Im Hausboot unterwegs am Canal du Midi

In 48 Stunden Fahrtzeit legen wir mit unserem Hausboot SEYRE auf dem Canal du Midi 196 km zurück. Dabei passieren wir 60 Schleusen in verschiedenen Landschaftsabschnitten zwischen Port Lauragais und Le Somail, machen noch einen Abstecher nach Béziers und erkunden idyllische Orte der Region

Pont Vieux, Le Somail

Der 241 km lange, ehemalige Canal Royal de Languedoc wurde während der Französischen Revolution zum Canal du Midi umbenannt. Er erstreckt sich von Toulouse bis zum Mittelmeer bei Sète, verläuft über den Bergsattel zwischen Pyrenäen und französischem Zentralmassiv, und umfasst unzählige Aquädukte, Brücken, Tunnel und Schleusen. Durch den französischen Ingenieur Pierre-Paul Riquet geplant und 1681 fertiggestellt, diente er ursprünglich dem Güterverkehr, wird heutzutage hauptsächlich für den Tourismus genutzt, und zählt seit 1996 zudem zum UNESCO Weltkulturerbe.

Am 16. September bringt uns ein Air Dolomiti Flug via München in die südwestfranzösische Stadt Toulouse, wo wir um 13 Uhr 30 Ortszeit landen und im Taxi zur Hausboot Basis NICOLS im Hafen Port Lauragais fahren. Hier übernehmen wir unser Hausboot SEYRE, erledigen die nötigen Essenseinkäufe und speisen abends am Ufer mit Blick zum Kanal. Da wir diesmal zu zweit unterwegs sind, haben wir uns für ein kleineres Boot im Ausmaß von 7,90 m Länge und 3,40 m Breite, mit Bugkabine samt Nasszelle, Innensteuerstand, sowie Terrasse am Heck entschieden. Willkommen – Bienvenue en France!

Erste Etappe Port Lauragais – Castelnaudary

5h10 Fahrzeit, 15 km, 9 Schleusen

Am 17. September heißt es nach dem Frühstück an Bord „Leinen los“ und unsere Fahrt kann beginnen. Bald erreichen wir unsere erste Schleuse – Écluse de l’Ocean. Jetzt in der Nachsaison sind nur noch wenige Boote unterwegs, wir werden an der „Ozeanschleuse“ ein letztes Mal bergwärts geschleust und erreichen an der Schwelle von Naurouze den Scheitelpunkt auf 190 m Seehöhe. Bei der nachfolgenden Écluse de la Mediterranée („Mittelmeerschleuse“) geht es bereits talwärts, was bedeutet, dass nach Einfahrt in die Schleuse und Schließen der Tore Wasser abgelassen wird. Interessanterweise verfügen die Schleusen am Canal du Midi über eine einheitliche Größe von ca. 34 m Länge und 5,60 m Breite. Schon bald folgt unsere Nächste – Écluse du Roc – diesmal eine Zweistufige und jeweils von einem Schleusenwärter betrieben, sowie 500 m danach die dreistufige Écluse Laurens.

Nach der Mittagspause passieren wir zur Abwechslung zwei automatische Schleusen, welche wir selbst bedienen müssen, ehe wir am Nachmittag in die Stadt Castelnaudary einlaufen. Am Quai du Port legen wir an und erledigen unseren Einkauf im Supermarkt. Danach bummeln wir durch die Altstadt, flanieren entlang des Cours de la République bis zum Place de la République, vorbei am Rathaus – Hôtel de Ville -, zur Stiftskirche Collégiale Saint-Michel aus dem 13. Jh und dem Palais de Justice. Abschließend erreichen wir das Grand Bassin, einen angelegten See zur Wasserversorgung der Schleusen, mit der kleinen Insel Île de la Cybelle, wo es ein paar Fotos gibt.

Im Restaurant Cave du Canal gönnen wir uns schmackhafte Tapas-Variationen samt Bier, ehe wir den Tag an Bord unseres gemütlichen Hausbootes ausklingen lassen.

