Wandern im Nationalpark Paklenica und Insel Pag

Herbstliches Wandern im Velebit-Gebirge, stürmische Bora, Besuch der Insel Pag mit Käseverkostung und einem uralten Olivenhain

Ausblick vom Gipfel des Golić

Nach unseren schönen Erlebnissen im Frühjahr führt uns unser Urlaub am 1. Oktober erneut ins mediterrane Kroatien. Frühmorgens starten wir mit Renate und Detlef in unserem Auto und treffen gegen 9 Uhr 30 an der Autobahnstation unsere weiteren Freunde Christine, Rudi, Ilse, Roman, Gabi, Roli sowie Renate und Otto. Gemeinsam geht es südwärts in gewohnter Route, ehe wir gegen 14 Uhr 30 in der gemütlichen „Pansion Michael“ in Starigrad-Paklenica von Spomenka und Ante erwartet und herzlich willkommen geheißen werden. Der Tisch ist bereits mit süßen und schmackhaften Leckereien und Getränken gedeckt und es wird herzhaft zugegriffen und auf das Wiedersehen sowie auf Ottos kürzlich „runden“ Geburtstag angestoßen. Živjeli!

Auf einen schönen gemeinsamen Urlaub im idyllischen Paklenica! Groß ist die Freude auf beiden Seiten, dass wir erneut zum Wandern hier sind. Nachmittags nutzen wir das herrliche Spätsommerwetter zum erfrischenden Schwimmen im Meer und nachfolgenden Sonnenbad. Abends wird bei köstlicher Suppe, Goldbrasse samt Zucchini, Kartoffel und Dessert gemütlich geplaudert. Es gibt jede Menge Neuigkeiten zu erzählen. Schließlich beendet ein traumhafter Sonnenuntergang unseren ersten Tag in der Ferne.

2. Oktober: Da die Wetterprognose für heute unbeständig und feucht ist, entscheiden wir uns für eine kürzere, etwa dreistündige Rundwanderung zum Eingehen mit nur knapp fünfzig Höhenmetern, welche uns am Fuße des Velebit-Gebirges, vorbei an Velika und Mala Paklenica, in die Ortschaft Seline und entlang des Meeres zurück zum Ausgangspunkt führen wird. Den Nationalpark-Eingang passierend, gehen wir entspannt und bei guter Laune vorbei an verlassenen Weilern und Trockenmauern und blicken hinab auf Pinienwälder und das Meer. Unterwegs begegnen uns Eseln und Pferde, aber ansonsten ist es bereits sehr ruhig in dieser Jahreszeit, es duftet und grünt jedoch noch immer ringsherum bei angenehmen 22° C inmitten dieser mediterranen Vegetation voller Wacholderbeeren, Oleander, Zitronen-, Feigen- und Olivenbäume. Lavendel, Lorbeer und wilder Salbei säumen zudem unsere Wege.

Beim Weiler Jukici führt die Markierung schließlich hinab auf Meeresniveau, vorbei an der Kirche Sveti Marko samt Friedhof, wo wir die Ortschaft Seline und die Hauptstraße erreichen. Ein kurzer, heftiger Regenguss gibt uns gerade zur rechten Zeit die Möglichkeit einer bereits gewünschten Kaffeepause. Danach spazieren wir entlang des Meeres, vorbei an einem kleinen Bootshafen zur Halbinsel Kulina mit dem alten Wehrturm Večka Kula, welchen wir noch trockenen Fußes passieren, ehe ein zweiter Regenguss niedergeht und wir am Campingplatz überdacht pausieren und danach wieder zu unserer Pension zurückkehren. Abends werden wir vom Hausherrn mit serviertem Wolfsbarsch samt Mangold sowie Kuchen verwöhnt.

Otok Pag – Verkostung in Käserei und alter Olivenhain

Da das Wetter am 3. Oktober für Gipfeltouren weiterhin zu unbeständig ist, verschlägt es uns auf Antes Empfehlung auf die touristisch eher ruhige Insel Pag – Otok Pag, die fünftgrößte Insel der Adria. Hier widmet man sich hauptsächlich der Schafzucht, dem Weinbau, der Landwirtschaft und Fischerei. In unseren Autos geht es zuerst über die 340 m lange Pager Brücke im Süden, vorbei an der im 15. Jh. errichteten, mittelalterlichen Stadt Pag mit befestigter Burg und Salinenfeldern durch felsige Landschaft und versteckte grüne Oasen Richtung Ortschaft Kolan, wo wir die traditionsreiche Käserei der Familie Gligora besichtigen wollen. Ehe wir vormittags den seit Generationen erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Familienbetrieb erreichen, überrascht uns unterwegs noch ein wolkenbruchartiges Gewitter.

