Beim Namen der Insel denken wir unweigerlich an grandiose Berge und tiefe Schluchten, prächtige Paläste und Kulturdenkmäler, an bizarre Felsen und Steilküsten, ganzjährig mildes Klima, Madeirawein und schwarzen Degenfisch, Korbschlitten und Kaiserin Sisi. Und natürlich an eine Fülle endemischer Flora und blühender Blumen in all ihrer Pracht: Strelitzien, Hortensien, Oleander, Hibiskus, Calla und Liebesblumen. Die Blumeninsel wird ihrem Namen wahrlich gerecht, ist ein Paradies für Naturliebhaber und feiert kurz nach Ostern ihr jährliches Blumenfest, Festa da Flor. Zahlreiche Landstriche üppig grüner Vegetation zählen zum Weltnaturerbe der UNESCO und werden von sogenannten levadas – schmalen Wasserkanälen – durchzogen. Eigentlich bedeutet Madeira dem Namen nach Holz, abgeleitet vom endemischen Lorbeer, welcher früher die gesamte Insel bedeckte. Zudem wurde die Blumeninsel im Atlantik westlich der nordafrikanischen Küste im Jahr 2015 im Rahmen des World Travel Avard, dem Oscar der Tourismusbranche, zum weltweit führenden Inselziel prämiert: „Madeira, the World’s Leading Island Destination“!
Nachdem wir diese wunderbare, 57 km lange und 22 km breite Insel bereits vor Jahren kennengelernt haben, ist sie diesmal erneut unser Urlaubsziel. Am 31. Mai bringt uns ein AUA Airbus A321 nach gut vierstündiger Flugzeit um 14 Uhr 20 Ortszeit ins südöstliche Santa Cruz nahe der Hauptstadt Funchal. Bereits der Landeanflug in einer tiefen Rechtskurve gestaltet sich beeindruckend – die Landebahn direkt am Meer ist aufgrund von Fallwinden schwierig anzufliegen – und bedarf einer speziellen Schulung des Piloten. 14 Jahre nach unserem ersten Aufenthalt setzen wir bei milden 21° C auf der auf riesigen Stelzen entlang der Felsküste verlängerten Landebahn des nunmehrigen Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo auf, und übernehmen nachfolgend unseren Leihwagen Fiat Punto.
In kurzer Fahrt geht es zu unserem Appartement samt Frühstück und Panoramablick in der Quinta Mãe dos Homens, Garden Village, in einem ruhigen Wohngebiet 170 m hoch am Hang oberhalb der Innenstadt Funchals. Die idyllische Ferienwohnung in einem 150 Jahre alten Landsitz, umgeben von Gärten, Bananenplantagen und historischem Herrenhaus ist unser Zuhause für die nächsten sieben Tage.
Funchal – Inselhauptstadt mit historischen Sehenswürdigkeiten
Heute, am 1. Juni, erkunden wir die Inselhauptstadt Funchal, abgeleitet vom Fenchel. Über die Hälfte der Gesamtbevölkerung lebt hier in der Stadt oder im Umland. Funchal ist ebenso für sein spektakuläres Silvesterfeuerwerk berühmt und erhielt dafür 2006/2007 sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Die Hauptinsel Madeira sowie die kleinere Insel Porto Santo mit zusammen rund 270.000 Einwohnern sowie die unbewohnten Ilhas Desertas und Ilhas Selvagens zählen politisch zum 950 km entfernten Portugal und bilden seit dem Jahr 1976 eine Autonome Region innerhalb des Landes. Nach unserem Frühstück auf der Terrasse mit Blick in den Garten spazieren wir entlang steiler Straßen talwärts zur Innenstadt. Das Gefälle ist hier auf der Insel vielerorts beträchtlich und erinnert mich zuweilen an eine Hochschaubahn. Unser erster Programmpunkt führt uns zur traditionellen Markthalle – Mercado dos Lavradores – mit einem reichlichen Sortiment an Früchten und Gemüse rund um den farbenfrohen Innenhof, ergänzt durch Blumen, Wein, Fisch und Fleisch und wir verfolgen gespannt das quirlige Treiben vor Ort.
