Ins ferne Indochina – Teil 1 Vietnam

Vietnam von Nord nach Süd – Hanoi und Ha-Long-Bucht im Norden, Hoi An und Hue in der Zentralregion und Ho-Chi-Minh-Stadt, ehem. Saigon, im Süden. Eine 16tägige Reise nach Vietnam, Kambodscha und Bangkok

Phuc Kien Versammlungshalle, Hoi An

Am Freitag, den 15. Februar verlassen wir den winterlichen europäischen Kontinent und starten abends um 19 Uhr 25 unsere Reise ins ferne Indochina in einem Airbus der Eva Air, welcher uns in erster Etappe nach Bangkok bringt, und weiter mit der Thai in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi, wo wir am 16. Februar um 19 Uhr 20 Ortszeit landen und zum in der Altstadt gelegenen Hong Ngoc Hotel geführt werden.

Hanoi – Hà Nội, ‚die Stadt zwischen den Flüssen‘

Mit unserem persönlichen Guide Yen und einem Fahrer starten wir am 17. Februar die Besichtigung der Stadt an der Dien Hun Pagode sowie an der Einsäulen-Pagode, Chua Mot Cot, welche Kaiser Ly Thai To im Jahr 1049 (damals noch komplett aus Holz) in Form einer Lotusblüte errichten ließ. Vorbei am Präsidentenpalast geht es sodann zum Tempel der Literatur, Van Mieu.

Vor dem Ho-Chi-Minh-Mausoleum reihen wir uns in die lange Reihe der Besucher, um einen Blick auf den einbalsamierten Leichnam Ho-Chi-Minhs, des Vaters der Nation und von den Vietnamesen Onkel Ho genannt, zu werfen. Schließlich flanieren wir am Westsee – Ho Tay – entlang zur Verteidigungspagode, ehe wir im Restaurant Indochine unser Mittagessen einnehmen, welches Gemüsesuppe, Bananenblütensalat, gegrilltes Schweine- und Rinderfilet, Huhn, Reis und Shrimps sowie frische Früchte zum Dessert umfasst – eine reiche Palette der wohlschmeckenden und äußerst bekömmlichen vietnamesischen Küche.

Nach dem Essen verschlägt es uns ins Ethnologische Museum, wo wir im Haus und in diversen Modellbauten im Freien Interessantes über die vietnamesische Kultur, Kunsthandwerk und Religion sowie Lebens-und Bauweise erfahren. Heute, am Sonntag, herrscht reges Leben. Zahlreiche Familien sind mit ihren Kindern erschienen und verbringen hier das Wochenende. Eine fröhliche Atmosphäre und sonniges Kinderlachen sind allgegenwärtig, in einem Land wo ca. 70 % der Bevölkerung unter 35 Jahren als sind – welch ein Unterschied zu unserer doch zunehmend überalternden westlichen Gesellschaft.

Die nachfolgende einstündige Fahrradrikscha-Fahrt führt uns vorbei an Oper, Theater, Pagoden und Tempeln, Marktleben sowie entlang des Hoan Kiem Sees mit der markanten roten Holzbrücke The Huc. Wir sind schon vollends in die südostasiatische Welt eingetaucht und haben bei angenehmen 20° C unseren Alltag komplett hinter uns gelassen. Auch an den anfangs etwas chaotisch anmutenden Verkehr auf den Straßen gewöhnen wir uns bald. Autos, Scharen von Mopeds, Fahrrädern, dazwischen Rikschas und Fußgänger – alles fügt sich unter allgemeinem Hupen doch irgendwie in einen reibungslosen Ablauf. Anlässlich Chinese New Year – Chinesisch Neujahr (heuer im Zeichen der Schlange) – sind die Straßen vielerorts noch in den traditionellen Farben rot (für das Glück) und gelb (für den Reichtum) mit Fähnchen und Lampions geschmückt. Eine äußerst farbenfrohe Welt, viele kleine Geschäfte und Restaurants, wo sich das Leben hauptsächlich im Freien abspielt. Im Café LAM genießen wir zusammen mit Yen typisch vietnamesischen Kaffee (mit süßer Kondensmilch serviert) und bewundern die Bilder diverser Maler an den Wänden. Einst bezahlten sie Ihre Kaffees mit ihren Gemälden, ehe sie danach als Künstler berühmt wurden.