Während der 40minütigen Führung im weißen Schutzgewand erfahren wir dann Interessantes über die Herstellung des für die Insel typischen Schafs- und Ziegenkäses, angereichert mit ätherischen Ölen, Meersalz, mediterranen Kräutern, Pfeffer, Kurkuma, Oliven, Lavendel und Trüffel – eine erstklassige Delikatesse! Nach der Führung verkosten wir diverse schmackhafte Käse-Variationen, garniert mit Oliven, Feigen und Melonen samt süffigem Weißwein und stoßen auf Detlefs Geburtstag an.

Das Wetter hat sich inzwischen wieder beruhigt und so fahren wir der schmalen Insel entlang ins malerische Lun im äußersten Nordwesten und genießen bereits wunderschöne Ausblicke sowohl auf das Meer als auch auf das Velebit-Gebirge. Der schönste Ort der Insel mit grünen Plantagen und kleinem Bootshafen ist umgeben von uralten Olivenhainen, darunter etwa 1.500 wilden Olivenbäumen – olea oleaster. Das Alter der 5-8 m hohen Bäume wird auf über tausend Jahre geschätzt. Zuallererst stärken wir uns am Hafen auf offener Terrasse mit Kaffee und köstlichen Palatschinken in einem kleinen Café und fotografieren malerische Boote und Ausflugsschiffe.

Danach spazieren wir bei Sonnenschein hoch zum Olivenhain – Lunjské Oliviniki – seit 1963 geschütztes Botanik-Reservat und in dieser Art einzigartig an der Adria. Hier tauchen wir wahrlich in die Ruhe und Stille der Insel ein und genießen zudem einen tollen Ausblick auf die angrenzenden Inseln Cres, Rab und Losinj. Die uralten Bäume mit schiefen und knorrigen Stämmen bieten ein faszinierendes Bild und zahlreiche lohnende Fotomotive. Entlang bunter Häuser und mediterraner Gärten mit Oleander, Oliven-, Feigen- und Zitronenbäumen steigen wir wieder hinab zum Hafen und machen uns auf den Weg Richtung Žigljen, wo uns die Fähre durch die Pager Bucht in 15minütiger Fahrt wieder zurück auf das Festland nach Prizna bringt.

Im spätnachmittäglichen Sonnenschein präsentiert sich der Velebit bereits wolkenfrei im Hintergrund. Unterwegs gibt es eine Kaffeepause im kuscheligen Ort Karlobag am Meer, der sich bereits sehr verschlafen präsentiert, ehe es über die romantische Küstenstraße entlang unzähliger Buchten wieder zurück zu Ante in die Pension geht, wo uns heute ein Katzenhai-Steak zum Abendessen erwartet. Mit Hauswein und pivo stoßen wir nochmals auf Detlef und den ereignisreichen Tag an und werden von Ilse mit den neuesten Witzen versorgt. In fröhlicher Runde wird viel gelacht, ehe wir uns schließlich zur Ruhe begeben.

Gipfelbesteigung des Veliki Golić

Am 4. Oktober gestaltet sich das Wetter schon morgensprächtig und die Luft ist nach den Regengüssen vom Vortag überaus klar. Somit steht unserer geplanten Gipfelbesteigung des 1.205 m hohen Veliki Golić nichts mehr im Weg. Zusammen mit Ante und einem weiteren Pensionsgast geht es in unseren Autos hoch zum Parkplatz an der Straße Ulica Stepinca. Hier wechseln wir aufgrund der steinigen Beschaffenheit des weiteren Verlaufes auf vorher organisierte Kleinbusse, welche uns zur Hochebene Veliko Rujno auf etwa 900 m Seehöhe bringen. Nun starten wir zu einer sehr schönen und anspruchsvollen 5,5 Stunden Wanderung durch lichte Pinien- und Mischwälder auf rot-weißer Markierung stetig bergauf. Bald genießen wir spektakuläre Ausblicke auf die zu Füssen liegende Hochebene, das Meer und vorgelagerte Inseln sowie auf bizarre Karstformationen und Berge im Hinterland.

Auch der Bojin Kuk präsentiert sich erhaben vor uns. Erneut treffen wir am Ende der Feriensaison auf keine Menschenseele bei unserem Aufstieg zum Gipfel, während wir heute drei verschiedene Klimazonen passieren: von mediterran beim Start auf Meereshöhe über gemäßigt bis in subalpine Regionen. Hagebutte und duftende, wilde Kräuter säumen den Wegesrand – von Lavendel, Salbei über Thymian ist wiederum alles vertreten und einmal mehr sind Körper und Seele im Einklang in der fast meditativen Stille der Natur und der positiven Stimmung der Gruppe. Auf steilem Grad steigen wir stetig dem Gipfel entgegen, welchen wir vormittags erreichen, die obligatorischen Erinnerungsfotos machen, picknicken und das tolle Rundumpanorama bewundern. Die Sonne strahlt vom Himmel und kein Wölkchen ist weit und breit zu sehen.

