Die 15 Millionen Einwohner Metropole – 25 Millionen mit den Vororten – liegt im Mündungsgebiet des Jangtsekiang am Huangpu-Fluss, der Name Shanghai bedeutet „hinauf aufs Meer“ und sie wird oft auch als „Tor zur Welt“, „Paris des Ostens“ oder „Drachenkopf-Metropole“ bezeichnet.
Das erste Highlight ist sicherlich der Transrapid, die Maglev-Magnetschwebebahn, welche mich mit 430 km/h (!) in ein paar Minuten vom Pudong Airport in die Stadt bringt. Die nachfolgende Taxifahrt in mein Hotel ist sodann die erste Challenge; obwohl ich das Hotel nicht kenne und zum ersten Mal in Shanghai bin, bin ich es, der den Taxifahrer letztlich – nachdem wir schon zweimal an der Hoteladresse vorbeigefahren sind – in den Innenhof des Hotels lotst. Es ist schon Abend, noch ein kurzes Essen in einem Restaurant in der Nähe und ich kann mich im Bett dem Jetlag hingeben.
Am nächsten Tag wird die Stadt erkundet. Es ist November, südliche Breite hin oder her, es ist so richtig kalt hier. Zum Glück habe ich eine warme Jacke mit, somit ist der Sightseeing-Tag gerettet. Ich mache mich mit der Metro auf den Weg – Metrosystem und Ticketing sind mir von Tokyo recht vertraut. Das erste Ziel ist Yu Yuan Garden, Shanghais bedeutendste klassisch-chinesische Sehenswürdigkeit.
Dieser „Garten der Zufriedenheit“ wurde 1559 von einem hohen Beamten als Ruhesitz angelegt, die heutigen Gebäude entstanden jedoch erst, als der verwilderte Garten im 18. und 19. Jh. von Kaufleuten erworben wurde. Bereits vor dem Eingang beginnt das Gartenerlebnis, beim Weg über die Zickzackbrücke am Teehaus Huxinting vorbei gelangt man zur berühmtesten Szenerie des Gartens. Jenseits eines Goldkarpfen- und Seerosenteiches erhebt sich ein künstliches Felsgebirge aus gelben Steinen – das einzige Originalelement aus dem 16. Jh. Man sagt, das schönste Erlebnis gäbe es bei Regenwetter, wo der Garten auch akustisch zum Ausdruck kommt, wenn die Tropfen mit einem charakteristischen „Plopp“ auf die Blätter der eigens deswegen angepflanzten Bananenstauden fallen. Besonderes Erlebnis hin oder her, mir ist es lieber, den Garten trockenen Fußes zu erkunden.
Danach geht es durch die Old City und über den Shanghai Wet Market; an zahlreichen Straßenständen werden all die frischen Zutaten und Köstlichkeiten der Chinesischen Küche feilgeboten.
Es wird langsam dunkel und ich gelange durch kleine Nebenstraßen ins Xintiandi Viertel, das bereits jetzt im November mit Weihnachtsbeleuchtung dekoriert ist. In einem Coffeeshop servieren chinesische Mädels mit Santa Claus-Zipfelmützen, im Bayrischer Paulaner Biergarten wird die chinesisch-bayrische Version von Glühwein ausgeschenkt. Na ja, Adventstimmung einmal anders.
Am nächsten Tag zeitig in der Früh ist noch kurz Zeit, den Longhua Tempel, Tempel der Drachenblume und wohl die schönste Tempelanlage in Shanghai, zu besuchen. Vor dem Tempeltor steht eine anmutige Pagode aus dem Jahr 977. Der Tempel, vermutlich im 3. Jh. n. Chr. gegründet und im 15. und 19. Jh. neu aufgebaut, hat trotzdem seinen ruhigen Charme bewahrt, beherbergt er heute über 80 Mönche, deren monotone Gesänge zum Klang der Fischmaultrommel die Luft erfüllen.
Ich bin in Gesellschaft vieler Einwohner Shanghais, die vor der Arbeit zum Beten kommen und Räucherstäbchen entzünden. Im unweit gelegenen Märtyrer-Park mit Memorial Museum, Skulpturen im Stil des sozialistischen Realismus und einer futuristische Mausoleumspyramide beobachte ich Einheimische beim morgendlichen Tai Chi. Eine angenehme morgendliche Stimmung, die Gelassenheit und Ruhe ausstrahlt!
Nach ein paar geschäftlichen Tagen mit Terminen in Shanghai und Hangzhou nutze ich abschließend noch die Gelegenheit für einen abendlichen Besuch am ‘Bund‘, dem alten kolonialen Prachtboulevard am Huangpu Fluss. Der offizielle Name ‘Zhongshan Donglu Yiduan, Sun-Yat-sen-Oststraße Abschnitt 1‘, wird eher wenig verwendet, man nennt ihn schlicht ‘Bund‘.
Auf der anderen Seite des Flusses liegt Pudong, das neue Finanz- und Wirtschaftszentrum, dessen berühmte Skyline durch den Fernsehturm, das Shanghai World Financial Center, genannt der ‘Flaschenöffner‘ und anderen markanten Hochhäusern geprägt und am Abend eindrucksvoll beleuchtet ist. Die kurze Kabinenbahnfahrt unter dem Huangpu Fluss mit spaciger Effektbeleuchtung passt eigentlich nicht so richtig zum Gesamtbild von Shanghai, ist aber trotzdem ein interessantes Erlebnis.
Bevor es am letzten Tag zurück zum Flughafen geht, mache ich noch einen kurzen Abstecher über den People’s Square, den Volksplatz, einer früheren Pferderennbahn, die Fuzhou Road, die Straße der Kultur mit ihren Buchläden und Geschäften für Schreibwaren und Malzubehör und die Nanjing Road, der Einkaufsmeile Shanghais mit ihren lebensgroßen Messingfiguren.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen in Taiwan und dem – damals noch britischen – Hong Kong war es einmal interessant, Shanghai als Vertreter „Mainland China‘s“ zu erleben, selbst wenn es nur eine kurze Stippvisite war. Sicherlich ein künftiges Reiseziel für eine spätere Rundreise, um Land und Leute näher kennenzulernen.