Danach geht es durch idyllische Gässchen zur Sé Catedral aus 1517 mit schlichter Natursteinfassade, prächtiger Fensterrosette und spätgotischer Choranlage. Durch die Fußgängerzone Avenida Arriaga gelangen wir zum Stadtgarten, Jardin Municipal, dem ersten öffentlichen Park im 19. Jh. mit üppiger Blumenpracht, wo wir unter blühender Engelstrompete verweilen. Weiter flanieren wir durch eine Allee an Jacarandabäumen zum Springbrunnen über einer Weltkugel am Prinzenplatz, Praca do Infante. Von der Capela de Santa Catarina im Parque de Santa Catarina mit der berühmten Kolumbus-Bronzestatue blicken wir sodann hinab Richtung Hafen und Marina. Entlang der Uferpromenade, Avenida do Mar, gesäumt von Hotels, Cafés und Restaurants geht es zum Palácio Sao Lourenco, einer Festung aus dem 16. Jh. und nunmehrigem Amtssitz des Ministers. Vorbei am alten Zollamt – Alfandega Velha – gibt es an der Markthalle für uns ein schmackhaftes Essen im Restaurant Mercado das Tapas samt Thunfischfilet, gegrilltem Oktopus, Süßkartoffeln und Tomatenreis, abgerundet durch Bier und Espresso, während wir Blumenverkäuferinnen in ihren bunten Trachten bewundern. Die Uhren gehen hier auf der Insel bedeutend langsamer, man gibt sich noch genügend Zeit und die Bevölkerung agiert stets freundlich und gelassen.
Von der Avenida do Mar starten wir nachfolgend eine Rundfahrt mit dem Sightseeing-Bus zu den wichtigsten Punkten der Stadt, welche uns vorbei an Markthalle sowie durch die Altstadt bis hinauf in den Villenort Monte führt, wo sich einst wohlhabende englische Weinhändler Sommerhäuser – Quintas – samt prächtiger Gärten errichteten. Auf 600 m Höhe genossen diese das frische Klima und hier unterbrechen wir nun auch unsere Fahrt für die Besichtigung des Platzes Largo da Fonte samt Marmorpavillon und Quelle, sowie der imposanten Wallfahrtskirche Igreja Nossa Senhora do Monte aus dem 19. Jh. mit dem Grab Kaiser Karls von Österreich. Über zahlreiche Stufen steigen wir sodann hinab zur Korbschlitten-Bergstation und genießen einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und das Meer.
Schon vor Jahren hat es uns im Zuge eines Tagesausfluges mit der Seilbahn nach Monte verschlagen, samt Besichtigung des hiesigen Botanischen Gartens, Jardim Tropical Monte Palace, mit einzigartigem Baumbestand und botanischen Kostbarkeiten sowie Teichen, Grotten und kostbaren Azulejos. Den Abschluss bildete damals eine schwungvolle Fahrt mit dem berühmten Korbschlitten – Carro de Cesto – auf steiler Straße hinab an den Stadtrand. Bereits um 1850 kamen derlei Korbschlitten auf Holzkufen als Transportmittel reicher Bewohner Montes erstmals zum Einsatz. Diesmal belassen wir es bei der Kirchenbesichtigung und einer anschließenden Kaffeepause auf der Terrasse im Quiosque do Teleférico, ehe wir mit dem Bus wieder talwärts fahren und die Oberstadt samt Rathausplatz, das Casino, die Praca do Infante, die Avenida do Mar sowie das Zollhaus passieren. Auch das Sisi-Denkmal steht auf dem Programm – die ehemalige Kaiserin Elisabeth verbrachte den Winter 1860 hier in Funchal. Die Busfahrt bildet eine schöne Abrundung zu unserem vormittäglichen Spaziergang. Vor Jahren hat uns unsere Stadterkundung auch in die bekannte Old Blandy Madeira Wine Lodge geführt, wo wir an einer Führung durch die ehrwürdigen Weinkeller bis zu 100 Jahre alter Jahrgangsweine teilnahmen, und verschiedene Sorten des weltberühmten Madeiraweins verkosten konnten. Für heute beenden wir unser schönes und gelungenes Sightseeing-Programm und kehren auf steiler Straße den Hang empor zu unserer Quinta zurück.