Am Gebirgskamm entlang klettern wir sodann in schwierigem Gelände in südöstlicher Richtung hinab Richtung Grabar und Ramići auf zugewachsenem, jedoch wildromantischem Pfad. Spektakuläre Ausblicke zu beiden Seiten auf Höhenzüge, Schluchten und Täler entschädigen für alle Mühen. Über schroffe Felsbrocken und durch Gebüsch geht es teilweise unter Zuhilfenahme unserer Hände stetig hinab in lichten Buchenwald. Erneut keine Menschenseele, lediglich kleinere Schmetterlinge, Salamander und eine beachtliche Gottesanbeterin säumen unsere Wege. An Trockenmauern entlang erreichen wir nachmittags Antes Berghaus Njive, wo uns Vater Michael bereits erwartet und vorsorglich eine leckere Grillplatte samt Kraut und Salaten serviert. Unser Appetit ist schon groß, das Abenteuer macht schließlich hungrig. Im Sonnenschein sitzen wir im Garten und stoßen mit pivo und Hauswein auf die gelungene Tour an. Živjeli und vielen Dank an Ante und Michael! Nach der Pause geht es hinab zu unseren Autos und retour zur Pension.

5. Oktober: Während der Nacht ist unerwartet heftige Bora, kalter Nordostwind, aufgezogen und fegt durchs Haus und hölzerne Fensterläden. Über dem Meer weiße Schaumkronen, Autobahn am Velebit gesperrt, Küstenstraße für Wohnwägen und Motorräder gesperrt – von Ante hören wir die morgendlichen Neuigkeiten. So geben Chris und ich uns nach einem gemütlichen Frühstück noch ein wenig der Muße hin, während ein Teil der Gruppe in die nahe gelegene Stadt Zadar unterwegs ist. Unser aller geplante Tour und Umrundung des 1.001 m hohen Bojin Kuk ist erst einmal auf morgen verschoben. Mittags verschlägt es uns an der Uferpromenade ins „Restoran Dalmacija“ zu Fischsuppe und Käseplatte und zu einem genüsslichen Sonnenbad auf der windgeschützten Terrasse. Hier treffen wir auch auf den Rest der Gruppe, welcher bereits seit den Vormittagsstunden bei Kaffee und Kuchen entspannt und sich des Lebens freut.

Die Bora dürfte jedoch nur ein kurzes Intermezzo gewesen sein, da sie nun allmählich abflaut. Nachmittags unternehmen Chris und ich einen Spaziergang entlang des schon bedeutend ruhigeren Meeres Richtung Wehrturmruine Večcka Kula, während sich das Gebirge bereits wolkenlos zeigt. Abends klingt unser beschaulicher Tag zusammen mit Ante in geselliger Runde aus. Für morgen jedenfalls sind unsere Rucksäcke und Wanderschuhe schon vorbereitet, denn die nächste Tour wartet bereits!

Von Njive in die Große Paklenica Schlucht

In der Früh am 6. Oktober starten wir bei bestem Wetter zusammen mit Ante in unseren Autos hinauf zum Parkplatz an der Straße Ulica Stepinca. Von dort machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Berghaus Njive, wo Michael bereits mit einer kalten Platte samt Ziegenkäse, Aufstrichen sowie warmen Würsten auf uns wartet und wir uns vor dem Weiterwandern kulinarisch stärken. Indes kehrt Ilse zum Parkplatz zurück und fährt eines der Autos zu unserem Wanderziel, dem Nationalpark-Eingang. Für uns hingegen geht es in weitem Bogen hinab zur Großen Paklenica Schlucht, wiederum mit tollen Ausblicken auf Berge und Seitentäler.

Am Aussichtsplatz Vidikovac blicken wir von einem Felsen auf das Panorama, machen zahlreiche Fotos und erfreuen uns an den Schönheiten der Natur. Genussvoll geht es bei angenehmen 20° C in heiterer Stimmung weiter talwärts durch lichten Mischwald, vorbei an einem Unterstand und originellen Felsformationen zur Berghütte Dom Paklenica und zum nachfolgenden Försterhaus Lugarnica, wo wir im Sonnenschein eine Pause einlegen. Ante verwöhnt uns einmal mehr mit erfrischenden Getränken und Kaffee.

