Segeln im Ionischen Meer – Zakynthos, Kefalonia und Ithaka 

Nach mehrjähriger Segelpause hat mich die Sehnsucht nach Salzwasser, Bordleben und Segeln wieder gepackt. Diesmal als Familientörn mit Simon und Hannah, führt uns die Route von Zakynthos nach Poros und Sami auf Kefalonia, nach Vathi auf Ithaka und zurück über Agios Nikolaos | 118 sm

Agios Nikoalaos

Ankunft und Schiffsübernahme

Am Anreisetag, Freitag den 17.5. steht Aufstehen mitten in der Nacht und Abflug um 4 Uhr 40 am Programm, der halbvolle AUA Ferienflieger mit Direktflug landet kurz nach 8 Uhr leicht verspätet auf Zakynthos. Die 20 Euro für die Taxifahrt dreieinhalb Kilometer zum Hafen spare ich mir, und mache stattdessen einen Morgenspaziergang mit Reisetasche und Rucksack zum Hafen.

Am Hafen treffe ich die überaus freundlichen Eigentümer des Schiffes, Alexandros Bisarakis und seinen Bruder. Alexandros nimmt sich ausreichend Zeit, mit mir das Schiff zu inspizieren. Die LILA, eine Bavaria 46 Cruiser, ist nicht brandneu, aber eine Bavaria ist bekanntlich zeitlos, das Interieur hat Stil und Flair. Das Schiff ist innen äußerst gemütlich, in einem sehr guten Zustand und nautisch komplett ausgestattet. Viele Elemente wurden in den letzten Jahren erneuert, wie das laufende Gut, Rettungsinsel, Dinghi, Außenborder, Chart-Plotter am Steuerstand, neue Batterien uvm.

Anschließend geht es zu einem größeren Supermarkt an der Uferpromenade, wo ich den gesamten Proviant für unsere Woche an Bord einkaufe, damit meine liebe Crew morgen keine Arbeit hat und mit gutem griechischem Lebensmittel versorgt ist. Alexandros holt mich netterweise mit dem Auto vom Supermarkt ab, damit ich die Einkäufe nicht zum Schiff zurücktragen muss. Alles an Bord verstauen und ab in die Stadt für ein spätes Mittagessen an der Uferpromenade Lomvardou mit einer wunderbaren Gyrosmischung mit Pita Brot, Salat und Tsatsiki, dazu ein kleines Fläschchen Retsina. Zum Abschluss eines langen Tages gibt es im Hafencafé mit dem originellen Namen ‚Το μπαστούνι του Αγίου‘ (Der Spazierstock des Heiligen) im Gebäude der Hafenpolizei noch einen griechischen Kaffee (Kafé Ellinikós metrios – καφές ελληνικός μέτριος), Orangenkuchen und natürlich ein erstes Gläschen Ouzo. Zwar etwas übernächtig von der zeitigen Anreise, aber so kann ein Urlaub beginnen. Es ist ein Genuss hier zu sein.

Der Wind, der untertags noch mit 4 Bft, Böen 4-5 aus Süd blies und entsprechend viel Sahara-Staub auf dem frisch gereinigten Schiff hinterlassen hat, lässt am Abend deutlich nach, was eine ruhige erste Nacht an Bord verspricht. Und ich freue mich schon auf die Ankunft meiner Crew Simon und Hannah für unser erstes Familiensegeln.

Stadt erkunden und Eintreffen der Crew

Der Wind hat in der Nacht auf Samstag, den 18.5. nachgelassen, das Schiff lag deutlich ruhiger. Eine angenehme, erholsame Nacht um den vermissten Schlaf des Vortages aufzuholen. Frühstück an Bord mit dem gestern gebunkerten Proviant – etwas griechisches Joghurt, gesalzener Käse, Schinken, Oliven, einem geschmackvollen großen Paradeiser und einem selbst zubereiteten griechischen Kaffee. Espresso kann ich schließlich das ganze Jahr daheim trinken, es geht nichts über guten lokalen Kaffee, wo es ihn gibt.