Während des nachfolgenden Marktbesuches können wir uns nochmals vom reichlichen Angebot überzeugen. Als primäres Agrarland ist hier so ziemlich alles an Obst, Gemüse, Kräutern, Reis und Sonstigem erhältlich und der Duft zahlreicher Garküchen, wo diverse Speisen direkt auf der Straße zubereitet werden, umzieht unsere Nasen. Einen abendlichen Höhepunkt bildet schließlich der Besuch des Thang Long Wasserpuppentheaters. Danach stärken wir uns in einem kleinen Einheimischen-Lokal mit Pho, einer typisch vietnamesischen Nudelsuppe, und kehren nach einem sehr schönen und ereignisreichen ersten Tag in der Ferne ins Hotel zurück.

Ha-Long Bucht

Am 18. Februar verlassen wir Hanoi mit Yen und dem Fahrer Richtung Küste. Die Besichtigung der berühmten und zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Ha-Long-Bucht ist als nächstes auf unserem Programm. Während der Fahrt passieren wir Reis- und Gemüsefelder sowie kleine Ortschaften in der Provinz Hai Hung und gewinnen einen guten Eindruck eines sehr grünen und fruchtbaren Landes. In Ha-Long werden wir noch in die Kunst der Perlenzucht eingeführt, ehe wir zusammen mit zwanzig weiteren Touristen auf eine der Holzdschunken wechseln, um die wunderbare Atmosphäre der Ha-Long-Bucht zu erkunden – rund 2.000 Kalksteinfelsinseln auf einer Fläche von 1.500 km2, bizarr von Wind und Wasser geformt. „Ein Wunder der Erde, das in den Himmel ragt“, so besang der große Literat Nguyen Trai schon im 15. Jh. diese faszinierende Inselwelt.

Wir sind diesmal eine internationale Gruppe, bunt zusammengewürfelt aus diversen Kontinenten und starten nach dem Mittagessen an Bord in Gruppen mit Ruderbooten bzw. Kajaks zu einem schwimmenden Dorf im Meer und diversen Buchten, Tunnels und Höhlen. Beeindruckend sind die aufragenden, grün bewachsenen Felsen der einzelnen Inseln – eine ganz wunderbare Perspektive vom Wasser aus gesehen. Diesiges, bewölktes Wetter verleiht alldem noch eine mystische Stimmung. Nach unserer Rückkehr zur Dschunke bereiten wir Passagiere unter allgemeiner Gaudi zusammen mit dem Koch an Deck Frühlingsrollen vor, welche wir uns neben diversen Köstlichkeiten des Meeres beim Abendessen bestens schmecken lassen. Schließlich klingt unser Tag noch am Oberdeck aus, während wir durch die weitverzweigte Bucht schippern.

19. Februar: Nach dem Frühstück steht heute eine Bootstour zur Insel der Wunder mit ihrer Höhle Hang Dau Go auf dem Programm. Über 90 Stufen erreichen wir die effektvoll beleuchteten, mystischen Gewölbe der Tropfsteinhöhle voll Stalaktiten und Stalagmiten, welche wir auf einem Rundweg erkunden. Vom Höhleneingang genießen wir anschließend noch einen schönen Ausblick auf die Bucht. Danach steuern wir ein weiteres der zauberhaften kleinen Eilande an und erklimmen zusammen mit einigen unserer Mitreisenden auf steilem Pfade die Felsspitze. Den prachtvollen Ausblick auf die umliegenden Inseln und Buchten inmitten des smaragdgrünen Wassers verewigen wir auf zahlreichen Fotos. Zu Recht zählt dieses Juwel zu den großen Naturwundern dieser Erde! Am Inselstrand strecken wir unsere Beine während einer kurzen Pause ins Meer, ehe wir wieder zur Dschunke zurückkehren. Nach dem Mittagessen an Bord müssen wir das wunderbare Kleinod am Golf von Tonkin leider wieder verlassen und kehren an Land nach Ha-Long zurück, wo schon Yen für die Rückfahrt nach Hanoi auf uns wartet.

Unterwegs machen wir einen kurzen Halt in einer Töpferei und an einem typisch vietnamesischen Gemüsefeld. Am Flughafen Hanoi verabschieden wir uns von unserem sympathischen Guide und besteigen eine Maschine Richtung Da Nang, welche uns in einstündiger Flugzeit südwärts in Vietnams Zentralregion bringt, wo wir von Thi, unserem nächsten Betreuer, begrüßt und ins benachbarte, chinesisch geprägte Marktstädtchen Hoi An zum Hotel Ancient House begleitet werden.