Castelnaudary – Villeséquelande, Tag der meisten Schleusen

8h10 Fahrzeit, 25 km, 19 Schleusen

Nach dem Frühstück verlassen wir am 18. September Castelnaudary wieder. Zuerst geht die Fahrt unter der Brücke Pont Vieux in das Grand Bassin, welches wir tags zuvor vom Land aus besichtigt haben. Bald danach passieren wir die vierstufige Schleusentreppe von Saint-Roch, danach die zweistufige Écluse de Gay sowie die dreistufige Écluse du Vivier. Allein in Letzterer überwinden wir über sieben Meter Höhenunterschied. Dank bester Einschulung durch Chris bin ich inzwischen zur erfahrenen „Leinen-Beauftragten“ an Bord ernannt worden. Schließlich muss das Boot nach dem Einfahren in die Schleuse mittels Bug- und Heckleine am Poller an Land angeleint, und beim nachfolgenden Absenken des Wassers laufend Leine nachgegeben werden. Chris manövriert uns souverän in den Schleusen, wo wir oftmals die Einzigen sind. Bei Bedarf werden jedoch ein bis zwei weitere Boote mitgeschleust und es bleibt zudem noch Zeit zum Fotografieren. Auf beschaulicher Route gleiten wir gemächlich mit acht km/h dahin und lassen eine liebliche Landschaft an uns vorbeiziehen.

Während der einstündigen Mittagspause vor einer Schleuse gibt es für uns an Bord Minestrone, Baguette, Käse und Roséwein. Wir essen bei sonnigem Wetter auf unserer Heckterrasse und passieren danach die Écluse de Saint-Sernin. In diesem Abschnitt ist das Ufer nicht mehr von ausladenden Platanen und Trauerweiden gesäumt, sondern frei sichtbar und zuweilen recht trocken. Bei warmen 26°C folgen die Écluses de Guerre, da la Peyruque, de la Criminelle sowie de Tréboul (diesmal wieder automatisch, ohne Schleusenwärter zu bedienen). Danach gibt es eine etwa vier Kilometer lange gerade und beschauliche Strecke bis zur nächsten Schleuse, wo ich „Kapitän Chris“ kurzzeitig am Steuer ablöse. An der darauffolgenden Écluse Villepinte werden wir etwa 3,5 m abgesenkt und nähern uns somit stetig dem Meeresniveau.

Nach Passieren des kleinen Hafens von Bram und des Aquädukts von Rebenty, wo der Canal du Midi das gleichnamige Flüsschen überquert, erreichen wir abends das hübsche Dorf Villesèquelande, wo wir nahe der alten Steinbrücke anlegen. Neben dieser punktet der Ort mit nettem Hafen sowie alter Kirche und Pfarrhaus aus dem 11. Jh. Der Name selbst geht auf eine weitverzweigte Ulme zurück, mit sechs Metern Durchmesser die Älteste in ganz Frankreich, welche wir auf einer nachfolgenden Spazierrunde ebenfalls erkunden. An Bord genießen wir als Draufgabe beim Essen einen wunderbaren Sonnenuntergang mit Blick zur alten Steinbrücke – nicht ohne einen gewissen Stolz zu empfinden, haben wir heute doch immerhin 19 Schleusen gemeistert und dabei viel Freude erlebt!

Montag Villesèquelande – Carcassonne

2h40 Fahrzeit, 14 km, 5 Schleusen

19. September: Wir starten zeitig gegen 9 Uhr 30, da überaus Bedeutendes auf unserem Tagesprogramm steht. Entlang ausladender Platanen passieren wir bald unsere erste einstufige Schleuse Écluse de Villesèque und fahren unter mehreren Brücken hindurch, während uns dabei einige Hausboote entgegenkommen. Es folgt die zweistufige Écluse Lalande, die Écluse Herminis – hier werden wir 3,9 m abgesenkt -, sowie zuletzt die Écluse la Douce mit einem Höhenunterschied von 2,7m.