Hertas Geburtstag in den Bergen
Ein besonderer Tag beginnt am 2. Juni – mein „runder“ Geburtstag steht an. Nach einem gemütlichen Frühstück im Garten fahren wir mit dem Leihwagen durch üppig grüne, noch wolkenverhangene Wälder und vorbei an blühendem Stechginster bis in das Naturschutzgebiet Ribeiro Frio, auf 860 m Höhe zwischen Funchal und der Nordküste gelegen. Eine 13,5 km lange Wanderung entlang der klassischen Levada do Furado wird uns am heutigen Samstag durch zauberhafte Landschaften üppiger Lorbeerwälder und Baumheide, moosbewachsener Felsdurchbrüche und zahlreicher Tunnel bis in den Ort Portela auf 605 m Höhe führen – mein Wunsch für diesen Tag und entlang der schmalen Bewässerungskanäle, von welchen die gesamte Insel auf einer Länge von über 2.000 km durchzogen ist. Wir starten bei Victors Bar an der Forellenzucht, queren den „kalten Fluss“ und folgen der schmalen Levadamauer. Vorbei an Wasserhaus und Forsthaus Lamaceiros begegnen uns kaum Menschen, jedoch begleiten mich auf unserem tunnelgesäumten Weg neben Chris und buntem Vogelgezwitscher grandiose Ausblicke in die Natur und zahlreiche telefonische Gratulanten. Ein Stück entlang der Levada da Portela wandernd erreichen wir nach etwa 3,5 Stunden schließlich unseren Endpunkt am Miradouro da Portela und kehren per Taxi wieder nach Ribeiro Frio zurück. Nach einem Abstecher zur Aussichtskanzel Balcões mit wunderbarem Blick zum Zentralgebirge und in das Metade-Tal gibt es zum Ausklang im Restaurante Ribeiro Frio ein delikates Essen. Gemüsesuppe, geräucherte Forelle, trutafumada, und Lammeintopf, ensopado de borrego, munden bestens und mit einem Gläschen Weißwein wird auf meinen Ehrentag angestoßen.
Nach dieser tollen Tour wartet bei Sonnenschein ein weiteres Highlight auf mich. Da sich die Gipfel der Insel nun wolkenfrei präsentieren, fahren wir am späten Nachmittag spontan über eine von Gebüsch und Heidekräutern gesäumte Stichstraße zum Parkplatz und Besucherzentrum an der dritthöchsten Erhebung der Insel am 1.818 m hohen Pico do Arieiro. Gewaltig ist der Panoramablick über eine faszinierende Bergwelt schroffer Spitzen und senkrechter Felswände zu den höchsten Gipfeln am Pico Ruivo (1.862 m) und Pico das Torres (1.851 m) im abendlichen Sonnenschein. Von der Gipfelsäule an der NATO-Radarstation gibt es zudem mystische Ausblicke hinab ins Tal und wunderbare Fotomotive. Bereits vor Jahren hat es uns hierher auf den Gipfel verschlagen, wo wir jedoch Ende März noch Nebel und Schnee vorgefunden haben. Nun genießen wir als Krönung diesen traumhaften Tagesausklang, ehe wir nach unvergesslichen Naturerlebnissen in unser Appartement zurückkehren.
Süd- und Ostteil
Am 3. Juni steht ein Ausflug in den abgeschiedenen Talkessel Curral das Freiras, das Nonnental, auf dem Programm. Hierher flüchteten im 16. Jh. Ordensschwestern des Santa Clara Klosters über verschlungene Gebirgspfade aus Furcht vor Piraten. Morgens fahren wir vorbei an Eukalyptusbäumen und blühendem Stechginster und letztlich durch den neuen Tunnel ins Zentrum des Ortes, welcher sich trotz Tourismus am heutigen Sonntag eine gewisse Beschaulichkeit erhalten hat. Erst seit 1959 an das Straßennetz angeschlossen, ist die einstige, spektakulär in senkrechte Felswände gebaute Zufahrtsstraße nunmehr infolge von Steinschlag und Erdrutsch für den Verkehr gesperrt. Während unseres letzten Madeira-Urlaubes konnten wir sie noch befahren. Wir spazieren durch das Ortszentrum, vorbei an Wein- und Obstgärten, zur Kirche Nossa Senhora do Livramento samt Friedhof mit schmucken Gräbern und verewigen die gewaltige umgebende Bergwelt auf zahlreichen Fotos. Danach speisen wir auf der Terrasse eines gemütlichen kleinen Restaurants Huhn, Pommes und Salat. Der hiesige typische Kastanienlikör darf natürlich als Abrundung des Essens nicht fehlen. Saúde! – auf eine wahrlich grandiose Landschaft, welche durch den nachfolgenden Ausblick von der 1.094 m hohen Aussichtsterrasse Eira do Serrado noch getoppt wird. Hier am Miradouro fällt der Abhang fast 800 m senkrecht in die Tiefe und der Ort liegt nun in der Vogelperspektive unter uns. Gewaltig! Auch die mittlerweile unbefahrbare alte Straße am senkrechten Hang ist gut sichtbar. Nachmittags bietet unser Tagesprogramm das 580 m hohe Steilkap Cabo Girão im Süden der Insel, das zweithöchste der Welt! Spektakulär ist der Blick von der Aussichtsplattform Skywalk mit integriertem Glasboden senkrecht hinab auf den Küstensaum und zum Meer sowie zu terrassierten, an der Kliffküste klebenden Feldern. Nach diesem weiteren Highlight klingt unser ereignisreicher Tag im Garten der Anlage aus.
