Dodekanes unter Segel

Ein Segeltörn in der Inselgruppe des Dodokanes. Einsame Buchten, typische Inselstädtchen, Bergdörfer mit Ausblick, Besuch einer schwefeligen Caldera, guter Segelwind.

Segeltag Richtung Nisyros

Route: Kos – Pserimos – Kalimnos – Leros/Archangelos – Lipsi – Patmos – Levitha – Astypalea – Nisyros – Kos | 190 Seemeilen

Yacht: „Elena“ (Oceanis 43)

Freitag, 04. September: Unser Olympic Flug nach Kos geht diesmal erst mittags. In Kos angekommen, fahren wir mit zwei Taxis zu unserem Hotel und erkunden Nachmittags die Stadt.

Samstag, 05. September: Nach dem Auschecken vom Hotel brechen Christian und ich zur Marina auf, unser Schiff sollte schon zur Übernahme bereit sein, der Rest der Crew wird sich um den Einkauf kümmern. Unser Schiff ist die „Elena“ und man sieht ihr an, dass sie recht neu ist. Nach dem Proviant bunkern und Befüllen der Wassertanks sind wir eigentlich fertig zum Auslaufen und ich melde mich bei der Marina über Funk, dass wir ablegen. Alles klappt prima, und wir motoren aus der Marina hinaus.

Nordwärts Richtung Pserimos, Kalimnos und Archangelos

An der Nordostspitze von Kos, die wir umrunden müssen, ist eine Untiefe, die wir noch unter Maschine passieren, dann werden die Segel gesetzt und ganz herrliches Segeln beginnt. Die Einfahrt zur Ortschaft Pserimos ist recht versteckt, und in der kleinen Bucht liegen schon ein paar Segler vor Anker – wir legen hinter der Mole römisch katholisch mit Buganker an die Kaimauer an. Zum Abendessen gehen wir dann in die kleine Ortschaft und essen dann auch recht gut. Spät brechen wir wieder zurück zum Schiff auf – der Vollmond steht schon hoch am Himmel und es geht dann auch gleich in die Kojen; bzw. für unsere Deckschläfer ins Cockpit.

Sonntag, 06. September: Kurz nach 10:00 legen wir dann ab – der Wind in der Bucht ist recht schwach, hoffentlich wird es draußen auf dem offenen Meer besser. Zunächst geht es in nordwestlicher Richtung um die Nordwestspitze von Pserimos herum, wo wir dann auch die Segel setzen. Der Wind kommt zwar genau aus der Richtung, in die wir wollen, aber wir wollen ja segeln. So machen wir einem langen Schlag in Richtung türkische Küste, bevor wir wenden und die Ostküste von Leros ansteuern und eine nette Bucht für eine Pause suchen. Es wird gekocht und noch ein bisschen gebadet, erst um 15:40 holen wir unseren Anker auf und machen uns auf den Weg Richtung Leros.

Da es so schön dahin geht, werden wir nicht die Bucht Ormos Alinta ansteuern, sondern versuchen, bis zur Nordspitze der Insel Leros zu kommen, wo es auch interessante Buchten, und auf der kleinen Insel Archangelos einen ganz einsamen Liegeplatz geben soll. Der Wind schläft auf der Höhe von Ormos Alinta dann ein, wir räumen die Segel weg und motoren in die Ankerbucht von Archangelos. Nähe des Ufers ist neben den drei anderen Schiffen noch ein recht enger Platz frei – der Anker hält zwar recht gut, aber das Ufer ist nahe, und so bringen wir sicherheitshalber mit dem Dingi noch den Heckanker aus, der ebenfalls recht gut zu halten scheint.

Ein schöner Segeltag nach Patmos

Montag, 07. September: Um ca. 06:00 ist für mich Tagwache, der Rest der Crew beginnt um 08:00 langsam aufzuwachen – wie unsere Deckschläfer den böigen Wind ausgehalten haben, ist mir schleierhaft – sie haben zwar beide recht gute Schlafsäcke, aber trotzdem ist ja zumindest der Kopf draußen. Um 10:30 lichten wir unsere Anker – der Heckanker wird von Christian hochgehievt – ist ein hübsches Stück Arbeit, die Kette recht schwer und rostig. Der Buganker macht keine Probleme und unter Maschine verlassen wir unsere windige Bucht. Kaum haben wir die Westspitze von Archangelos umrundet, empfängt uns ein kräftiger Wind, und wir setzen gleich die Segel und schalten die Maschine ab.