Zur Mittagszeit erreichen wir die mittelalterliche Stadt Carcassonne, legen am Port an und erledigen beim Hafenamt die Formalitäten. Hier in der Nähe des Bahnhofes – la Gare – sind die Straßen sehr belebt und der Hafen gut besucht. An eben diesem Bahnhof bin ich schon einmal in jungen Jahren im Zuge einer Interrail-Reise durch Frankreich angekommen, hat mich diese Stadt bereits fasziniert. Ja, sehr lange ist es her….

Carcassonne liegt am Fluss Aude sowie an einer alten Handelsstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik. Berühmt ist sie für ihre auf einem Hügel gelegene historische Festungsstadt – Cité de Carcassonne -, eine der größten mittelalterlichen Festungen Europas. Sie punktet mit beeindruckender drei km langer Mauer, vier Toren, 52 Türmen, der Burg Château Comtal sowie der Basilika St.-Nazaire und zählt seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Für Chris und mich gibt es im Restaurant Orientale Le Comptoir am Square André Chénier zuallererst zur Stärkung schmackhafte Rinderbällchen in Sauce, Salat und ein süßes Dessert, sowie ein Gläschen Weißwein. Danach starten wir mit der allgemeinen Stadtbesichtigung, welche uns zur Eglise Saint Vincent und zum Place Carnot samt Brunnen führt, sowie zur Saint Michel Cathédrale und entlang des Boulevard Commandant Roumeus. Am Square Gambetta gibt es bei sonnigen 27°C Eis und Kaffee mit Blick zur Platanenallee und blühenden Rosenhecken, ehe es durch die Rue de Verdun und vorbei an der Kapelle der Dominikanerinnen zurück zum Hafen und auf unser Hausboot geht.

Zitadelle von Carcassonne, Weiterfahrt nach Marseillette

5h30 Fahrzeit, 22 km, 10 Schleusen

Am heutigen 20. September steht zuallererst die Besichtigung der mittelalterlichen Zitadelle von Carcassonne am Programm, eben jener, welche ich schon in jungen Jahren kennenlernen konnte. Zu Fuß gehen wir durch verwinkelte Gässchen und über die Rue du Pont Vieux und den Fluss Aude hinauf zur beeindruckenden Festungsanlage, errichtet auf Ruinen aus Zeiten vor dem Christentum. Nach Passieren der Porte Aude an der Festungsmauer erwartet uns im mittelalterlichen Dorf ein System aus kleinen Gässchen und Gebäuden sowie Brunnen, und gibt uns einen guten Eindruck vom damaligen Burgleben. Wahrlich imposant präsentieren sich das Château Comtal und die Basilika Saint-Nazaire mit ihren prächtigen Buntglasfenstern in Rosettenform, deren Bau durch Papst Urban V. im Jahr 1096 in Auftrag gegeben wurde. Nach einer kleinen Pause im Café Lucien mit Kaffee, Kipferl und einem Gläschen Pastis Likör verlassen wir die Cité durch eines der vier Tore und kehren wieder zu unserem Hausboot zurück.

Nach dem Ablegen passieren wie zusammen mit drei weiteren Booten die Schleuse im Hafen und verlassen das beeindruckende Carcassonne. In einem eher trockenen Abschnitt folgen wiederum einige Schleusen, wir überqueren das Aquädukt von Orbiel, eine kleine Kanalbrücke mit drei Bögen, und passieren die alte Kirche aus dem 13. Jh bei Trèbes. An der dreistufigen Écluse de Trèbes überwinden wir wiederum fast acht Meter Höhenunterschied, ehe wir abends das Städtchen Marseillette erreichen, wo wir übernachten.