Die Zentralregion mit der alten Kaiserstadt Hue

Heute ist Fahrradfahren angesagt. Zusammen mit Thi besteigen Chris und ich am 20. Februar „Drahteseln“ und machen uns auf den Weg in den Nachbarort Tra Que, während wir Reisfelder, Wasserbüffel und Vogelschwärme passieren und an allseits freundlichen Bewohnern vorbeiradeln. In Tra Que werden wir auf den Gemüse- und Kräuterfeldern einer Bauernfamilie herumgeführt und in die Geheimnisse der lokalen Küche eingeweiht. Tatkräftig helfen wir, mit Schürze und Kochmütze ausgestattet, bei der Zubereitung eines vietnamesischen, in Reispapier eingewickelten Banh-Khoai-Pfannkuchens und lassen uns diesen danach neben weiteren Köstlichkeiten bestens schmecken. Auch kommen wir beide in den Genuss einer wohltuenden Fußmassage.

Danach geht es zurück in die Altstadt von Hoi An, welche aufgrund ihres mediterranen Charmes und fernöstlicher Exotik sowie an die 850 erhaltenswerter Baudenkmäler von der UNESCO im Jahr 1999 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Wir beginnen unsere Besichtigung an der 1593 errichteten, 18m langen und überdachten Japanischen Brücke, Cau Nhat Ban, welche die Verbindung zwischen japanischem und chinesischem Stadtteil bildete. Wir flanieren entlang der mit bunten Lampions geschmückten Fußgängerzone und bewundern die reichverzierte chinesische Versammlungshalle Phuc Kien sowie die prachtvollen Kaufmannshäuser aus dem frühen 19. Jh., welche noch heute der Ahnenverehrung, dem Geschäft und dem Familienleben dienen. Dem mit filigranen Schnitzereien ausgestatteten Tan-Ky-Haus statten wir ebenso einen Besuch ab wie dem Markt am Ufer des Flusses Thu Bon. Als Tagesabschluss genießen wir einen kühlen Drink auf der Terrasse im tropisch bewachsenen Hotelgarten mit Blick auf den Pool. 

21. Februar: Wir verlassen unser Hotel sowie das charmante Hoi An. Als erstes steht nun ein Besuch des 1915 von den Franzosen gegründeten Cham Museums in Da Nang auf dem Programm. Es beherbergt die weltweit einzigartige Sammlung von Sandsteinarbeiten der geheimnisvollen Cham. Wir erfahren Interessantes über die Kultur des indisch beeinflussten Königreiches Champa und bewundern beeindruckende Terrakotta- und Sandsteinskulpturen sowie Statuen aus acht Jahrhunderten Hochkultur. Danach setzen wir unsere Rundreise zusammen mit Thi und dem Fahrer im Auto nordwärts Richtung Wolkenpass – Deo Hai Van – fort, welcher eine prägnante Wetterscheide zwischen dem gemäßigten Norden und dem tropischen Süden Vietnams bildet. Von 496 m Höhe genießen wir einen wunderbaren Blick auf die Küstenlinie und das Meer.

Unser nächstes Etappenziel bildet die alte Kaiserstadt Hue, von 1802 bis 1945 die Hauptstadt der letzten Kaiserdynastie – der Nguyen – welche wir gegen Mittag erreichen und das dortige Kaisergrab Tu Docs, des am längsten der sieben regierenden Kaiser, samt dazugehörenden Gebäuden besichtigen. Zu Lebzeiten dienten diese Gebäude dem Kaiser als prunkvolle Residenz. Danach starten wir drei eine halbstündige Bootsfahrt auf dem Parfümfluss zur Thien Mu Pagode, während eine liebliche Landschaft an uns vorbeizieht. Die „Pagode der Himmelgöttin“ genannt, gilt sie als eines der meistverehrten Heiligtümer Vietnams. Nach einem späten Mittagessen bildet die Besichtigung der majestätischen Zitadelle aus dem 17. Jh. einen nachmittäglichen Höhepunkt. 1993 wurde sie als Welterbe unter den Schutz der UNESCO gestellt. Umgeben von einer über 10 km langen Mauer, war sie einst ein Staat in der Stadt, mit Tempeln, Beamtenwohnungen, Ziergärten und breiten Straßen. Schachtelartig umschließen sich die drei Stadtanlagen: außen die Zitadelle für die Beamten, dann die Kaiserstadt sowie der alte Kaiserpalast – prächtigster Teil – die sogenannte “Verbotene Purpurstadt“. Zeugnisse einer einst glanzvollen und ruhmreichen Kaiserdynastie. Für eine Nacht checken wir abends im Park View Hotel ein und genießen den Ausblick vom Zimmer aus auf die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlende Stadt – bedeutet der Name Hue doch wörtlich „Harmonie“!