4. Juni: Erneut steht eine Levadawanderung am Programm. Abgeleitet vom portugiesischen levar – tragen – wurden die allerersten dieser levadas zur Bewässerung bereits im 15. Jh. in mühsamer Handarbeit in den Fels geschlagen und von schmalen Wegen begleitet, und tragen das Wasser stetig durch alle Inselbereiche für die Landwirtschaft und zur Stromerzeugung. Unsere Rucksäcke sind gepackt, die Wanderschuhe geschnürt und mit dem Leihwagen geht es über die Schnellstraße, Via Expresso, vorbei an Inselflughafen und mit kurzem Ausblick auf die unbewohnten Ilhas Desertas in den immergrünen Nordosten nach Santana und in weiterer Folge bis zum Weiler Queimadas. Die Tour entlang der Levada do Caldeirao Verde in knapp 1.000 m Höhe wird uns durch ein UNESCO Weltnaturerbe japanischer Sicheltannen sowie Rotbuchen in den grünen Kessel führen und zählt zu den spektakulärsten der Insel. Bei angenehm milden Temperaturen starten wir an der strohgedeckten Casa de Abrigo im Parque Florestal das Queimadas. Frühmorgens sind kaum noch Wanderer unterwegs, vorbei an Bogenbrücke und Wasserfall sowie mit Blick zur Nordküste erwarten uns bald spektakuläre Sequenzen durch senkrechte Felswände.
Während zweier Tunnelquerungen kommen unsere bewährten Stirn- und Taschenlampen zum Einsatz, ehe wir im imposanten Talkessel wuchernder Farne und Moose das Becken des Caldeirao Verde erreichen und beim nachfolgenden 100 m hohen Wasserfall am See für ein Picknick und zahlreiche Fotos verweilen. Erneut ein wunderbarer, fast meditativer Tag inmitten einer grandiosen Natur, begleitet von Vogelgezwitscher, und einmal mehr kommt mir der großartige J.W. von Goethe in den Sinn: „Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen“. Nach unserer Rückkehr zum Forsthaus besichtigen wir in Santana Kirche und Rathaus sowie die typischen strohgedeckten Casas de Colmo, bunte kleine Bauernhäuser mit traditionellen Spitzgiebeldächern, welche unter Denkmalschutz stehen. Zum Abschluss gibt es Köstliches in der Snack Bar A Espiga: sopa verdura, espada con banana, schwarzen Degenfisch samt Kochbanane, salada frango sowie vinho und café. Bom apetite!