Anschließend gibt es für den Skipper Navigationsarbeit, unsere Route für die Woche nach den gestrigen Vorschlägen von Alexandros zu überarbeiten. Von Zakynthos auf NNO-Kurs nach Poros auf der Nachbarinsel Kefalonia, von dort nach Vathi auf Itakha, weiter je nach Wind auf Nord- oder Südkurs nach Sami / Kefalonia und von dort Kefalonias Südostspitze umrundend nach Agios Nikolaos / Zakynthos.

Für den letzten Tag wäre dann eine Umrundung von Kap Gerakas in die Laganas-Bucht und nach Keri im Süden der Insel geplant, wenn der Wind eine geruhsame Ankernacht vor Keri zulässt.

Nach getaner Arbeit und einem weiteren griechischen Kaffee im Hafencafé ist vor Ankunft meiner Crew noch Zeit, Zakynthos Stadt etwas zu erkunden. Hannah und Simon sitzen bereits im Flieger aus London, wie das soeben erhaltene ‚Beweisfoto‘ zeigt. Heute Morgen ist es leicht bedeckt bei angenehmen 25°, anfangs tröpfelt es manchmal ganz leicht, was aber bald aufhört. Es ist schön, die am Samstag mit Leben füllende Fußgängerzone Alexandrou Roma entlang zu flanieren und in das griechische Lebensgefühl einzutauchen. Nach einem Fotostopp bei einem Fischgeschäft mache ich einen Abstecher über Stufen und Wege hinauf zu der kleinen Kirche des Hl. Panagia Pikridiotissa mit Blick über die Stadt, bevor es über die Fußgängerzone weiter stadteinwärts geht.

Eine Stärkung in Form von Moussaka und lokalem Wein, danach flaniere ich zum Dionysios Solomos Platz mit Statue des namensgebenden Griechischen Nationaldichters, dem Byzantinischen Museum und der venezianischen Kirche des Heiligen Nikolas, bevor es zurück zum Schiff geht, um Hannah und Simon zu empfangen, die schön langsam landen werden. Am Rückweg nehme ich noch schnell vom Supermarkt ein Sechserpack des von Simon gewünschten Mineralwassers mit Gas mit – man möchte ja schließlich als Skipper keine schlechte Bewertung bekommen.

Hannah und Simon sind überpünktlich kurz vor 14 Uhr gelandet und kommen mit dem Taxi zum Schiff. Nach meiner obligatorischer Sicherheitseinweisung richten sich die Beiden in Ihren Kabinen ein und Simon geht noch eine Runde laufen. Danach Aufbruch zum Abendessen im Restaurant Dimitros und ein kurzer Stadtspaziergang. Einstweilen kommt Alexandros nochmal vorbei, um die letzten Reste Saharasand abzuspülen und unsere Wassertanks für die Reise aufzufüllen. 

Leinen los, Kurs Poros auf Kefalonia

Wettervorschau enroute 1000 1Bft WSW / 1400 3Bft WSW

Sonntag, den 19.5. wache ich als Erster auf, bereite Frühstück für uns vor und koche mir einen griechischen Kaffee (welcher diese Woche keine weiteren Fans an Bord finden wird). Alexandros informiert mich, dass das neben uns liegende Ausflugsschiff seinen Anker über unseren gelegt hat und wir mit dem Auslaufen warten sollen, bis das Schiff um 08:30 ablegt. Anfangs bin ich erfreut und recht relaxt wieviel Zeit wir noch bis dahin haben, bis ich feststelle, dass die Borduhr auf kurz vor acht stehengeblieben ist. Also flott Abwasch, Geschirr verstauen, Instruktionen für das erste gemeinsame Ablegemanöver, Maschine Start, Leinen los und Anker auf um 9 Uhr zum Auslaufen aus Zakynthos Hafen, und schon geht es los. Außerhalb des Hafens gibt es die obligaten Opfergaben in Form von Ouzo für Neptun, dem Gott des Meeres und Aiolos, dem Gott des Windes für einen sicheren und schönen Segeltörn.

