Ein Segeltörn auf der Volare in den Golf von Fethiye

Sehr komfortabel zu zweit auf einer Sun Odyssey 43 DS von Marmaris über Ekinçik in den Golf von Fethiye. Schöne Ankerplätze, guter Wind und etwas Ausrüstung testen für Viktors geplante Atlantikquerung

Ekinçik Bucht

Yacht: VOLARE (Sun Odyssey 43 DS)

Crew: Viktor (Skipper), Christian

Route: Marmaris – Ekinçik – Golf von Fethiye Kapi-Bucht & Quellen-Bucht – Ekinçik – Marmaris, 124 Seemeilen

Samstag, 18. Juni: Um 03:45 läutet der Wecker und kurz vor vier geht es schon los, Richtung Flughafen. Entgegen ersten Befürchtungen geht das Einchecken dann doch recht flott und wir haben auch mit unserem umfangreichen Gepäck keine Probleme – es sind 86 kg ohne das Fahrrad. Also muss ich bei 70 kg Freigepäcksgrenze nicht allzu viel aufzahlen.

Der Flug ist recht ereignislos, um ca. 10:30 sind wir schon in Marmaris in der Marina, wo die Volare frisch geputzt, mit nagelneuer Sprayhood und ebenso neuem Bimini auf uns wartet. Nach einigen Arbeiten am Schiff ist es bald Zeit für eine Mittagspause. Gegen Abend nehmen wir das Projekt Ankerlicht in Angriff. Das Ankerlichtlämpchen auf der Mastspitze soll gegen eine LED-Leuchte ausgetauscht werden, dazu aber muss mich Christian zweimal in den Mast hinauf ziehen, was eine ziemliche Plackerei ist. Nachdem es inzwischen schon recht spät geworden ist, müssen wir zum Einkaufen aufbrechen – wir wollen ja morgen lossegeln können und haben noch keine Vorräte an Bord.

Zum Abendessen im Cockpit gibt es dann für jeden nur eine viertel Wassermelone – wir sind durch die Arbeit und beim Einkaufen auch recht durstig geworden. Dann sitzen wir noch ein bisschen im Cockpit beisammen, verkriechen uns aber recht bald in die Kojen.

Sonntag, 19. Juni: Zum Frühstück macht Christian ein großes Omelette mit Petersilie (sehr, sehr viel Petersilie), dazu frisch aufgebackenes Brot, Fruchtsäfte, Kaffee für mich und Tee für Christian. Dann beginnen wir das Schiff seeklar zu machen.  Gegen Mittag legen wir ab, in der Bucht von Marmaris werden dann gleich die Segel ausgerollt – auch das neue Großsegel kommt problemlos aus dem Mast.

Auslaufen, Kurs Ekinçik Bucht

Die Winde in der Bucht von Marmaris sind wie immer recht wechselhaft. Draußen ist dann zeitweise totale Flaute, dass wir sogar stückweise den Motor anwerfen. Dann aber haben wir recht netten Wind, der uns recht gemächlich zwar, aber immerhin in Richtung der Bucht vom Ekinçik bringt. Dort wollen wir übernachten, und morgen möchte Christian den Dalyan-Ausflug zum Schildkrötenstrand und durch das Flussdelta mit der alten römischen Provinzhauptstadt Kaunos und den lykischen Felsengräbern machen.

Mittagessen gibt es unterwegs – die erste Experimentalsuppe wird ausprobiert, mit ein bisschen angerösteter Zwiebel verbessert. Am Nachmittag legt der Wind dann sogar noch etwas zu, sodass wir mit achterlichen Winden, teilweise mit Schmetterling, teilweise nur mit der Genua, recht gut vorankommen. In der Bucht von Ekincik liegen schon ein paar Schiffe vor Anker, aber Platz genug für uns. Am Westende der Bucht, in der Nähe des kleinen Piers, ankern wir uns recht nahe beim Ufer ein. Christian geht dann noch eine Runde schwimmen, ist aber recht schnell wieder da, das Wasser ist noch recht kühl.

Montag, 20. Juni: Es wird wirklich eine sehr ruhige Nacht, angenehm kühl und kaum Wind. Nachdem ich doch einige Zeit vor Christian aufwache, habe ich endlich Gelegenheit, das Tagebuch zu beginnen. Nach dem Frühstück wird Christian recht pünktlich zu seinem Ausflug ins Dalyan-Delta und das antike Kaunos abgeholt.

Etwas später kommt dann auch schon Christian von seinem Ausflug zurück – hat ihm recht gut gefallen und er hat auch viel fotografiert. Danach, wenn es etwas kühler ist und es nicht allzu viel Wind gibt, wollen wir die Genua herunter holen und das Passatsegel hissen – wird eine recht anstrengende Arbeit, angesichts der Größe der Segel. Also geht es zunächst einmal an den Strand feiner Sand, und der Strand fällt recht steil ins Meer ab. Mittlerweile ist auch die Sonne hinter dem Berg im Westen verschwunden, und wir machen uns dran, die Segel zu wechseln.

