Barcelona – Impressionen der katalonischen Hauptstadt

Aufgrund diverser touristischer Erkundungen der iberischen Halbinsel, welche uns auch nach Barcelona führten, entstand nunmehr nach Jahren nachfolgender Reisebericht

Plaza de España

Die kosmopolitische und gastfreundliche Metropole mit ihrem milden Klima am Ufer des Mittelmeers und Schnittpunkt Mittel- und Südeuropas ist per Flugzeug in absehbarer Zeit problemlos erreichbar und bietet Übernachtungsmöglichkeiten aller Kategorien. Rasch taucht man ein in den südlich-maritimen Flair der katalonischen Hauptstadt im Nordosten Spaniens, einer Stadt zwischen Tradition und Moderne.

Man startet die Besichtigungstour vielleicht mit einem Besuch des Tibidabo, so wie Chris und ich es während eines einwöchigen Aufenthaltes seinerzeit im Monat März praktiziert haben. Die mit 500 m höchste Erhebung bietet eine schöne Möglichkeit einen ersten Blick über eine pulsierende Stadt zu bekommen. Die Fahrt im offenen Waggon der Tramvía Blau, einer hundertjährigen Museumsstraßenbahn, führt durch Barcelonas Nobelviertel und bis zur bunten Standseilbahn – Funicular Tibidabo. Mit dieser geht es auf steiler Strecke das letzte Stück hinauf zum Gipfel. Dort bewundern wir bei strahlendem Sonnenschein die 1961 vollendete Kirche Sagrado Corazón de Jesús, die Herz-Jesu-Statue aus 1935 sowie die zu Füssen liegende Stadt samt Umgebung. Das hiesige Wissenschaftsmuseum sowie ein Vergnügungspark inspirieren ebenso zu längerem Verweilen.

Nach Rückkehr in die City lädt einer der offenen Sightseeing-Busse zur Stadtrundfahrt Nord mit zahlreichen Stopps. Der 1924 im gotischen Viertel inmitten eines wunderschönen Parks erbaute Königspalast, Palau Reial Mayor, samt Festsaal und imposantem Wachturm beherbergt nun zwei Museen. Die nahen Pavillons der Finca Güell wurden im Jahr 1889 als Frühwerk des Architekten Antonio Gaudí für seinen Gönner Eusebi Güell erbaut und bestechen durch ihre asymmetrische Fassade und bizarre Rauchfänge.

Über die Avenida Diagonal gelangt man zur Plaça de Catalunya, dem geographischen Zentrum der Stadt und ein Verkehrsknotenpunkt mit Banken und Shoppingcentern. Ein Stopp im beschaulichen Viertel Gràcia mit seinen Plätzen, Straßencafés, Galerien und Kleinkunstbühnen gibt zudem Raum zur Erkundung dieser wunderbaren Stadt.

Die Sagrada Familia – unvollendetes Wahrzeichen im Stadtteil Eixample – bildet sicherlich den Schwerpunkt eines Barcelona-Besuches und zählt seit 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe. 1882 mit dem Bau eines Sühnetempels begonnen, arbeitete Antonio Gaudí an seinem Hauptwerk im Stil des Modernisme ausschließlich spendenfinanziert über vierzig Jahre lang bis zu seinem Tode. Acht der zwölf über 100 m hohen Glockentürme der römisch-katholischen Basilika wurden bis dato fertiggestellt, weiters die Gewölbe des Hauptschiffs, die Apsis sowie die neugotische Krypta. Bis heute wird der Sakralbau weitergeführt und soll im Jahr 2026 zum 100. Todestag des Künstlers fertiggestellt sein. In einer der zahlreichen kleinen Bars in der Umgebung lassen wir unseren Sightseeing-Tag mit vielen stimmungsvollen Eindrücken ausklingen.