Dann nehmen wir nördlichen Kurs Richtung Kefalonias Südostspitze, nach welcher wir dann entlang der Ostküste zu unserem Tagesziel Poros weiter fahren werden. Unter Maschine machen wir knapp sieben Knoten Fahrt über Grund bei heute spiegelglatter See. Vom Saharastaub ist es weiterhin recht diesig, aber die Sonne scheint bereits zögernd durch – ein wunderschöner erster Seetag.

Die Küste des Peloponnes ist auf der Steuerbordseite im Dunst erkennbar, während wir uns Backbord mehr und mehr von Zakynthos entfernen. Auf Höhe von Kap Skinari, der Nordspitze Zakynthos, sind auf der Wasseroberfläche voraus die ersten Windstriche erkennbar und wir hoffen, dass sich der angesagte Nachmittagswind entwickelt. Arbeit für uns, Großsegel und Genua werden ein erstes Mal gesetzt, dieser erste Segelversuch jedoch nach wenigen Minuten wieder abgebrochen, da der Wind sich entschieden hat woanders zu blasen. Auch ein zweites Segelsetzen etwas später bleibt erfolglos, dafür sind wir jetzt als Team geübt im Segelsetzen und -bergen. Wenn wir schon keine Segelaction haben können, dann zumindest gleich ein „Fender über Bord“ als POB (Person over Bord) Sicherheitsübung. Hannah, Simon und ich wechseln uns in allen drei Funktionen ab – Rudergänger·in, Ausguck und Fender bergen.

Anschließend setzen wir unsere Fahrt unter Maschine fort, östlich vorbei an Kefalonias Südspitze, der Ortschaft Skala mit schönen Stränden und um das Kap Kapros, um NW-lichen Kurs auf Poros zu nehmen. Um 14:30 Einlaufen in Poros und Anlegen an einem der freien Liegeplätze mit Anker und Heck zur Mole.

Die Stadt Poros (Πόρος) erstreckt sich über zwei Buchten. In der Südlichen, wo wir liegen, befindet sich der Fährhafen, Kefalonias Haupthafen und einige Restaurants, mit dem eigentlichen Zentrum mit zahlreichen Restaurants, Bars, Cafés und Hotels in der nördlichen Bucht.

Es ist ein gemütlicher Nachmittag, Simon geht laufen, Hannah erkundet die Gegend. Abendessen gibt es in der kleinen Taverna Romatza zwischen den Stadteilen, die Hannah beim Spaziergang erkundet hat. Mit Blick auf Poros und das Meer gibt es als Vorspeise Skordala und gegrillte Paprikaschoten. Zur Hauptspeise entscheiden sich Hannah und Simon für Giouvetsi mit Scampi von der Tageskarte und ich für ein gegrilltes Fischfilet.

Am Rückweg zum Schiff noch ein Fotostopp mit Blick auf den Hafen, danach abendlicher Ausklang an Bord am Ende unseres ersten Seetages. 

Nach Vathi auf der nächsten Insel – Ithaka

Wettervorschau enroute 1200 2 Bft SE / 1400 2 Bft SE

Montag, den 20.5. wird morgens noch etwas Wasser nachgefüllt und wir machen das Schiff zum Auslaufen klar.  Anker auf durch Hannah an der Ankerwinsch und wir verlassen Pori um 09:40 mit nördlichem Kurs Richtung Vathi auf der kleinen Insel Ithaka. Leider ist uns Aiolos, der Gott der Winde, auch heute nicht gewogen. Der Wind bläst sehr schüchtern mit sieben Knoten aus NNO bei Kurs N, was uns nicht wirklich zum Segeln verleitet – es scheint ein weiterer Dieseltag zu werden.

Leicht diesiges Wetter mit eingeschränkter Fernsicht, offensichtlich noch immer Reste von Saharastaub in der Luft. Ganz leichte Schleierwolken, ruhige glatte See, eine wunderschöne Fahrt zu Ithakas Südostspitze. Einige hundert Meter voraus entfernt tauchen ein paar Fischrücken aus dem Meer auf, es sieht wie eine kleine Delfinschule aus, aber beim Näherkommen sind sie schon wieder verschwunden, bevor ich es der Crew zeigen konnte.