Erst im Windschatten der kleinen Inselchen vor dem Ormos Kouloura werden die Segel weggeräumt, und mit der Maschine laufen wir ein. Nach einem kurzen Sprung ins herrlich klare Wasser, wenden wir uns dem Mittagessen zu. Dann wird noch ein bisschen gebadet, und um ca. 15:00 lichten wir wieder unseren Anker, und es geht aus der hübschen Bucht hinaus aufs offene Meer, Richtung Patmos. Dort empfängt uns ein kräftiger Wind, durchaus Windstärke sechs sind es, natürlich wieder aus nordwestlichen Richtungen – wo wir hin wollen. Sobald wir bei den vorgelagerten Inseln vorbei sind, setzen wir die Segel, gerefft, wie vorher. Dann geht es recht flott dahin – hart am Wind machen wir teilweise über acht Knoten – die Wellen sind glücklicherweise nicht sehr hoch – etwas über einen Meter haben wir aber schon, und der Gischt fliegt über den Bug – Christian fotografiert recht eifrig.

In der Nähe der Einfahrt zur tief eingeschnittenen Bucht von Skala (der Hauptstadt von Patmos) räumen wir dann doch die Segel weg, die Genua ist kein Problem, für das Bergen des Großsegels geht Christian mit seiner Rettungsweste und einem Sicherheitsgurt bewaffnet, nach vor zum Mast – schließlich ist auch das Großsegel geborgen, und mit der Maschine geht es in die Bucht hinein. Diesmal wollen wir uns ein Plätzchen im Hafen suchen – wir sollten Wasser tanken und auch ein bisschen was einkaufen gehen.

Dienstag, 08. September: Heute wollen wir am Vormittag die Altstadt besuchen. Ich treffen unterwegs Christian und Peter, die beiden sind schon auf dem Weg in die Chora, die auf einem Hügel oberhalb der Stadt liegt – das burgartige Kloster ist schon weithin sichtbar. Es ist ein netter Ausflug und ein bisschen Bewegung kann auch nicht schaden. Eher durch Zufall entdecken wir dann die alte Straße hinauf zur Chora, die sehr grob mit Steinen gepflastert ist – ist natürlich viel netter als auf der Hauptstraße, teilweise gehen wir durch den Wald, Eukalyptusbäume und alle möglichen Koniferen erzeugen einen eigenen Duft, der hier in der Luft liegt. Auch der Blick hinunter auf Skala und die Buchten mit den vorgelagerten Inseln wird immer hübscher, je weiter wir hinauf kommen. Nach ungefähr einer Stunde sind wir dann oben und gehen gleich zum Kloster, das wie eine mittelalterliche Burg angelegt ist.

Zurück an Bord geht um ca. 15:00 los – Kurs Richtung Süden nach Levitha, wo es eine Ankerbucht mit Mooringbojen und einem Restaurant geben soll. Nach dem Kap ist es nicht mehr weit bis zum Ormos Levitha, einer tief eingeschnitten Bucht mit kleineren Nebenbuchten. Nach Belegen einer Boje wird das Dingi hergerichtet, und in zwei Partien setzten wir über, zu dem kleinen Steg am Ufer, wo schon einige andere Dingis vertäut liegen. Dann geht es durch die kahle Landschaft zwischen den weidenden Schafen noch ca. 700 Meter landeinwärts, wo ein paar Gebäude zu sehen sind – die einzigen auf der ganzen Insel. Das Restaurant hat nur einen kleinen Gastraum, im Garten sind unter einer Kunststofffolie weitere Tische aufgestellt. Das Essen ist ganz hervorragend, zahlreiche Vorspeisen gibt es, Ziege, Faschierte Laibchen und ein Barrakuda, dazu griechischer Salat, Bier und Retsina…