Am nächsten Tag führt uns die Stadtrundfahrt Süd im Bus Turístic zur Plaça de España mit einem riesigen Brunnen des Architekten Josep Maria Jujol, sowie in ein grünes Areal zahlreicher Paläste, Pavillons und Gärten am Fuße des Montjuic, Schauplatz der Weltausstellung 1929 sowie der Olympischen Spiele 1992. Zwei venezianische Türme flankieren die Avenida Maria Cristina sowie einige Messepavillons und werden vom majestätischen Palau Nacional überragt.

Das Kolumbus-Denkmal – Monument a Cristófol Colom – lädt zu einem weiteren interessanten Besichtigungsstopp. Die fast 60 m hohe Gedenksäule im korinthischen Stil wurde im Jahr 1888 aus Anlass der Weltausstellung errichtet und erinnert an den feierlichen Empfang des Entdeckers 1493 durch die spanischen Könige. Der nahe Port Vell, der älteste Bereich des Hafens zwischen Rambla und dem Stadtviertel Barceloneta, wurde im Zuge der Olympiade 1992 modernisiert, elegante Flaniermeilen entstanden aus den alten Hafenmolen Moll de la Fusta und Moll de la Barceloneta. Des Weiteren besticht der moderne Yachthafen mit mehr als 700 Anlegeplätzen. Barcelona ist nunmehr die einzige Metropole Europas, welche über einen vier Kilometer langen Strand mit modernsten Freizeit-Einrichtungen verfügt. Erwähnenswert ist zudem die Rambla del Mar, eine elegant geschwungene Fußgänger-Holzbrücke, welche die Rambla zur Moll d‘Espanya und zum Meer verlängert.

Im Barri Gòtic, dem gotischen Viertel und Herzstück Barcelonas, fand die 2.000-jährige Geschichte der Stadt ihren Ursprung. Auf den Ruinen der ehemaligen römischen Kolonie erbaut, zeugt es mit seiner architektonischen Pracht von der Blütezeit Kataloniens. Die meisten Baudenkmäler stammen aus dem 14. und 15. Jh. Gotische Baukunst in voller Blüte finden wir in der dreischiffigen Kathedrale mit reichen Kunstschätzen, weitläufigem Kreuzgang samt gotischem Brunnen und der Krypta Santa Eulàlia. Die neugotische Hauptfassade wurde erst 1890 fertiggestellt. In rein katalonischer Gotik, kunstvoller Schlichtheit und außergewöhnlicher Akustik präsentiert sich indes die Kirche Santa Maria del Mar aus dem 14. Jh. Für viele ist sie das schönste Gotteshaus der Stadt. Schlank aufragenden Säulen und stilvoll gestaltete Glasfenster vermitteln hier das Gefühl von Weite und meditativer Stille und runden unser schönes kulturelles Tagesprogramm noch ab.

Dem Montjuic – 173 m hoher Hausberg Barcelonas und Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1992 – widmen wir einen weiteren Urlaubstag. Für die Auffahrt zur Festungsanlage aus 1751 am Gipfel wählen wir die Standseilbahn an der Miró-Stiftung und flanieren danach durch das beeindruckende Castillo de Montjuic, welches heute ein Militärmuseum beherbergt. Zudem gibt es hier einen einzigartigen Ausblick auf die Stadt, den Hafen und den städtischen Friedhof. Bereits im zarten Alter von zwanzig Jahren hat es mich im Rahmen einer Interrail-Reise zum Montjuic geführt und zu später Abendstunde auf ein beleuchtetes Barcelona blicken lassen. Viele der jetzigen Sehenswürdigkeiten gab es damals noch gar nicht. Chris und ich genießen indes die pulsierende Stadt mit dem traumhaften Ambiente im Sonnenschein zu unseren Füssen. Der 1999 eröffnete botanische Garten begeistert ebenfalls mit einer Vielzahl an Palmen, Kakteen und subtropischen Pflanzen.