Um 11:20 auf Höhe der Südostspitze von Ithaka, die Ostküste an unserer Backbordseite, geht es weiter bis zu der tief eingeschnittenen Bucht, an deren Ende die Ortschaft Vathi liegt. Letztlich fährt man eine 270° Umrundung eines Inselteils, um Vathi anzusteuern. Die Landschaft mit dem kleinen Leuchtturm und der Kapelle vor den dahinterliegenden Berghängen ist malerisch, es wird beim Vorbeifahren fleißig fotografiert.

Nach Durchfahrt der Engstelle weitet sich die Bucht und Vathi kommt in Sicht, ebenso das davorliegende kleine Inselchen Lazareto (Λαζαρέτο), im Mittelalter eine Quarantäneinsel. In der völlig entspannten Ansteuerung und den vielen Fotomotiven haben wir die Anlegevorbereitungen ganz vergessen. Hannah holt noch schnell die Achterleinen aus der Backskiste und bereitet sie vor, während Simon den Anker ablaufen lässt und wir um 12:30 mit Heck zur Mole bereits routiniert anlegen.

Zum Mittagessen an Bord mache ich Tsatsiki aus den bereits in der Früh geriebenen und entwässerten Gurken, griechischem Joghurt, Knoblauch und Oregano. Dazu auch griechischen Salat mit Schafkäse, Gigantes Bohnen und natürlich einen Anlege-Ouzo für den Skipper nach dem schönen Anlegemanöver. Dazu Hafenkino in erster Reihe beim Beobachten der Anlegemanöver weiterer, nach und nach einlaufender Segler.

Vathi (Βαθύ), 1953 von einem Erdbeben schwer zerstört, ist die Hauptstadt der Insel Ithaka. Der Hafen in der tiefen Bucht ist sehr gut gegen Winde aus allen Richtungen schützt. Die Stadt liegt malerisch, mit nur ein- bis zweistöckigen Häusern und roten Terrakottafliesen, umgeben von grünen Hügeln. Es gibt eine reichliche Auswahl an Tavernen mit traditionellem Essen.

Unser Liegeplatz ist gut gewählt, gleich vis-a-vis gibt es ein Kaffeehaus, im griechischen Kafenio genannt (Καφενείο), ein guter Platz für einen Kaffee für mich, während sich Simon ein Eis vergönnt. Ich entschließe mich auch, aufgrund der Windvorhersage für die kommende Nacht, unsere Verankerung noch durch eine Spring an Steuerbord zu verstärken. Später, als die Temperatur etwas abnimmt und die Sonne tiefer steht, flanieren wir entlang der Uferpromenade, dem Fischerhafen, Hauptplatz und der obligaten Souvenirmeile, wo ich sogar Socken mit dem allgegenwärtigen Schildkrötenmotiv für mich entdecke, leider keine in Kindergröße für die Enkel.

Simon findet eine Restaurantempfehlung am Hafen namens ‚Kantouni‘, wo eine traditionelle Fischsuppe und andere griechische Gerichte angeboten werden. Direkt am Wasser sitzend, mit Blick über die Bucht und die Lazareto-Insel, genießen wir den Ausklang eines weiteren wunderschönen Tages in der Abendsonne.

Ein toller Segeltag von Vathi nach Sami

Wettervorschau enroute 0900 4 Bft SE / 1200 4 Bft SE / 1500 3 Bft SE

Dienstag, 21.5. morgens freue ich mich, dass wir gestern noch die Spring gelegt haben, dies war eine gute Idee. Der in der Nacht zugenommene, böige Wind hat unseren Anker gelockert und die Böen drücken das Schiff in die Spring und den achterlichen Kugelfender. Anker Nachspannen hilft nicht, er hält nicht mehr. Also Anker auf und zum Frühstücken in der Bucht neu ankern. Beim Bergen das Ankers stellt Simon fest, dass die Ankerkette des Nachbarbootes über unsere gelegt wurde, was vermutlich auch die Ursache war, dass unser – gut eingedampfter – Anker in den morgendlichen Böen ausgerissen ist. Egal, es ist wie es ist. Simon löst unseren Anker bravourös aus dem Kettensalat und wir queren die Bucht auf die etwas windgeschütztere NO-Seite, um dort für‘s Frühstück nochmal zu ankern.