Mittwoch, 09. September: Lange und gut geschlafen, erst gegen sieben aufgewacht, weil es regnet. Einen aktuellen Wetterbericht bekomme ich über NAVTEX, die Handys funktionieren auf der wirklich einsamen Insel nicht:

ZCZC HE56
082000 UTC SEP 09
IRAKLEIO RADIO WEATHER FORECAST

PART 1
GALE WARNING 081900 UTC
VALID FM 081900 UTC UP TO 090400
UTC
THE COMBINATION OF HIGH PRESSURES
1025 OF NW BALKANS WITH LOW 1010
OVER E MEDITERRANEAN SEA IS
AFFECTING:
NORTHEAST AEGEAN CENTRAL AEGEAN
AND KAFIREAS STRAIT WITH N NE NEAR

GALE 7 LOC GALE 8
SOUTHEAST AEGEAN IKARIO N OF
36.30 WITH N NEAR GALE 7 LOC GALE 8

PART 2
SYNOPSIS OF SURFACE WEATHER CHART
081500 UTC
AS MENTIONED IN GALE WARNING

SAMOS SEA
N NW 5 LOC 6. MOD LOC POOR.
THUNDERSTORM…

NNNN

Bei halbem Wind auf Südkurs nach Astypalea

Glücklicherweise hört der Regen bald auf – „thunderstorm“ war es auch keiner – und es wird auch immer heller. Dann machen wir uns klar zum Ablegen, wir möchten möglichst bald zu unserem nächsten Ziel, der Insel Astypalea, etwa 25 Meilen südlich von Levitha. Um 10:20 werfen wir dann unsere Leine los und es geht aus dem Ormos Levitha hinaus auf das offene Meer. Draußen erwartet uns dann auch ein kräftiger Wind und leider auch recht ordentliche Wellen. Da der Wind recht günstig ist – ziemlich genau aus Westen und etwa Windstärke 4-5 – setzen wir die Segel und schalten die Maschine ab. Dann rauschen wir herrlich dahin.

Gegen Mittag begegnen wir einer Schule Tümmler, die uns ein ganzes Stück begleiten und mit dem Schiff fangen spielen. Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, insbesondere, wo manche von uns noch nie Delfine in freier Wildbahn erlebt haben. Später umrunden wir das Kap auf der Nordseite von Astipalea – im Norden der Insel soll es eine besonders gut geschützte Bucht beim Ort Vathi geben soll.

Dort werfen wir unseren Anker, der auf Anhieb hält, trotzdem ich ihn mit ordentlichem Zug auf die Kette einfahre. Sollte ein sicheres Plätzchen für die Nacht werden, obwohl der Wind auch hier herinnen noch immer recht kräftig ist. Etwas später machen sich Peter und ich daran, das Großsegel zu reparieren – den etwas größeren Riss nahe dem Unterliek wollen wir nähen und dann mit dem Reparaturtape verstärken, von dem allerdings nur mehr sehr wenig da ist.

Unsere Wasservorräte sind schon recht knapp geworden, wir müssen also ein bisschen sparen und morgen in Nisyros im Hafen zum nachtanken anlegen. Inzwischen ist es schon dunkel geworden, und der Rest der Crew stürzt sich über die Spaghetti – sind tadellos geworden. Später kommen die beiden Wolfgangs vom Landgang zurück und langen auch kräftig bei den Spaghetti zu. Dann geht es recht bald in die Kojen – wir wollen morgen recht bald aufstehen und hinüber nach Nisyros fahren – der Vulkan auf dieser Insel ist noch recht aktiv, und wir eventuell einen Ausflug zum Krater machen.

Donnerstag, 10. September: Leider hat mich der Ankeralarm zweimal in der Nacht geweckt, natürlich sind es beide Male Fehlalarme – der Anker hält, und es ist auch kaum Wind. Um 09:10 lichten wir den Anker – eine sensationelle Zeit. Draußen am offenen Meer ist schon etwas mehr Wind, die Wellen sind aber deutlich niedriger als gestern. Also setzen wir die Genua, lassen aber die Maschine weiter laufen. Zuerst geht es die steil abfallende Felsküste von Astipalea entlang mit einigen bizarren Felsformationen.