5. Juni: Machico – wir besuchen die ehemalige Hauptstadt, welche sich heutzutage provinziell mit kleinem Jachthafen, hellem Sandstrand und schöner Promenade präsentiert. Über die Autobahn und unter der im Jahr 2000 auf 2.800 m Länge ausgebauten Flughafenlandebahn hindurch, starten wir bei milden 22° C in den stets sonnigen Osten, insbesondere wenn es sonst überall auf der Insel bewölkt ist. Wir parken zentral und starten an der Promenade entlang der Ribeira de Machico zum Hauptplatz, Largo de Municipio, samt Tristao Vaz Teixeira-Denkmal sowie zum 100 Jahre alten Rathaus, Camara Municipal, mit schönem Garten und der um 1440 errichteten Kirche Igreja Nossa Senhora da Conceicao, dem ältesten Gebäude der Stadt. Zwischendurch gibt es für Chris einen café bica sowie ein süßes Küchlein. Danach verschlägt es uns zur dreieckigen gelben Festung Forte Nossa Senhora do Amparo aus 1706 sowie zur leider geschlossenen Capela de Sao Roque mit prächtigen Azulejo-Bildern, und zur ehemaligen Zuckerfabrik mit markant-weißem Turm. Nach unserem Mittagessen im gepflegten Lokal O Goncalves an der Rua do Ribeirinho flanieren wir zum künstlich aufgeschütteten hellen Sandstrand sowie zum Cais, wo Joao Goncalves Zarko im Jahr 1419 an Land ging und gemeinsam mit Tristao Vaz Teixeira die erste Siedlung Machico gründete. Wir genießen indes einen schönen Blick zum Jachthafen und zu den der Küste vorgelagerten Ilhas Desertas. Die Capela dos Milages im Fischerviertel Banda d’Alem steht zuletzt auf unserem Programm, ehe es wieder heimwärts nach Funchal geht. Bereits vor Jahren haben wir im Zuge eines zwölfminütigen Fluges auch die kleine Nachbarinsel Porto Santo mit ihrem kilometerlangen hellen Sandstrand für einen Tag besucht und im Taxi samt Fahrer auf einer Rundfahrt erkundet.
6. Juni: Unsere heutige Rundwandertour wird uns zum 1.436 m hohen und aussichtsreichen Chão dos Terreiros führen. Idyllische gestaltet sich bereits die Hinfahrt im Leihwagen durch Bergdörfer bis in den Ort Fontes auf 950 m Höhe. Wir parken am Dorfplatz an der Bar Fontes und starten unsere Wanderung steil bergauf entlang verstreuter Anwesen am Hang, vorbei an Maronenbäumen, Stechginster und Wiesenblumen. Bei Sonnenschein ergeben sich tolle Ausblicke auf umgebende Hügelkuppen, Berge und Täler sowie zur Radarstation am Pico de Arieiro. Es begegnet uns heute wiederum keine Menschenseele, jedoch sorgen Kühe, Ziegen und Schafe für Abwechslung und originelle Fotomotive. Am vierkantigen Messpunkt auf 1.436 m lassen wir uns für eine Rast und ein Picknick im Grünen niederund genießen ein beeindruckendes Bergpanorama. Auf ansprechendem Rundweg geht es danach wieder talwärts, ehe wir das Forsthaus Trompica und zwei Wasserspeicher passieren und nach 3,5 Stunden unseren Ausgangspunkt in Fontes erreichen, wo uns in der Dorf-Bar ein erfrischendes cerveja erwartet. Danach fahren wir meerwärts zum späten Mittagessen in den südlichen Küstenort Ribeira Brava und flanieren zum Ausklang des Tages zur Igreja de Sao Bento, zum Rathaus sowie an der Uferpromenade entlang.
Ein weiterer sehr schöner Ausflug während unseres letzten Urlaubes hat uns ausgehend vom Kraftwerk Central Hidroeléctrica entlang der Levada do Pico Ruivo hoch über dem feuchten Tal der Ribeira da Faja da Nogueira geführt, samt spektakulärer Wegpassagen, Ausblicke und Tunnel.
Nord- und Westküste
Am 7. Juni sagen wir Funchal und dem östlichen Teil der Insel ade und checken in der Quinta aus. Nach wahrlich schönen und gelungenen Tagen hier in diesem beschaulich-stilvollen Refugium machen wir uns auf den Weg nach Porto Moniz. Im Inselnordwesten wollen wir noch eine weitere Woche verbringen und die dortige Natur und Levadawege erkunden. Entlang der VR1 geht es über Ribeira Brava und weiter nordwärts durch den 3.086 m langen Túnel da Encumeada bis ins liebliche São Vicente, wo wir bei angenehmen 24°C pausieren, nahe der barocken Igreja de São Vicente aus dem 17. Jh. unser Mittagessen einnehmen und im hübsch herausgeputzten und blumengeschmückten Ort herumflanieren. Danach fahren wir durch eine Reihe weiterer Tunnel entlang der Nordküste Richtung Seixal. Leider ist die alte, in den 1950er Jahren in senkrechte Felsen geschlagene Küstenstraße – Antiga ER101 – inzwischen infolge von Steinschlag und Erdrutsch nicht mehr befahrbar. Schade für Chris, welcher während unseres letzten Aufenthaltes noch die besonders spektakulären Abschnitte gefilmt hat. Vom Aussichtspunkt am Miradouro de Seixal bieten sich uns gute Blicke zum Wasserfall und auf die nunmehr gesperrte Straße samt Felssturz. Nach einem Foto-Stopp im malerisch von Weinbergen umgebenen Ort Seixal erreichen wir schließlich Porto Moniz.