Danach wandern wir in letzter Etappe hinab in die Schlucht zu Kletterern in senkrechten Wänden, welchen wir bewundernd bei ihren Aktionen zusehen. Am Schluchtenausgang erwartet uns bereits Ilse und bringt unsere Fahrer hinauf zum Parkplatz, um die verbleibenden Autos für unsere Heimfahrt abzuholen. Es war wiederum ein sehr schöner und gelungener Tag, welcher abends in der Pension bei Peka, einem typisch kroatischen Pfannengericht, stimmungsvoll ausklingt, während die Wellen des Meeres sanft ans Ufer rauschen und die Sonne am Horizont versinkt.

Kleine Paklenica Schlucht über Umwege

Heute, am 7. Oktober, starten wir zu unserer letzten Tour, welche uns aufgrund morgendlichen Regens leider nicht zum Bojin Kuk führen wird. Mit Ante und der Gruppe geht es per Pkw alternativ zum Krupa Fluss, wo uns jedoch auch kein besseres Wetter erwartet. So improvisieren wir erst einmal in Antes Lieblingslokal bei Kaffee und Süßem, danach versuchen wir, da das Wetter zunehmend aufklart, unser Glück in der wenig begangenen Mala Paklenica, der Kleinen Paklenica Schlucht – mit bescheideneren Ausmaßen als ihre Namensschwester.

Hier zeigt sich das Wetter nun gegen Mittag schon sehr sonnig. Und inmitten dieser bezaubernden Landschaft und unberührten Natur birgt der Tag noch eine tolle Überraschung. Bei heiterer Stimmung in der Gruppe tauchen wir ein in die abenteuerliche Wildnis voller Sträucher, Bäume, riesiger Felsblöcke und Karstformationen, entlang des ausgetrockneten Bachbetts, vorbei an rankenden Kletterpflanzen und blühenden Herbstzeitlosen und steigen stetig die Schlucht bergan. Zuweilen müssen wir zum Klettern unsere Hände und vorhandene Drahtseile verwenden, um steilere und flachere Aufstiege zu überwinden. Mit zunehmender Höhe blicken wir bereits hinab Richtung Meer und Inseln.

Auf einer Höhe von etwa 350 m verwöhnt uns Ante mit mitgebrachtem Speck, Käse, Feigen, Brot und Getränken und wir genießen eine tolle Aussicht zum Meer und hinab in die wildromantische Schlucht, welche bedeutend enger ist, als die von uns mehrmals begangene Große Schlucht. Nach einer Pause und zahlreichen imposanten Fotos geht es danach wieder talwärts, alle erfreuen sich an der malerischen Tour und es wird viel gelacht. Beim nächsten Mal und konstanterem Wetter werden wir sicherlich die gesamte Mala Paklenica erkunden und weiter Richtung Velika Paklenica wandern.

Es gibt für uns noch einige Ziele, vordringlich natürlich die Gipfel, welche wir diesmal aufgrund des wechselhaften Wetters nicht geschafft haben. In der Pension wird abends zur Feier des Tages gekochter Drachenkopf mit Gemüse serviert, und von der Terrasse blicke ich auf das Gebirge im Hinterland, welches sich friedlich im weichen abendlichen Sonnenlicht präsentiert. An unserem letzten Abend sitzen wir noch lange in geselliger Runde beisammen und lassen unsere Erlebnisse Revue passieren.

8. Oktober: Vormittags müssen wir uns leider schon wieder verabschieden und starten unsere Rückreise über die gewohnte Route Karlovac, Zagreb und Maribor nach Wien.

Nochmals ein herzliches Dankeschön an Euch alle: Renate, Detlef, Christine, Rudi, Ilse, Roman, Gabi, Roli, Renate und Otto. Inmitten Eurer Runde war es erneut eine Freude und ein Vergnügen gemeinsam unterwegs gewesen zu sein.

Auf den Bergen haben wir wiederum viel Höhenluft geschnuppert und am Meer Sonne und maritime Seeluft vor dem kalten Winter aufgetankt. Wir hatten eine schöne Zeit, haben viel zusammen erlebt und gelacht und uns das köstliche Essen sowie manch‘ Julischka und Pelinkovac schmecken lassen.

Das Wetter hat es im Großen und Ganzen gut mit uns gemeint. Die Touren, welche wir diesmal nicht unternehmen konnten, wir heben sie uns eben für den nächsten Urlaub auf. Spomenka, Ante und Michael – hvala lijepa – vielen Dank für die wunderbaren Tage in Eurem Haus und die schönen Ausflüge. Es gibt noch Einiges zu erkunden auf den Gipfeln und in den Schluchten des mystischen Velebit-Gebirges und wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen im schönen Starigrad-Paklenica!


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