kurzerhand als Sonnenschirm um und freue mich über den gewonnenen Schatten.
Tempelbezirk Angkor Wat
In der Tempelanlage erstehen wir eine CD mit kambodschanischer Musik von einer Gruppe Kriegsinvalider (und oftmaliger Opfer heute noch detonierender Minen), welche vom Staat keine finanzielle Unterstützung erhalten. Angesichts derart schwieriger Lebensumstände und diverser Kriegsfolgen eines Entwicklungslandes im Aufbau sollten für uns alltägliche Begriffe wie Frieden, Freiheit und Wohlstand nicht als selbstverständlich angesehen werden. Nach dem Mittagessen starten wir zum abschließenden und krönenden Programmpunkt – Angkor Wat! Der Tempelbezirk von Angkor Wat, seit 1992 UNESCO Weltkulturerbe, zählt zweifelsohne zu den weltweit imposantesten Bauwerken und bildet den Höhepunkt einer jeden Kambodschareise. Das 800 Jahre alte Hauptbauwerk der Ruinenstadt mit seinen fünf markanten Spitzen symbolisiert mit perfekter Geometrie den Götterberg Meru und das hinduistische Universum. Ein Meisterwerk der klassischen Khmer-Architektur, von einem breiten Wassergraben und mächtigen Wällen geschützt.
König Suryavarman II. ließ das Bauwerk im 12. Jh. wahrscheinlich als Staatstempel errichten, später diente es als Grabmal. Wir nähern uns dem Tempel vom weniger frequentierten Ost Tor und werfen einen ersten Blick auf das gewaltige Monument. Wie muss wohl einst das Gefühl gewesen sein, an dieser Stelle jenes geheimnisvolle, vom Urwald umwucherte Bauwerk zu entdecken? Über Innenhöfe und steile Stufen gelangen wir empor zum geometrischen Mittelpunkt in 42 m luftiger Höhe, von wo aus sich uns ein grandioser Ausblick auf den 60 m hohen Zentralturm in Lotusknospenform – Wohnsitz der Götter, einst mit vergoldetem Vishnu, heute mit einer Buddhastatue – auf die immensen Ausmaße der majestätischen Anlage und den umgebenden Dschungel bietet. Ich empfinde Freude und tiefe Dankbarkeit. Welch ein Glück all dies erleben zu können! Schließlich verewigen wir uns noch auf Fotos vor dem Lotusblütenteich und der Frontseite von Angkor Wat.
27. Februar: Frühmorgens läutet der Wecker, die Koffer sind für die Weiterreise gepackt. Nach unserem Kurzbesuch heißt es heute Abschied nehmen von Kambodscha und unserem liebenswürdigen Guide Vat, welcher uns mit viel Freude und Engagement sowie in exzellentem Deutsch die schönsten Plätze seines Heimatlandes gezeigt hat. Von Menschen, geprägt durch Freundlichkeit, Gelassenheit und Respekt und einem Land, dessen Schätze es lohnt, bei einer nächsten Reise weiter erkundet zu werden. Möge dem kambodschanischen Volk nach Jahren des Krieges, der Gewalt und Entbehrung nun eine beständige Zukunft des Friedens und Wachstums beschieden sein und sich das Land vor allem zum Wohle seiner Bevölkerung weiterentwickeln.
Um 9 Uhr 50 hebt unser Flugzeug von Siem Reap ab. Danke Vat, für die wunderbare miteinander verbrachte Zeit und die Impressionen, welche wir nun mit uns nehmen! Ein wenig wehmütig verlassen wir das Land Richtung Bangkok. In der thailändischen Hauptstadt wollen wir noch ein paar Tage die Stadt erkunden und die Erlebnisse der Indochina-Reise nochmals auf uns wirken lassen.