Wir checken im Hotel Aqua Natura Madeira in malerischer Lage direkt über den berühmten Lava-Naturschwimmbecken, Piscinas Naturais, ein und beziehen unser Zimmer mit Meerblick. Ein elegant-modernes und der Landschaft angepasstes Refugium, umweltbewusst geführt und mit sehr gutem Restaurant – mit einem Wort: ein Platz zum Wohlfühlen. Nachmittags unternehmen wir bei strahlendem Sonnenschein einen Spaziergang zur Festung Forte de Sao Joao Baptista samt nunmehrigem Aquarium, zur Kirche Igreja Matriz aus 1668, dem Rathaus sowie zum Brunnen – Fontenário da Vila – und entlang des Passeio Maritimo. Abends essen wir im Restaurante Cachalote mit Blick auf die Meerwasserbecken, ehe wir von unserem Balkon aus die Sonne im Meer versinken sehen.
8. Juni: Nachdem unser geplanter Weg entlang der spektakulären Lavada dos Cedros leider witterungsbedingt gesperrt ist, disponieren wir um und weichen auf eine schöne Wanderung in der Nähe aus, welche uns vom Forsthaus Fanal startend durch einen urweltlichen Wald an knorrigen Stinklorbeerbäumen – UNESCO Weltnaturerbe und Teil des europäischen Naturschutznetzes Natura 2000 – und mit tollen Ausblicken zur Nordküste bis nach Fio führen wird. Morgens ist es hier auf 1.130 m Höhe noch nebelverhangen, mystische Schwaden ziehen sich durch die Landschaft, Moose und Flechten verleihen zudem eine spezielle Atmosphäre und man wähnt sich eher im schottischen Hochland denn auf einer südlichen Insel. Wiederum sind kaum Menschen unterwegs, beschaulich zieht sich unser Pfad entlang Baumheide, Stinklorbeer und Hortensien sowie Schafen auf den Weiden. Nach einem schönen Ausblick vom Miradouro erweitern wir die 2,5stündige Rundtour um idyllische Wege Richtung Hochebene Paul da Serra, wo sich noch spektakuläre Perspektiven ergeben. Nach dem Abendessen im hoteleigenen Sea View Restaurant mit delikater Fischsuppe und Ausblick zu den Schwimmbecken erleben wir von unserem Balkon aus einen wunderbaren Sonnenuntergang über dem Meer, während die Wellen des Atlantiks ans Ufer rauschen.
9. Juni: Die Levada do Moinho – alte Mühlenlevada – im äußersten Nordwesten möchten wir heute erkunden. Auch Levada Grande genannt, zeichnet sich der schmale, wenig begangene Wasserweg auf etwa 800 m Höhe durch eine üppige Vegetation aus und trieb früher auch mehrere Wassermühlen an, von welchen drei noch als Ruinen erhalten sind. Farne und Blumen, vor allem weiße Calla, Ginster und Natternkopf, moosbewachsene Felsen und Wasserfälle begleiten uns auf unserer Dreistundentour, startend in Achadas da Cruz. Durch dichtes Heidegebüsch und vorbei an Wasserfällen tropft es vielerorts von den Wänden, erneut treffen wir nur auf wenige Menschen im ruhigen und urtümlichen Nordwesten der Insel. Im Ort Santa legen wir eine Pause an der Kirche Igreja Santa Maria Madalena ein und fahren retour Richtung Porto Moniz. Am Miradouro da Santinha mit kleiner Madonnenfigur genießen wir abschließend einen schönen Ausblick hinab auf den Ort, das Meer samt der Schwimmbecken sowie einen köstlichen Imbiss.