Mittwoch Marseillette – Homps

7h00 Fahrzeit, 18 km, 11 Schleusen

Am 21. September starten wir morgens kurz vor 10 Uhr bald unsere erste Schleusung. Dieser folgt die dreistufige Écluse de Fonfile sowie die zweistufige Écluse de Saint-Martin. Inzwischen ist es angenehm warm bei sonnigen 27°C und wir nutzen während der Schleusenpause die Zeit für ein Mittagessen an Bord, bestehend aus Nudelsuppe, Mozzarella, Tomaten und einem Gläschen Weißwein – Vin blanc. Danach passieren wir die zweistufige Écluse l’Aiguille und gleiten erneut über eine Brücke sowie vorbei an offenen und ausgedehnten Landschaften am Ufer. Bei heißem Wetter bewährt sich unser Innensteuerstand bestens; geschützt vor der Sonne weht uns bei geöffneten Schiebefenstern eine angenehme Brise um die Ohren. Wir passieren die Doppelschleuse Puichéric, während Agaven, Pinien, Kakteen, Wein- und Obstkulturen das Ufer säumen, und fahren durch das Weinbaustädtchen La Redorte, malerisch in einer Kanalwindung gelegen. Danach überqueren wir wiederum einige Aquädukte und eine alte Steinbrücke. An der nachfolgenden Écluse Jouarres in der Nähe eines großen Sees gibt es eine kleine Panne: das Schleusentor lässt sich nicht schließen und sorgt für Verzögerung, da es durch eine Baumwurzel verlegt ist. Nach einer guten Stunde ist der Schaden glücklicherweise wieder behoben, nachdem der Fahrer eines Ausflugsbootes in einem Solotauchgang die Wurzel zur Freude aller Wartenden entfernt hat.

Abends gegen 18 Uhr erreichen wir die Stadt Homps und legen in der Marina bei der Capitainerie an. Danach flanieren wir noch durch die Stadt, einen ehemaligen Handelshafen, wo früher Weinfässer nach Bordeaux verschifft wurden. Unsere Runde führt uns entlang des Quais des Tonneliers, zur Kirche – Église -, der Chapelle Saint-Martin sowie vorbei an alten Steinhäusern. An Bord klingt unser Tag mit Blick auf ausladende Platanen und einen schönen Sonnenuntergang bei einem Gläschen Wein aus – hier in einer typischen Winzergegend!

Homps – Le Somail, unsere letzten Schleusen

8h00 Fahrzeit, 22 km, 6 Schleusen

Am 22. September erstehe ich vor der Weiterfahrt noch frisches Baguette und ein paar nette Souvenirs. Hier hat es frühmorgens gegen 6 Uhr noch kühle 13°C. An der Écluse d’Homps müssen wir zur Abwechslung ein wenig warten, es sind noch drei Boote vor uns, ehe wir geschleust werden und danach entlang von Weinkulturen sowie Schilf und Pinien am Ufer dahinschippern.

Nach der Doppelschleuse Écluse de garde d’Ognon gestaltet sich das Ufer wiederum sehr grün mit viel Gebüsch und Schilf, Jungbirken und Weinstöcken. Laufend sichten wir Radfahrer und Hundebesitzer entlang des Uferweges inmitten einer lieblichen Landschaft. Nach Passieren der Doppelschleuse Écluse de Pechlaurier leinen wir unser Boot am Ufer an und wandeln durch ein duftendes Pinienwäldchen etwa 30m einen Hügel hoch zu einem schönen Aussichtspunkt. Von hier aus genießen wir einen tollen Blick auf den Kanal an den Anhöhen des Aude-Tales, zum Dorf Argens-Minervois, zum Château d’Argens aus dem 14. Jh und nutzen die Zeit für einige Fotos bei sonnig warmen 26°C.

Schließlich kehren wir wieder zum Boot zurück, passieren blühende Oleandersträucher und legen in der Marina von Argens-Minervois an. Das hübsche Dorf ist typisch für die Minervois-Gegend und fügt sich malerisch rund um besagtes Schloss aus dem 14. Jh. Im Restaurant La Guingette direkt am Kanal gibt es zuallererst Poisson du jour – Fisch des Tages –, eine Dorade mit Reis und Gemüse, welche vorzüglich schmeckt. Vin blanc, Café sowie köstliche Crème brulée runden das Mahl noch ab. Zur Verdauung starten wir danach einen Spaziergang durch den schmucken Ort, zum etwas verfallenen Schloss – Château -, dem Place Saint Roch samt Kirche, sowie vorbei an alten Steinhäusern und zahlreichen Oleandersträuchern und Weingärten.

