Yacht: Benetau Ocenanis 473 „Gagliera“
Crew: Christian (Skipper), Heinz, Peter, Wolfgang
Route: Marina di Portorosa-Lipari-Stromboli-Salina-Vulcano-Marina di Portorosa | 100 sm
Freitag, 3. September: Anreise mit Alitalia via Rom; Wolfgang, der schon eine paar Tage zuvor angekommen ist, um Sizilien zu erkunden, erwartet uns bereits am Flughafen, und mit unserem Leihwagen fahren wir ins Quartier Otto Mood, ein nettes, familiäres Bed & Breakfast in einem Außenbezirk von Catania. Die Vorjahrscrew vom Dodekanes-Törn ist um zwei Personen geschrumpft, diesmal sind wir Heinz, Wolfgang, Peter und ich als Skipper.
Samstag, 4. September: Da wir unser Schiff ohnehin erst am Nachmittag übernehmen können, wird der Tag eher gemütlich angegangen. Ausgiebiges Frühstück, das – entgegen sonstigem italienischem Usus – reichhaltige Frühstücksbüffet hat uns äußerst positiv überrascht und der nette Garten lädt uns dann dazu ein, mit der Seele zu baumeln. Peter nutzt die Hängematte, ich halte mich in der Nähe der Espressomaschine auf.
Gegen Mittag machen wir uns schließlich zur Nordküste nach Portorosa auf. Schiffsübernahme, Proviant bunkern, Skipper’s Crew-Sicherheitseinweisung und dann geht’s nach Milazzo, um den Leihwagen zurückzugeben und zum Abendessen.
Sonntag, 5. September: Auslaufen erst um 12:20 – bei der Auslaufzeit besteht in den nächsten Tagen noch Optimierungspotential. Kurz nach dem Verlassen der Marina mache ich für die Crew das übliche Boje-über-Bord Übungsmanöver – der Skipper möchte ja notfalls auch geborgen werden, sollte er über Bord gehen – und dann geht es bei NW-lichem Wind mit 3 Bft auf einem schönen N-Kurs in Richtung Lipari. Nach dem Passieren der Südspitze von Vulcano haben wir den Wind platt auf der Nase, also ist für die verbleibende Strecke Maschine angesagt. Als Entschädigung erhaschen wir den ersten Blick auf Stromboli in der Ferne.
Lipari – die „Lebendige“
Um 18:50 fällt der Anker vor Lipari, dem Hauptort der gleichnamigen Insel, nachdem wir auf unserem ursprünglichen Anlegeplatz im kleinen Fischerhafen den nächtens einlaufenden Fischern im Weg gewesen wären. Heinz kehrt strahlend von einem ersten Landgang zurück an Bord – ital. SIM-Karte für Internetzugang gekauft, unsere SY ‚Gagliera‘ ist online! Dann macht sich die gesamte Crew landfein und wir setzen mit dem Dingi über und flanieren durch die recht quirlige und touristische ‚Hauptstraße‘ (eher ‚Hauptsträßchen‘).
Montag, 6. September: Kurz vor Mittag – immerhin um eine Stunde verbessert – Anker auf und Auslaufen mit Tagesziel Stromboli. Kurs NO liegt an, später NNO; der Wind aus W würde ja stimmen, jedoch kommt bei 2 Bft keine richtige Segelstimmung auf, also ist heute Dieseln angesagt.
Etwas später scheint uns der Windgott Äolus doch gnädig zu sein und wir segeln einige Zeit mit Groß und Genua dahin. Das Segelvergnügen ist jedoch nur von kurzer Dauer (Original-Logbucheintrag „Segelsetzen und –bergen üben bei 0 Bft“) – jedoch sind die geborgenen Segel eine ausgezeichnete Gelegenheit für einen Badestopp mitten am Meer bei spiegelglatter See und freiem Blick auf Stromoli. Vor Stromboli angekommen, findet sich noch eine freie Boje vor der Stadt um wohlfeile € 45,-/Nacht, dafür mit schönem Blick auf das kleine Inselchen Stromolichio.
Stromboli – die „Feurige“
Stromboli bietet ein eindrucksvolles Scenario; tagsüber die tiefschwarzen Sandstrände mit der Rauchfahne des einzigen ständig tätigen Vulkans in Europa, nachts das Schauspiel der regelmäßigen Lavaeruption. Auch wir wollen das nächtliche Schauspiel der Lavaeruptionen aus der Nähe bewundern, also machen wir uns am Abend zu einer Wanderung auf, entlang der N-Küste bis zum Anstieg des Vulkans und in weiterer Folge zur Aussichtsplattform auf halber Höhe auf ca. 400 m. Gut, dass wir mit festem Schuhwerk und Taschenlampen ausgerüstet sind, der Weg ist eher naturbelassen.