Ein wenig später machen wir uns dann landfein, um zu einem der Restaurants hinüber zu fahren, die am Ufer zu sehen sind. Wir sind fast die einzigen Gäste, der Wirt ist sehr bemüht und lädt uns gleich in die Küche. Die verschiedenen Vorspeisen – bestimmt 10 unterschiedliche verschiedene Gerichte – sind allesamt sehr gut, und nachdem wir den Teller geleert haben, hat eigentlich keiner mehr Hunger. Zurück an Bord, machen wir es uns noch bei einem Gläschen Metaxa und hübscher Musik im Cockpit bequem und plaudern.

In den Golf von Fethiye

Dienstag, 21. Juni: Nachdem ich wieder etwas früher als Christian aus der Koje krieche, schreibe ich noch ein bisschen Tagebuch, bis es dann Zeit fürs Frühstück ist. Dann wird die Kombüse klariert und das Warten auf den Wind beginnt, der meistens erst um ca. 11:00 aufkommt – bei dieser Wetterlage ist das ein leichter, thermischer Seewind. Wir lichten daher erst um 10:40 den Anker und setzen die Segel.

Das Passatsegel wird zuerst einmal auf Amwindkurs ausprobiert – benimmt sich recht ordentlich, wie halt eine doppelte Genua. Zum Wenden sollte man allerdings die beiden Schothörner zusammenbinden, damit sich das jeweils innere Segel nicht selbständig macht. Es geht recht langsam dahin und um die Landspitze im Südosten zu kommen, müssen wir ein bisschen kreuzen. Es ist aber nur sehr schwacher Wind und wir kommen nur langsam voran. Um nicht noch einen Kreuzschlag einlegen zu müssen, fahren wir mit der Maschine um die Landspitze herum, danach wird in Schleichfahrt wieder gesegelt, später dreht der Wind ein wenig und wir können sogar das Schmetterling-Segeln mit dem Passatsegel ausprobieren.

Wir steuern die im Törnführer recht nett beschriebenen Buchten im Südwesten des Golfs von Fethiye an. In der Bucht von Kapi liegen auch schon zahlreiche Yachten, es ist für uns aber noch genug Platz. Nachdem wir sicher liegen und es auch nur wenig Wind gibt, ist es eine gute Gelegenheit, die Segel wieder zu wechseln – das Passatsegel wieder einzupacken ist eine rechte Plackerei – es ist ja ganz neu und das Tuch noch sehr steif, außerdem sind es ja fast zwei Genuas, die man zusammenlegen, aufrollen und in den Segelsack stopfen muss, so 30 – 40 kg wird das Ding schon haben.

Mittwoch, 22. Juni: Nach dem Frühstück wird beratschlagt, ob wir hier bleiben sollen, die anderen Buchten erforschen, oder nach Göcek oder Fethiye fahren sollen. Um 12:00 entschließen wir uns daher, wenigstens in die gegenüberliegende Bucht, die Quellen-Bucht, zu fahren. Inzwischen ist auch leichter Wind aufgekommen, also können wir vielleicht sogar ein bisschen segeln. Das Ablegen ist denkbar einfach, nach dem Lösen der Landleinen zieht allein schon das Gewicht der Ankerkette das Schiff vom Ufer weg. Mit der Maschine fahren wir nur die ersten Meter, dann wird die Genua ausgerollt und wir stoppen die Maschine. In der Mitte der Bucht frischt dann der Wind etwas auf und wir machen sogar recht gute Fahrt.

In der Quellenbucht ist im Nordosten ein Holzsteg errichtet worden, wo die Ausflugsschiffe und Gulets anlegen. Zwischen einem anderen kleinen Segelschiff und den am Steg liegenden Gulets ist noch Platz für uns. Christian schwimmt dann mit unserem Landleinengurt ans Ufer und mit einem der alten Festmacher wird der Gurt an zwei großen Felsblöcken am Ufer befestigt. Klappt alles sehr gut, und auch unser Landleinengurt hat seine erste Bewährungsprobe bestanden. Der Anker scheint auch zu halten, sodass wir uns dem Mittagessen zuwenden können.

Am früheren Nachmittag beginnt dann ein etwas kräftigerer Wind zu wehen, leider trifft er uns auf der Breitseite – also keine guten Bedingungen für unseren Anker, der auch prompt ins Rutschen kommt. Also muss Christian die Landleine einholen und wir müssen versuchen, neu zu ankern. Trotz mehrerer Versuche finden wir keine Stelle, wo der Anker halten will. Also beschließen wir, uns ins Nordwestende der Bucht zu verlegen, die etwas windgeschützter ist. Dort finden wir dann auch ein nettes Plätzchen zwischen ein paar Motorjachten. Diesmal scheinen wir gut zu liegen und auch der Wind hat sich wieder beruhigt. Christian rudert mit dem Dingi an den kleinen Sandstrand hinüber, um die Lykischen Felsengräber, die über unserem Ankerplatz in die Felsen gehauen sind, und auch die Volare ein bisschen zu fotografieren.