Recht pünktlich kommen wir dann an den beiden vorgelagerten Inselchen von Nisyros vorbei, und dann kommt auch schon der Hauptort Mandraki in Sicht, in dessen Hafen wir uns einparken wollen. Der Ort ist recht malerisch, mit einem hohen Felsen direkt am Meer. Die Ortschaft ist wirklich nett – lauter enge, verwinkelte Gassen, weiße Häuser mit blauen Fensterläden und Türen, kleine Balkone, die so eng beieinander sind, dass man leicht von einem in den gegenüber liegenden klettern könnte. Katzen aller Arten und Alters- und Sauberkeitsklassen sind überall anzutreffen. Zuerst gehe ich noch ein bisschen an den Strand hinaus, auf einem schön gepflasterten Weg geht es unter dem teilweise überhängenden Felsen, auf dem die verfallene Burg und das Kloster stehen, um die Ecke zum Kiesstrand von Mandraki. Dann klettere ich noch den Weg zum Kloster hinauf, den mir Christian beschrieben hat.

Ausflug in die Caldera

Freitag, 11. September: Unser letzter Tag beginnt nach einer recht ruhigen Nacht. Nach dem Frühstück brechen Heinz, Peter und Christian mit gemieteten Mopeds zum Vulkankrater auf, ich mache mich über das Tagebuch und die administrativen Dinge.

Um 13:10 lösen wir dann die Leinen und es geht Richtung Kos, der letzten Etappe unseres Törns. Es ist sehr wenig Wind, wir setzen zwar die Genua, aber die Hauptarbeit muss unsere Maschine leisten. Wir werden doch ca. vier Stunden bis in die Marina brauchen. Die Fahrt verläuft recht ereignislos, das Wetter wird allerdings immer schlechter. Schließlich beginnt es auch noch zu regnen, teilweise gibt es einen richtigen Wolkenbruch und ich hole vorsichtshalber meine Ölzeugjacke heraus, falls ich ans Ruder muss. Dann kommt auch schon Kos-Stadt in Sicht und die Marina, vor der Tankstelle neben der Marina warten schon fünf oder sechs Schiffe vor uns.

In einer Regenpause gehen wir dann zu dem Restaurant, in dem wir schon bei unserer Ankunft am ersten Abend recht zufrieden waren – eigentlich ist dies ja unser Törn-Abschluss-Essen. Es wird dann noch ein langer Abend mit viel Retsina und ausgiebigem Essen. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen und zurück am Schiff setzen wir uns dann noch auf einen abschließenden Schluck Metaxa oder Ouso.

Samstag, 12. September: Um 06:30 klettere ich aus meiner Koje, wir wollen ja noch gemütlich frühstücken, dann müssen ja noch packen und die Schiffsübergabe abwickeln. Inzwischen hat sich das Wetter weiter gebessert und wir machen uns auf zu unserem Hotel, in dem wir schon beim Beginn unseres Törns die erste Nacht verbracht hatten. Bald ist es dann soweit, zum Abendessen aufzubrechen. Heinz hat ein Restaurant entdeckt, das vielleicht noch interessanter sein könnte als unser „Stammlokal, es ist ein relativ kleines Restaurant und gerade noch ein Tisch für uns frei. Das Essen ist dann wieder sehr gut, alle sind zufrieden mit unserem „Letzten Abendmahl“.

Christian wird ja noch eine Woche hier bleiben – er hat in der letzten Septemberwoche einen Törn von Athen in die Kykladen und plant, bis zum Treffen mit seiner Crew die Insel Kos zu erkunden.

Anmerkung von Christian: Wie auch beim Marmaris-Törn (> Törnbericht Marmaris) hätte das vollständige Bordtagebuch unseres Skippers den Rahmen dieses Artikels gesprengt, daher findet sich hier eine gekürzte Fassung.


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