Am Stromboli kann man ca. alle 20 Minuten eine Lava-Eruption beobachten, was in der Dunkelheit recht spektakulär anzusehen ist. Nicht ganz so einfach zu fotografieren, wenn selbst im Sucher Dunkelheit herrscht, aber ein paar gute Fotos gelingen trotzdem. Nach dem Abstieg verbleibt als einzige Herausforderung, so spät noch ein offenes Restaurant für uns hungrige Segler zu finden. Aber auch diese Navigation gelingt in Crew-Teamwork, und nach einigen Gläsern Verdauungsgrappa verbringen wir eine angenehme, ruhige Nacht an der Boje.
Dienstag, 7. September: Unsere Pläne, noch eine Nacht hier zu verbringen zerschlagen sich, da der Bojen-Abkassierer uns auf aufkommendes Schlechtwetter hinweist, das hier ungeschützt etwas unruhig würde („if you stay, at your own risk“ – Wetterwarnungen Einheimischer sollte man immer respektieren!).
Also geht’s weiter – Schiff klarieren, zur Abfahrt wieder nicht vor 12:30 geschafft. Zuerst fahren wir zwischen Stromboli und Strombolicchio durch und umrunden Stromboli N-lich, um dann nach Passieren der Sciara del Fuoco“ („Feuerrutsche“), in der vom Krater die Lava hinunter ins Meer fließt, mit Kurs SW unser nächstes Ziel, Salina, anzusteuern. Der Wind entwickelt sich auf SO 4 Bft, später 3, womit wir bis zur S-Spitze von Salina wunderschön segeln können, einige Zeit sogar von einer Gruppe Tümmler begleitet.
Salina – die „Ehrliche“
Salina ist die fruchtbarste und grünste Insel, die zweitgrößte der Inselgruppe und ebenfalls vulkanischen Ursprungs, ersichtlich an den beiden Zwillingsvulkanen Monte Fossa delle Felci (962 m) und Monte dei Porri (860 m). Der lateinische Name Salina (salzhaltig) stammt aus der Zeit der römischen Herrschaft, als sich im Südosten der Insel große Salzseen befanden.
Angekommen auf Salina stellen wir fest, dass die neuerbaute Marina von Santa Marina Salina scheinbar von modernen Raubrittern betrieben wird, eine Liegegebühr von € 140,-/Nacht ist ein stolzer Preis. Hätten wir dies früher gewusst! Der Stadthafen nebenan hat zwar keine computerisierten Touchscreen-Versorgungseinheiten für Strom und Wasser, dafür hätten wir um das ersparte Geld fürstlich Essen können, inklusive einiger Grappa. Frisch heiß geduscht (wenn schon teuer, dann wenigstens ausgiebig nutzen), schwärmt die Crew zur Erkundung aus. Wolfgang entdeckt ein nettes Lokal oberhalb der Stadt und wir dinieren auf der Terrasse mit schönem Ausblick.
Vulcano – die „Heiße“
Mittwoch, 8. September: Heute geht’s bei schönem Segelwind weiter, ein kurzer Schlag nach Vulcano steht am Programm. Damit es nicht ganz fad wird, verhängt sich das Großfall in einer losen Befestigungslasche des Dampferlichtes. Ausfädeln der Fall gelingt uns nicht von Deck aus, da muss wohl am Abend einer den Mast hoch, also geht’s den Rest des Weges nur mit der Genua weiter in die Bucht Porto di Ponente. Sie gilt als die bestgeschützte Ankerbucht der Liparen und liegt – mit Blick auf den ständig rauchenden Krater mit den Schwefeldämpfen und den Schwefelablagerungen – auch lieblich, ein grandioser Ausblick.
Vulcano ist nur durch einen 800 m breiten und 40 m tiefen Kanal von der Nachbarinsel Lipari getrennt. Neben dem Gran Cratere gibt es noch die Zona delle Acque Calde für ein Bad in Fangoschlamm „natural“. Die Bucht bietet einen guten Ankergrund und angesichts des Wetterberichts wird der Anker gut eingefahren. Bleibt noch die Behebung unseres Problems am Mast. Peter hat Klettererfahrung, so wird er mittels Bootsmannsstuhl den Mast hochgekurbelt, befreit das eingeklemmte Großfall und befestigt das Licht provisorisch. Das vor zwei Tagen auf Stromboli angekündigte Schlechtwetter scheint tatsächlich zu kommen, am Abend gibt es kurzen leichten Regen und Richtung Lipari beobachten wir starke Regenfahnen über dem Meer.