Während der nachfolgenden Fahrt mit der Drahtseilbahn hinunter zum Hafen, der Teleférico del puerto Barcelona, eröffnen sich uns weitere spektakuläre Ausblicke aus der Vogelschau auf die Stadt, den olympischen Hafen und das Meer. Die roten Gondeln verbinden die Aussichtsplattform Miramar auf dem Montjuic mit dem Hafenviertel Barceloneta mit einer Zwischenstation am eisernen Turm in der Mitte des Kais. In einer Focacceria an der Plaza del Mar lassen wir unseren Tag ausklingen.

Hat man erst einmal einen Großteil der Stadt besichtigt und noch genügend Zeit, lohnt ein Tagesausflug mit der Bahn ins 60 km entfernte und 721 m hoch gelegene Benediktinerkloster Montserrat – Santa Maria de Montserrat, eines der schönsten vor den Toren Barcelonas und in phantastischer Naturkulisse gelegen. Montserrat bedeutet dem Wortsinn nach „zersägter Berg“ und befindet sich auf einem bizarr zerklüfteten Felsmassiv. An der Bahnstation Monistrol de Montserrat wechseln wir auf eine Zahnradbahn und das letzte Stück auf eine Gondel, welche uns in spektakulärer Fahrt hinauf zum Kloster bringt. Um das Jahr 880 gegründet, galt es im Mittelalter als geistiges Zentrum, wurde während der napoleonischen Kriege zerstört, und diente während der Franco-Diktatur als Hort des Widerstandes. Herzstück aus dem 12. Jh und Besuchermagnet bildet die Statue der schwarzen Madonna hinter dem Hochaltar. Der Schutzpatronin Kataloniens zu Ehren werden hier täglich gregorianische Gesänge von Chorknaben angestimmt.

Nach Erkundung des Monestir und der Plaçde Santa Maria geht es mit der Drahtseilbahn – funicular de Sant Joan – weiter bergwärts ins 970 m hoch gelegene San Joan und in ein Naturparadies vielfältiger Flora und grandioser Ausblicke. Kaum verirren sich Besucher ins 1987 zum Naturpark erklärte Montserrat-Gebirge mit seinen markanten Steineichen. Das Gebiet bietet zudem Lebensraum für Wildschweine und Ziegen. Nach einer kleinen Pause steigen wir auf steilem Pfad ein Stück talwärts zur Santa Cueva, der im Jahr 880 von Hirten entdeckten Heiligen Höhle samt Kapelle aus dem späten 17. Jh mit bemerkenswerten Fresken und genießen letzte grandiose Eindrücke. Bereits während meines ersten Besuches vor vielen Jahren im Zuge der Interrail-Reise hat mich ein Tagesausflug nach Montserrat geführt und hellauf begeistert. Daran hat sich bis heute nichts geändert – diese Sehenswürdigkeit ist nach wie vor wärmstens zu empfehlen.

Wieder nach Barcelona zurückgekehrt, startet ein neuer Tag im von Antonio Gaudí über der Stadt angelegten malerischen Parc Güell aus dem frühen 20. Jh. Von der UNESCO im Jahre 1984 als Weltkulturerbe unter Schutz gestellt, begeisterte die Anordnung schräger Arkaden, gigantischer Grotten, Säulen und Terrassen, Märchenhäuser sowie Drachenfiguren bereits den Maler Salvador Dalí. Ein farbenfrohes Schauspiel typisch geschwungener Formen prägt das Ensemble während eines ausgedehnten Spaziergangs, vorbei am bunten Drachen Python, welcher laut griechischer Sage die unterirdischen Gewässer bewacht, sowie während der Besichtigung des Gaudi Museums im Wohnhaus des Baumeisters bis zu seinem Tod im Jahr 1926. Von der langen, schlangenförmig geschwungenen Mauerbank farbenprächtiger Mosaik-Keramik genießt man zudem einen wunderbaren und abschließenden Blick auf Barcelona. Alles in allem bietet der Park einen weiteren künstlerischen Höhepunkt sowie lohnenden Sightseeing-Schwerpunkt für mehrere Stunden.