Unsere heutige Etappe geht von Vathi nach Sami, wieder auf Kefalonia, wobei es zwei Optionen gibt. Einmal nördlich um Ithaka herum und den Kanal zwischen Kefalonia und Ithaka SSO hinunter nach Sami; was jedoch bei SO-Wind segelmäßig ständiges Aufkreuzen bedeuten würde. Daher wählen wir die südliche Route rund um Ithaka und dann mit WSW-Kurs nach Sami, was gutes Segeln verspricht.

Aus der Bucht von Vathi ausgelaufen, sehen wir, dass unser Plan aufgeht. Nachdem wir am ersten Tag das Segelsetzen ja bereits geübt haben, sind Groß und Genua schnell gesetzt, Motor aus und wir gleiten dahin. Ein paar Mal kreuzend umrunden wir die Insel Itaka südlich und segeln, soweit es der Wind zulässt, mit Kurs Sami. Bei einem Wind von 14 bis manchmal 20 Knoten schaffen wir hoch am Wind mit teilweise schöner Lage bis zu sechs oder sieben, kurzzeitig sogar acht Knoten Fahrt. Simon und Hannah machen mit großer Freude ihre ersten Erfahrungen als Rudergänger unter Segel, die Wenden klappen hervorragend und man merkt, dass wir als Crew schon sehr gut eingespielt sind. Kurz vor Sami haben wir ein Windloch, bergen das Großsegel und lassen uns vom leichten achterlichen Wind von der Genua gemütlich weiter Richtung Sami schieben, bis wir auch die Genua bergen und das letzte Stück unter Maschine fahren.

Entsprechend der Windprognose wählen wir im Hafen die westliche Mole und legen trotz böigen, halben Windes mit Anker, Rückwärtsfahrt und Bugstrahlruder auf den ersten Versuch recht gut an. Die in Erinnerung der letzten Nacht auch heute ausgelegte Spring stellt sich später als Fleißaufgabe heraus, der Wind schläft nach Sonnenuntergang vollständig ein. Gut, dass wir nicht zu spät, diesmal um vier Uhr, einlaufen und uns einen schönen Liegeplatz aussuchen können. Nach und nach treffen weitere Segler ein, bis der Hafen um sieben Uhr doch recht voll wird.

Sami (Σάμη) verfügt über eine palmengeschmückte lange Hafenmeile und hat mit 1025 Einwohnern schon fast Kleinstadtflair. Vom Hafen, wo auch abends die Fischer mit ihrem frischen Fang anlegen, blickt man in der Ferne auf die Berge der kleinen Insel Ithaka, von der wir gekommen sind.

Die Restaurants entlang des Hafens werden jedoch auf uns verzichten müssen, denn heute verwöhnt uns Hannah kulinarisch mit einem tollen Gemüseeintopf mit Kritharaki, den kleinen griechischen Teigwaren. Als Vorspeise bringe ich in einer Bäckerei entdeckte griechische Teigtaschen mit, eine mit Kartoffel-, eine mit Käsefülle. Zum Ausklang sitzen wir gemütlich im Cockpit und plaudern mit wunderschönem Ausblick auf den Hafen, die beleuchtete Stadt, die Bucht und die umliegenden Hügelketten mit den Windrädern.

Überfahrt von Kefalonia zurück nach Agios Nikolaos auf Zakynthos

 Wettervorschau enroute 0900 2 Bft NW / 1200 3 Bft NW / 1500 4 Bft NW

Mittwoch, 22.5. nach dem gestrigen tollen Segeltag und einer ruhigen, windstillen Nacht gibt es ein gemütliches Frühstück an Deck. Danach Auslaufen kurz vor zehn Uhr auf der Suche nach Segelwind für den langen Schlag von 30 sm nach Agios Nikolaos auf Zakynthos.