Ho-Chi-Minh-Stadt, ehem. Saigon – das wirtschaftliche Zentrum Vietnams

Morgens am 22. Februar um 8 Uhr steht unser Weiterflug in den Süden nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, auf dem Programm. Wir verlassen die alte Kaiserstadt Hue, ebenso unseren stets fröhlichen Thi, welcher uns interessante Sehenswürdigkeiten gezeigt und viele Informationen mit auf den Weg gegeben hat. Nach ca. 70minütiger Flugzeit landen wir in Vietnams sonnigem Süden, mit 30° C auch deutlich wärmer als in der nördlichen Region. Zusammen mit unserem hiesigen Guide Huong starten wir die Besichtigung im chinesischen Bezirk Cholon an der Thien Hau Pagode mit ihren bemalten Keramikskulpturen und dem Binh Tay Markt. Bunt und geschäftig ist hier das Treiben, die Stände gefüllt mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch. Nach den etwas beschaulicheren letzten Tagen empfängt uns in der 10 Mio.-Metropole lauter Straßenlärm. Tausende von Mopeds, Autos, Fahrrädern sind unterwegs und die Straßen heillos verstopft. Nach einem kurzen Mittagessen – wohlschmeckender Nudelsuppentopf – geht es in die Altstadt, welche noch immer stark kolonial-französisch geprägt ist. Vietnam zählte einst neben Kambodscha und Laos zum französischen Überseeterritorium – umfasste Jahrtausend alte Kulturen sowie weltberühmte Bau- und Kunstdenkmäler – auch heute noch unter dem Namen Indochina bekannt. 

Wir spazieren am gelben Rathaus und am Stadttheater entlang, zum Hauptpostamt, dem wohl schönsten Kolonialbau aus dem 19. Jh., einem Werk Gustave Eiffels. Hier gebe ich meine Urlaubskarten ins ferne Österreich auf und bewundere die himmelhohe, gusseiserne Deckenkonstruktion sowie alte Landkarten und Kronleuchter. Auch der 1877 im neuromanischen Stil errichteten Kathedrale Notre Dame mit rötlicher Backsteinfassade statten wir einen Besuch ab. Im Kriegsreliktmuseum geben militärische Überbleibsel, Ton- und Bildmaterial Einblick in ein „dunkles Kapitel der Geschichte“ dieses Landes – jedoch eine Zeit, die das dynamische und aufstrebende Vietnam unter anderem auch dank einer starken jungen Generation nun endgültig hinter sich gelassen hat. Und doch stimmt der Besuch des Museums nachdenklich und traurig, angesichts der begangenen Gräueltaten und mancher noch heute an den Folgen chemischer Kampfstoffe leidender invalider Menschen! Schließlich checken wir im zentral gelegenen Hotel Sapphier ein, ehe wir den Tag bei einem mehrgängigen köstlichen Abendessen im Restaurant Pho Xua in der Altstadt ausklingen lassen.

23. Februar: Zu weit stürzen wir uns morgens ins quirlige Saigon, um nochmals Teile der Stadt zu erkunden sowie auf der Suche nach lohnenden Fotomotiven. Im Ben-Thanh-Einzelhandelsmarkt erstehe ich unter regem Handeln noch eine hübsche Bluse und Schuhe, wir flanieren durch Gassen und Parks und gönnen uns eine Kaffeepause. Im abenteuerlichen Überqueren der Straßen sind wir bereits richtige Profis geworden.

Einfach zwischen den fahrenden Fahrzeugen vorbeigehen und immer nach vorne blicken, alles andere ergibt sich dann von selbst. Ampeln sind hier selten oder werden einfach ignoriert. Inzwischen habe ich mich auch schon an den Lärm und Verkehr der Großstadt gewöhnt und für mich den fernöstlich-kolonialen Flair der Altstadt entdeckt – sozusagen eine Liebe auf den zweiten Blick. Saigon – wie sie von ihren Bewohnern am liebsten genannt wird – eine Stadt, umgeben von einer gewissen Nostalgie, die man durchaus erlebt haben sollte! Mittags besichtigen wir zusammen mit Huong den Palast der Einheit auf den Fundamenten des 1862 errichteten Palais Norodom. Bis 1975 als Palast des Präsidenten genützt, passieren wir diverse Prunkräume und Empfangssäle und blicken von der Dachterrasse samt Hubschrauberlandeplatz auf das weitläufige Parkgelände, ehe wir danach zum Flughafen aufbrechen. Pünktlich um 16 Uhr 35 hebt unsere Maschine von Saigon ab. Ein letztes Mal noch blicke ich über die Millionenstadt, ehe wir in den Wolken entschwinden und Vietnam – ein interessantes und sehenswertes Reiseziel – Richtung Kambodscha verlassen.


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