Empfehlenswert ist zudem der Besuch der Casa Milà, auch bekannt als La Pedrera. 1906-10 erbaut, ist es Gaudís berühmtestes Haus und ein Werk aus der Reifezeit des Künstlers. Ebenso zählt es seit 1984 zum UNESCO Weltkulturerbe. Der aus Naturstein gehauene Bau ohne tragende Wände zeigt anschaulich den Triumph der Wellenlinie in der Architektur. Bei der Gestaltung der Säulen, Balkone und skurrilen Schornsteine ließ der Künstler seiner Fantasie freien Lauf. Nach Besichtigung einer Wohnung und diverser Kunstausstellungen kann man von der begehbaren exzentrischen Dachlandschaft einen tollen Blick auf die Stadt und das nahe Häusermeer genießen.

Einmal mehr ist die etwa einen Kilometer lange Rambla zwischen der Plaça de Catalunya und dem Hafen unser Ziel. In einem ausgetrockneten Flussbett außerhalb der Stadtmauern angelegt, standen hier einst Klöster und Schulen. Erst im 19. Jh wurde die Rambla Barcelonas Prachtboulevard, lädt heutzutage zum Flanieren und Erkunden und zeigt dabei die verschiedenen Gesichter der Stadt. Straßenkünstler und Blumenläden, Cafés und Kioske, historische Gebäude und modernistische Palais lassen uns einmal mehr in die Geschichte und Lebensweise der Stadt eintauchen. Die populäre Markthalle La Bouqueria bietet eine bunte Palette an Delikatessen und gibt Einblick in die katalonische Kulinarik. An der Plaça Reial bewundern wir arkadengeschmückte klassizistische Gebäude an der Stelle eines ehemaligen Kapuzinerklosters. In den Jahren 1848-59 nach französischem Vorbild entstanden, gilt es als eines der schönsten Platzensembles der Stadt. Endpunkt der Flaniermeile bildet schließlich das Kolumbus-Denkmal – die markante Säule mit dem Entdecker – am Hafen.

Eine Hafenrundfahrt durch den Port Vell und den Port de Barceloneta bietet eine sehr schöne und zusätzliche Möglichkeit diese wunderbare Stadt aus der Meeresperspektive zu erkunden. Auf dem Katamaran Trimar starten wir am Portal de la pau und passieren in erster Folge das markante „World Trade Center“, einen Gebäudekomplex in Form eines Schiffes am äußersten Ende des Kais, welcher Einkaufszentren, Konferenzsäle und Restaurants sowie ein Hotel beherbergt. Unsere weitere Route führt uns hinaus aufs offene Meer sowie achtzehn Meilen parallel zur Stadt, vorbei am Port Olímpic sowie an den gepflegten Stränden Sant Sebastià, Barceloneta, Nova Mar Bella, Nova Icària und Bogatell. Nochmals tauchen wir bei strahlendem Sonnenschein in diese trendige und vielseitige Stadt ein.

Mit einem Abschiedsessen am Jachthafen lassen wir unseren Tag sowie eine wunderbare Urlaubswoche in der katalonischen Hauptstadt ausklingen. Eine Woche bunter und maritimer Eindrücke bei besten Wetterverhältnissen liegt hinter uns und jedes Abenteuer findet schließlich mal ein Ende. So müssen auch wir schweren Herzens Abschied nehmen von dieser reizvollen Designmetropole – der pulsierenden Rambla, der unvollendeten Sagrada Familia, der ehrwürdigen Kathedrale, des malerischen Parc Güell, der futuristischen Casa Milá, des mittelalterlichen Barri Gòtic sowie der Hausberge Tibidabo und Montjuic. Eine Stadt, welche sich im Laufe der Jahre zu einer wahren touristischen Trenddestination entwickelte, hat auch uns hellauf begeistert. Hasta luego – Barcelona! Wir werden wiederkommen.


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