Entlang der Ostküste von Kefalonia hinunter an Poros vorbei, unser erster Stopp sonntags auf der Hinfahrt, und die Meerenge zwischen Kefalonia und Zakynthos querend. Bis jetzt gibt es, wie vorhergesagt, keinen Segelwind. Wir hoffen, dass in der Meerenge ein schöner halber westlicher Wind ist, sodass wir zumindest diese Strecke bis Ag. Nikolaos segelnd queren können.

Entlang Kefalonias Ostküste kommt Wind auf, jedoch zu schwach und genau von vorne, womit wir beim Aufkreuzen gegen 1-2 Bft Wind nicht wirklich viel Strecke machen würden. Die Spannung steigt, ob nach Passieren der SO-Spitze Kefalonias Segelwind aufkommen wird.

Die SO-Spitze Kefalonias und die weit hinauslaufenden Untiefen passierend, bläst der Wind dann in der Meerenge schon mit 15 bis 18 Knoten von Steuerbord voraus und bei ruppiger See weht immer wieder Gischt übers Schiff. Einige Jachten haben Segel gesetzt und fahren mit starker Lage, einige unter Maschine. Bei der ruppigen See in Verbindung mit meinen doch noch unerfahrenen Mitseglern entscheide ich mich, keine Segel zu setzen. Reffexperimente und Arbeiten am Vorschiff mit Rettungsweste und Sicherheitsgurt möchte ich Hannah und Simon nicht zumuten, während ich am Steuer stehe. Es ist jedoch auch mit Maschine eine spannende Überfahrt mit Action und gelegentlicher Salzwasserdusche. Zakynthos kommt im Dunst in Sicht und sobald wir dann in der Abschattung der Nordspitze sind, nimmt der Seegang auch spürbar ab.

Die letzte Stunde geht es gemütlich nach Ag. Nikolaos, wo der Wind dann wieder recht böig aus NW über die Hügel auf uns hinunterbläst. Ein Marinero im Schlauchboot möchte uns eine Ankerboje vor dem Ufergasthaus anbieten, wir wählen jedoch lieber die lange freie Kaimauer ein paar hundert Meter weiter, wo wir elegant mit Bug in den Wind längsseits Mole anlegen und die Fallböen mit zwei Leinen und zwei Springs gut abfedern können.

Agios Nikolaos (Άγιος Νικόλαος) ist ein kleines Fischerdorf im Nordosten mit einem kleinen Hafen, Tavernen und Supermarkt. Es ist auch Ausgangspunkt von Ausflugsbooten zur Blauen Grotte und ums Kap Skinari herum zur Navagio Shipswreck Bay. Segler liegen in der Bucht an Bojen und Anker, oder in der Nebensaison an Fährmolen. Davor, in der Bucht, liegt eine gleichnamige kleine, unbewohnte Insel mit Ruinen.

Etwas Ruhe nach der unruhigen Überfahrt und der Skipper hat sich einen Ouzo verdient, bevor wir bei einem Spaziergang mittels bewährtem ‚Bierpreisindikator‘ das Preislevel der Tavernen ausloten und uns letztlich für die vom Marinero empfohlene Ufertaverne La Storia entscheiden. Es ist eine gute Wahl, wir sitzen am Wasser mit Blick auf die Bojenlieger, die im Wind schwojen. Es ist auch etwas ungemütlich kühler geworden durch den Wind – kein Flip-Flop Wetter heute Abend, wir haben erstmals Jacken an. Ausklang an Bord verlegen wir unter Deck, draußen zu sitzen wäre heute zu ungemütlich.