Zum Abendessen soll brät Christian eine Portion Spaghetti in der Pfanne mit etwas Olivenöl und Oregano zu einer Art Nudelfladen. Zusammen mit meiner der Melanzani-Sauce schmeckt es wieder sehr gut.

Donnerstag, 23. Juni: Heute krieche ich erst um 07:30 aus der Koje. Ich mache mich gleich übers Tagebuch und schaue auch nach dem Wetterbericht. Gut, dass wir nicht in der Ägäis sind – für dort gibt es eine Sturmwarnung für heute 04:00 bis 16:00:

ZCZC HB81
230130 UTC JUN 11
IRAKLEIO RADIO GALEWARN 225/11
VALID FM 230400 UTC UP TO 231600 UTC
THE COMBINATION OF HIGH PRESSURES
1022 OVER BALKANS WITH LOW 1007 OVER
SE MEDITERRANEAN SEA AFFECTING:
KAFIREAS STRAIT, SOUTH EVVOIKOS,
CENTRAL AEGEAN W OF 25.00,
SOUTHEAST AEGEAN W OF 24.50:
WITH N NEAR GALE 7 LOC GALE 8
KARPATHIO:
WITH NW NEAR GALE 7 LOC GALE 8
NNNN

Rückfahrt nach Marmaris

Wir müssen ja schon die Heimreise antreten – geplant ist ein Stopp in der Bucht von Ekinçik, wo es guten Ankergrund und ein gutes und auch preiswertes Restaurant gibt, das wir gerne heute Abend aufsuchen würden. Um ca. 11:00 scheint draußen in der Bucht etwas Wind aufzukommen und wir beschließen aufzubrechen. Der Anker wird gelichtet und tatsächlich ist draußen in der Bucht eine nette Brise. Wir werden die kleine Insel Tersane in der Bucht umrunden und dann erst auf Südwest-Kurs gehen – wo wir wahrscheinlich kreuzen müssen, um die Landspitze vom Kap Kurtoglu im Südwesten umrunden zu können.

Nachdem wir die Insel Tersane passiert haben, halten wir noch einige Zeit Kurs auf das gegenüberliegende Ufer um nicht allzu oft aufkreuzen zu müssen. Schließlich lässt auch der Wind deutlich nach, sodass wir bei der aktuellen Geschwindigkeit erst um Mitternacht in die Bucht von Ekincik kommen würden. Also müssen wir doch die Segel wegräumen und die Maschine anwerfen. Um ca. 20:00 kommen wir dann gut durchgeschüttelt in die Bucht von Ekincik und ankern direkt vor dem Restaurant, das wir heute aufsuchen wollen. Nach Art des Hauses marschieren wir dann gleich in die Küche um uns unser Menü auszusuchen – Christian nimmt einen Fischspieß und ich einen faschierten Braten aus Lamm und Rind, beides mit ausgiebig Beilagen und Salat. Dazu trinken wir wieder eine Flasche Wein.

Freitag, 24. Juni: Das Frühstück wird zubereitet: Frische Petersilie, klein gehackt, mit Eiern und etwas Schafskäse vermischt zu einem Omelette gebacken, dazu frisch aufgebackenes Brot, Oliven, Tee, Kaffee, Traubensaft, es geht uns gut.

Es wird leider schon wieder ein recht heißer Tag, bereits jetzt am Morgen hat es 30 Grad. So wie es aussieht, wird auch heute ein eher windstiller Tag mit viel Dieselverbrauch. Gegen 10:30 geht es mit der Maschine um das südwestliche Kap der Bucht von Ekincik – danach ist tatsächlich recht netter Wind und die Segel werden gesetzt. Es geht recht gemütlich dahin, lediglich die von Süden hereinkommenden Wellen lassen uns recht kräftig schaukeln. Ich lasse mich davon aber nicht abhalten, einen Salat mit Schafskäse zu machen, dazu gibt es das restliche Brot.

Heimgekommen in die Offshore Marina , brechen wir bald mit einem Taxi nach Marmaris auf. Wir wollen einen kleinen Stadtbummel machen und in einem netten Restaurant Abend essen. Vorher schlendern wir noch durch den großen Basar und hinauf in das Castle Cafe, von wo man einen schönen Ausblick hat. Zurück an Bord müssen wir dann noch packen und das Schiff klarieren.

Samstag, 25. Juni: Um 05:30 läutet der Wecker. Wir erledigen noch die letzten Handgriffe und dann geht es zum Marina-Eingang, wo wir noch ein paar Minuten auf das Transfertaxi warten müssen.

Anmerkung von Christian: Das vollständige Bordtagebuch meines Skipper-Literaten hätte den Rahmen dieses Artikels gesprengt, daher findet sich hier eine sehr gekürzte Fassung. Morgenstunde hat eben doch Gold im Munde, zumindest für einen frühaufstehenden, schreibenden Skipper. Da kann ich als langschlafender 1. Offizier nicht mithalten.