Vor Jahren hat uns unsere Inselerkundung schon in die bekannteste Wanderregion Madeiras, Rabacal, mit einer Vielzahl endemischer Pflanzen geführt. Die Levada do Risco samt 100m-Wasserfall sowie die beliebte Levada das 25 Fontes, jene der 25 Quellen, standen auf unserem Programm. Eine der schönsten Routen der Insel – damals noch recht beschaulich – ist nunmehr von Touristen leider zunehmend überlaufen.
10. Juni: Am heutigen Vatertag verschlägt es uns entlang der Levada da Central in die grandiose Schlucht der Ribeira de Janela, dem mit 15,7 km längsten Fluss der Insel, welcher sich von Quellgebiet Rabacal hinunter an die Nordwestküste zieht und Lebensraum für Silberhalstauben, Stockenten und Reiher bietet. Eine der schönsten und spektakulärsten Levadas inmitten einer faszinierenden Natur erwartet uns. Morgens noch ziemlich bewölkt und regnerisch, starten wir dennoch guten Mutes nach Kaffee und Süßem in der Snackbar Lagoa am Ausgangspunkt Lamaceiros. Anfangs durch Eukalyptuswald, sowie vorbei an Hortensien, Liebesblumen und Picknickbänken am Wegesrand, erfreuen uns bald spektakuläre Ausblicke ins Janela-Tal sowie aufklarendes und sonniges Wetter. Langsam wird der Weg schmaler, wir passieren einen langen Tunnel, welcher wiederum unsere Stirn- und Taschenlampen zum Einsatz kommen lässt. Im nachfolgenden Felsenkessel umgehen wir einen tosenden Wasserfall, welcher auf ein über dem Weg angebrachtes Betondach donnert, ehe wir einen weiteren Tunnel erreichen.
Unsere Wanderung gestaltet sich beeindruckend, fast meditativ und wir tauchen förmlich ein in diese grandiose Welt, wo wir so leichten Schrittes in der Stille der Natur immer tiefer in den grünen Talkessel vordringen, wo Geist und Seele in Einklang sind, einzig begleitet vom Gezwitscher der Vögel, dem Duft der Blumen und Plätschern des Wassers. Eine wunderbare Natur in ihren vielen Facetten, welche nur darauf wartet entdeckt zu werden. Viel zu oft laufen wir doch achtlos daran vorbei! Eine folgende exponierte, notdürftig abgesicherte Passage nach dem zweiten Tunnel meistern wir vorsichtig und es ergeben sich weitere spektakuläre Fotomotive. Teilweise wurden in diesem Gelände Seilsicherungen nach Unwettern zerstört und erinnern uns eindringlich an die gewaltigen Urkräfte der Natur.
Am Wasserhaus – Casa de Água – erreichen wir unseren heutigen Umkehrpunkt, hier gibt es ein kleines Picknick samt Vogelfütterung. Buchfinken picken sich vertrauensvoll Brotkrümel von der Hand und holen sich damit ihren Anteil an unserer Jause. Erneut sind nur wenige Menschen unterwegs, was dem Ensemble noch eine besondere Güte verleiht. Auch auf dem Rückweg bei strahlendem Sonnenschein ergeben sich schöne Ausblicke und Impressionen, ehe eine beeindruckende 4-Stundentour an der Snackbar Lagoa mit einem gemütlichen Essen auf der Terrasse und vielen schönen Erinnerungen zu Ende geht.
„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ (Pearl S. Buck)
11. Juni: Der heutige Rundweg, startend an der Pfarrkirche von Ponta do Pargo, führt uns bei sonnigem Schönwetter über den Caminho Velho und den Caminho do Pedregal ein Stück entlang der stillen Levada Nova, gesäumt von blühendem Stechginster und Liebesblumen am Wegesrand. Auf abwechslungsreichem Weg durchlaufen wir mehrere Täler sowie den Weiler Cabo, ehe wir die Kapelle Nossa Senhora da Boa Morte erreichen und sich von der Aussichtskanzel auf 425 m Höhe erste spektakuläre Tiefblicke senkrecht hinab zur Klippenküste ergeben. Der nachfolgende Vermessungspunkt am 434 m hohen Pico Vermelho lässt uns sodann auf ebenso steil abfallende Küsten sowie bis zum Leuchtturm in Ponta do Pargo schauen. Weitere tolle Ausblicke auf die Westküste ergeben sich vom nachfolgenden Mirador do Fio, ehe es über den Weiler Lombada Velha, vorbei an einer großen kanarischen Dattelpalme in die Orte Serrado und Pedregal geht. In Ponta do Pargo findet unsere Tour ihren Abschluss. Der markante Leuchtturm mit roter Kuppel – Farol Pargo – in spektakulärer Lage hoch über der Westspitze der Insel bietet einen weiteren Schwerpunkt einer beeindruckenden Wanderung und letzte „berauschende Tiefblicke“. Schließlich gibt es ein spätes Mittagessen im angesagten Restaurant A Carreta: Gemüsesuppe, natürlich wieder den leckeren Degenfisch mit Banane, dazu ein kühles Bier und wir entspannen bei angenehmen 22° C in der Nachmittagssonne.