Genua-Segeltag auf Südostkurs nach Zakynthos Stadt

 Wettervorschau enroute 0900 2 Bft NW / 1200 4 Bft (5) WNW / 1500 4 Bft (5) NW

Donnerstag, 23.5., nach einer ruhigen Nacht vertäut an der Mole sind wir gut ausgeschlafen. Den ursprünglichen Plan, von hier an Zakynthos Stadt vorbei, rund um Kap Gerakas in die Bucht von Keri zu fahren und vor Keri ankernd zu übernachten, verwerfe ich. Nächtliches Ankerliegen bei 4-5 Bft als Ausklang eines wunderbaren Segeltörns scheint mir jetzt nicht so toll, daher entscheiden wir uns einfach einen lockeren Segeltag zu verbringen mit Ziel Zakynthos Stadt, dem Heimathafen der LILA.

Durch den Liegeplatz längsseits Mole entfällt das Bergen des Ankers. Um 10:30 legen wir nach kurzem Eindampfen in die auf die Außenseite umgelegte Heckspring und Kugelfender elegant ab, und laufen aus der Bucht von Ag. Nikolaos aus. Zuerst geht es ein Stück nordwärts, fotografierend vorbei an den beiden Höhlen, danach wird bei 3-4 Bft WNW die Genua gesetzt und wir segeln südwärts.

Ein schöner Vorwindkurs mit ausgebauchter Genua, der Wind bestimmt heute den Kurs. Wir machen einen schönen langen Schlag weit hinaus in der Meerenge zwischen Zakynthos und dem Peloponnes, dessen Berge heute bei klarem Wetter sichtbar sind. Die See ist nur leicht gewellt, angenehm zu fahren, kein Vergleich zum gestrigen Seegang. Wir machen bei 15 Knoten Wind eine Fahrt von 5,5 Knoten mit dem Vorsegel, kein Bedarf auch noch das Großsegel zu setzen.

Hannah ist am Ruder und genießt die Steuererfahrung bei raumem Wind. Wir haben nur mehr zehn Seemeilen bis zum Ziel und kreuzen gemütlich nach Lust und Laune halsend und wendend. Die See rund um uns ist leer, nur ein weiterer Segler, ebenfalls mit Genua, ist weit hinter uns sichtbar. Passend zu dem guten Segeltag gehört, hören wir den Song ‚We Are Sailing‘ im Cockpit. Simon übernimmt das Ruder, und Hannah bereitet ein paar Lunch-Häppchen für uns zu. Vor uns kreuzt eine Fähre von Zakynthos hinüber auf den Peloponnes. Später drehen wir auf Südkurs und bei stetigem Wind geht es bis auf Höhe Zakynthos, wo wir langsam zur Küste einschwenken. Dadurch haben wir nun schon fast halben Wind und das Großsegel wäre gefragt, worauf wir jedoch angesichts der Reststrecke von nur mehr 2 sm verzichten und lediglich die Genuastellung anpassen.

Ein Stück außerhalb des Hafens wird die Genua geborgen und wir laufen unter Maschine ein. Unser Vercharterer Alexandros hat uns bereits kontaktiert und seine Unterstützung beim Anlegen angekündigt. Zuerst wundere ich mich, da wir ja diesmal bequem mit Mooringleinen anlegen können. Sobald wir jedoch im Hafenbecken sind, wird es mir klar – eine steife, böige Brise fegt quer über das Wasser und das Anlegen wird eine spannende Angelegenheit, bis wir mit Hilfe von Alexandros und seinem Vater mit Mooring, Heckleinen und Springs gut vertäut sind. Wohlverdiente Anlegerbiere werden an Crew und Helfer verteilt und wir machen uns landfein für die Stadt.

Ein letztes Mal flanieren wir über die Fußgängerzone in Richtung Zentrum, stärken uns in einem kleinen Imbiss und kehren bald an Bord zurück. Da es draußen bei dem böigen Wind zu ungemütlich ist, machen wir es uns im Salon gemütlich, aber müde von diesem schönen Segeltag ist bald Nachtruhe. Wie so oft, stört in Windböen ein nicht lokalisierbares Klappern direkt über meiner Kabine das Schlafen. Erst tief in der Nacht entdecke ich den Unruhestifter: die Rolle der Genuaschot schlägt bei Böen leicht an das Deck – Schot dichter holen und Ruhe war!