Donnerstag, 9. September: Heute ist Ausflugstag. Wir setzen mit dem Dingi über, Peter, Wolfgang und ich wollen die Caldera besteigen, Heinz – mit Notebook bewaffnet – verschafft sich einstweilen einen Überblick über die Lokale im Ort.
Der Aufstieg zur Caldera hinter dem Ort ist einfach zu finden („immer in Richtung Berg“) und nach und nach eröffnet sich uns ein wunderschöner Ausblick übers Meer und die Äolischen Inseln. Oben angekommen, sehen wir auch in die Caldera, aus der dichte Schwaden von Schwefeldämpfen den Hang entlangziehen. Bei diesem Ausblick kann uns selbst der einsetzende Nieselregen nicht die Laune verderben.
Nach einem letzten Blick rundherum und dem obligaten Gipfelfoto – der Regen pausiert mittlerweile – gehen wir wieder hinunter, um die Lokalwahl von Heinz zu begutachten. Die Crew ist einverstanden, hier werden wir zu Mittag essen. Kaum haben wir Platz genommenen und bestellt, setzt Starkregen ein – wenn das kein gutes Timing ist!
Gesättigt und ohne Regen starten wir das nächste touristische Highlight Vulcanos – das Schwefel-Schlammbad. Bei dem eher kühlen Wetter heute ist es angenehm warm und der Schlamm soll auch gesund für die Haut sein, was natürlich getestet werden muss.
Danach geht’s zurück an Bord für einen gemütlichen restlichen Nachmittag und Abendessen aus der Bordküche mit Panoramablick auf heftiges Wetterleuchten am NW-NE-lichen Horizont. Unser Anker hat ja schon in der letzten Nacht gut gehalten, also legen wir uns beruhigt in die Kojen.
Freitag, 10. September: Um 04:30 wache ich durch lautes Schlagen der Großfall auf, es weht recht böiger Wind – verursacht von den Gewittern draußen auf See. Der Anker hält noch, die Deckschläfer werden gebrieft, das Großfall stärker durchgesetzt und der Skipper geht weiterschlafen. Eine Stunde später lärmt es schon wieder, das vor einer Stunde dichtgeholte Fall schlägt schon wieder laut, wodurch ich recht flott wieder oben an Deck bin. In starken Böen bis 7 Bft schwoit der Bug stark hin und her und der Anker rutscht mächtig. Schnell die Maschine gestartet, Anker auf und Bug immer schön im Wind halten zwischen den anderen ankernden Yachten. Das Neusetzen des Ankers gelingt zum Glück auf Anhieb, er wird auch gleich gut eingefahren und die frühmorgendliche Anspannung legt sich.
Das erste Tageslicht kommt schon bald; mit der ganzen Action hat der Tag heute früh begonnen, daher haben wir dann mit „Anker auf“ schon um 10:15 Wochenbestzeit beim Auslaufen. Heute machen wir uns leider schon auf den Heimweg zurück in die Marina di Portorosa. Es wäre eigentlich ein recht schöner Segeltag mit sehr vorlichem Wind bei 4-5 Bft, jedoch sind wir alle übernächtig, das Wetter ist bescheiden und bei Seegang 3-4 ist es auch etwas ruppig. Somit hat keiner von uns so richtig Lust auf Segeln, auch gut, wird eben die letzten 21 sm Diesel verbrannt.
Einlaufen in der Marina um 16:15, Schiffsübergabe, packen und Leihwagen organisieren für Rückfahrt zum Flughafen von Catania. Abschließend haben wir noch ein sehr gemütliches Abendessen in einem Restaurant in der großen Marina/Ferienhaus-Anlage. Gut unter Dach, stört uns beim „Captains-Dinner“ nicht einmal mehr der wieder einsetzende Regen.
Samstag, 11. September: Rückfahrt nach Catania und Heimflug sind – wie üblich – die ‚Höhepunkte‘ des letzten Tages.
Es war eine sehr schöne Segelwoche in einem interessanten Segelrevier, anspruchsvoll mangels geschützter Ankerplätze, jedoch landschaftlich sehr interessant mit Stromboli und Vulcano und auch angenehm touristisch ruhig – zumindest im September, als wir dort waren.
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