12. Juni: Die bezaubernde Levada do Rei führt uns heute durch gut erhaltenen Lorbeerwald tief hinein ins reizvolle Tal des Ribeiro Bonito, des schönen Flusses. Morgens fahren wir über Sao Vincente und Buonaventura ins wildromantische Gebirge bis nach Sao Jorge. Nach nächtlichem Regen präsentiert sich die Natur in üppigem Grün und bald lässt sich auch die Sonne blicken. Beginnend am eingezäunten Wasserreservoir und durch einen Mischwald, verläuft der nicht durchgängig gesicherte Kanalweg bald durch Steilwände und einen niedrigen Tunnel, welcher gebückt passiert werden muss.
Am spektakulären Wasserfall legen wir unsere Regenjacken an und hanteln uns schrittweise der Wand entlang. Stets begleitet von teils waghalsigen Tiefblicken wandern wir durch ein grünes Paradies dichten Lorbeerwaldes, riesiger Farne und Moose bis zum Talschluss vor der Klamm des Ribeiro Bonito. Hier gibt es eine Fotopause samt Picknick und den Genuss der atemberaubenden Schönheit dieses stillen Ortes, ehe wir wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren.
Im Garten der Quinta Lavada do Rei erwartet uns zur Stärkung noch sopa do dia, tosta queijo und tarta sowie ein Gläschen des Nationalgetränks Poncha. Saúde! – auf eine wahrlich gelungene Tour! Danach besichtigen wir die 300 Jahre alte, letzte wasserbetriebene Getreidemühle Madeiras – Moinho a Àgua – und erstehen typisches Maismehl. Vom Aussichtspunkt Miradouro das Cabanas an der Steilkante bietet sich noch ein letzter kühner Blick hinab auf den Ort Arco de Sao Jorge und das Meer.
13. Juni: Nach all den Highlights der Vortage – eine Wanderung gestaltete sich schöner als die andere und die gestrige Königslevada bildete einen würdigen Abschluss – gönnen wir uns heute einen Ruhetag in Porto Moniz als Ausklang der Reise, zumal es für unseren geplanten Ausflug zum Encumeada-Pass auf 1.007 m Höhe ohnehin zu wolkenverhangen ist. Wir werden diese Insel grandioser Landschaften sicherlich erneut besuchen, unbegangene Touren und Levadawanderungen gibt es noch zur Genüge. Madeira ist in der Tat etwas ganz Besonderes und immer wieder eine Reise wert. Nach beschaulichen Mußestunden lassen wir uns ein schönes Essen im hoteleigenen Sea View Restaurant mit köstlichem Degenfisch samt Gemüse und einem Gläschen Weißwein schmecken. Saúde – auf eine glückliche Zeit inmitten dieser Trauminsel! Bei Sonnenschein unternehmen wir danach einen Spaziergang durch den Ort, welcher uns ein letztes Mal zu Kirche und Rathaus, Fontenário da Vila und Forte de Sao Joao Baptista sowie zum Hafen führt, ehe die Sonne im Meer versinkt.
14. Juni: Unser Abreisetag! Nach dem Frühstück checken wir im Hotel aus und machen uns auf den Weg nach Funchal und zum Flughafen für unseren heutigen Heimflug. Mit letzten Impressionen vor Ort und vielen Erinnerungen im Gepäck heben wir um 14 Uhr 45 in einem Airbus A321 der Austrian vom Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo ab und verlassen die Blumeninsel im Atlantik nach unvergesslichen Urlaubstagen, ehe wir um 20 Uhr 15 wieder im heimatlichen Wien landen.
„Madeira, the World’s Leading Island Destination“ (World Travel Avard 2015)