Ankunft Herta, Ausflug in die Laganas-Bucht und Keri

Nachdem der Wind dann schließlich am Freitag, den 24.5. wie vorausgesagt in den frühen Morgenstunden nachgelassen hat, gibt es noch ein paar Stunden erholsamen Schlaf. In der Zwischenzeit sitzt nun auch Herta in der Frühmaschine aus Wien, landet planmäßig um 7 Uhr 40 auf Zakynthos und fährt zum Hotel.

Aufgrund der Windprognose von nur 1-2 Bft bis zum späteren Nachmittag und in Erinnerung unseres gestrigen tollen Segeltags beschließen wir, heute nicht mehr auszulaufen. Die Fahrt rund um die Skopos-Halbinsel und das Kap Gerakas nach Keri und zurück unter Maschine reizt uns nicht besonders, zumal die Durchfahrt durch das Schildkröten-Schutzgebiet unter Maschine ohnehin entbehrlich ist, somit besuchen wir diese Gegend lieber mit unserem Leihwagen.

Eine frühere Übernahme des Leihwagens am Flughafen für die kommende Woche klappt nach kurzem Telefonat mit dem Autovermieter erfreulicherweise problemlos. Am Rückweg hole ich auch gleich Herta vom Hotel ab, wobei wir sogar bereits vorzeitig unser Zimmer beziehen können. Großes Willkommen für Herta am Schiff bei Hannah und Simon, ich kontrolliere mit Alexandros noch unsere Segel für die Schiffsrückgabe und wir brechen zu viert auf zu unserem Hotel Crystal Beach in der Laganas-Bucht auf.

Nach etwas Relaxen am Pool und einem kleinen Mittagessen fahren wir die Laganas-Bucht entlang, erster Stopp ist Agios Sostis und die kleine vorgelagerte Insel Cameo. Diese kleine Felseninsel ist über einem Holzsteg erreichbar und ein beliebtes Fotomotiv. Weiter geht es in den Hafen von Keri am Westende der großen Bucht mit ein paar Tavernen und unzähligen kleinen Ausflugsbooten zum ‚Turtle Watching‘. Zum Tagesabschluss fahren wir noch in die Berge in das kleine, malerische Bergdorf Keri mit seinen rund 400 Einwohnern, spazieren zur Kirche Panagia Keriotissa am Ortsrand, bevor wir am Dorfplatz in einem kleinen Bistro noch einen Imbiss einnehmen. Abschließend bringen wir Hannah und Simon zum Schiff für die letzte Nacht, während ich bereits zu meinem Schatz Herta ins Hotel übersiedle.

Abreise der Crew

Nach Frühstück im Hotel geht es am Samstag, den 25.5. wieder in den Hafen zum Schiff, wo Hannah und Simon die letzte Nacht verbracht haben. Der bestellte Tankwagen kommt, um unseren verbrauchten Diesel nachzufüllen, anschließend erfolgt die Rückgabe der LILA an Alexandros.

Zu viert fahren wir mit unserem Leihwagen noch auf den Bohali-Hügel oberhalb von Zakynthos Stadt zur Kirche vom Hl. Zoodochos Pigi mit dem schönen Aussichtspunkt auf die Stadt und die Bucht. Ein kurzes Stück bergwärts gelangen wir zu den Überresten der venezianischen Burg in einem Pinienwald, welche wir zum Abschluss noch durchstreifen.

Letzte Blicke auf die Stadt und den Hafen, bevor wir zu Mittag Hannah und Simon für Ihre Heimkehr nach London zum Flughafen führen.

 
Es war eine tolle Woche im südlichen Ionischen Meer. Segeleindrücke und Bordleben für die beiden Newcomer Hannah und Simon und eine wunderschöne
gemeinsame Zeit an Bord.

Die folgende Woche, in der Herta und ich die Insel am ‚Landweg‘ erkunden, könnt Ihr in Hertas Reisebericht Zakynthos – unvergessliche Tage auf der Schildkröteninsel weiterlesen.