Danach verläuft der Canal wieder am Hang entlang, unter einer Brücke sowie vorbei am bekannten Weingut Château de Ventenac Minervois. Nachmittags passieren wir mit der Écluse d‘Argens unsere letzte Schleuse! Gemächlich gleiten wir durch die Ortschaft Roubia, kreisförmig inmitten der Weinberge angelegt und bekannt für ihre alte Ölmühle „Moulin à Huile de la Restanque“.

Abends erreichen wir die NICOLS Basis in Le Somail. Im Restaurant Le Comptoir Nature gibt es in der Abendsonne noch verschiedene Tapas sowie zwei Gläschen Pastis mit Blick zum Kanal und auf schnatternde Gänse. Danach bummeln wir ein wenig durch den lieblichen Ort – wohl einer der Malerischsten am Canal du Midi – mit alter Poststation und historischem Eishaus, Glacière, aus 1684. Unsere Runde führt uns zur großen Klosterkirche St. Etienne, zur Kapelle aus dem 17. Jh, über die alte Steinbrücke Pont Saint-Marcel sowie vorbei am Haus der Kanalwache – la maison du garde. Noch heute spürbar ist die Atmosphäre des 17. Jahrhunderts beim Rundgang durch das Dorf mit gepflegten alten Häusern und blühenden Gärten. Im schwimmenden Lebensmittelgeschäft „La Péniche Tamata“ auf einem Lastkahn erstehen wir ein paar köstliche Produkte, ehe unser Tag zu Ende geht.

Freitag Le Somail – Fonsérannes

5h30 Fahrzeit, 40 km, keine Schleusen

23. September: Am heutigen Herbstbeginn ist es im sonnigen Südfrankreich noch angenehm warm. Morgens gegen 9 Uhr 30 verlassen wir das typisch südfranzösische Dorf Le Somail zuerst unter der alten Steinbrücke hindurch und mit Kurs auf die Stadt Béziers. Vor uns liegt nun ein 40 km langer, schleusenfreier Abschnitt des Kanals. Vorbei am Dorf Argeliers, verläuft er in Schlingen entlang ausgedehnter Weinkulturen an baumlosen, schilfbewachsenen Ufern. Bei 20°C tuckern wir durch eine flache Landschaft und passieren das Aqueduc de Quarante, sowie den ehemaligen Handelshafen Capestang und fahren durch eine der niedrigsten Brücken hindurch – der Pont de Capestang mit nur 3,3 m Höhe. Am Quai des Ortes sind bereits zahlreiche Boote angeleint, ehe wir uns zur Mittagszeit dazugesellen. An Bord gibt es heute Brot, Käse, Oliven sowie Tomaten zur Stärkung, danach geht es bei angenehmen 24°C weiter Richtung Poilhes, der letzten Ortschaft vor dem beeindruckenden 160 m langen Malpas-Tunnel.

Dieses weitere Meisterwerk Pierre-Paul Riquets – der älteste Kanaltunnel der Welt – wurde 1679 im Départemant Hérault in den Hügeln von Ensérune gegraben. Beeindruckend ist unsere spektakuläre Durchfahrt im Einbahnsystem, Hupzeichen sind generell von Vorteil. Jedoch sind derzeit ohnehin kaum Boote in unserer Gegenrichtung unterwegs und es gibt auch noch Zeit für Fotoaufnahmen.

Nach der Passage fahren wir durch den Ort Colombiers, an der ehemaligen römischen Via Domitia gelegen und erreichen gegen 15 Uhr unser Tagesziel nahe der geschichtsträchtigen Stadt Béziers, eine der Ältesten Europas, und den östlichsten Punkt unserer Hausbootfahrt. Bereits vor einigen Jahren hat es uns im Zuge eines Hausboot-Urlaubes am Canal du Rhône à Sète bis in die Gegend von Villeneuve-les-Béziers verschlagen, quasi knapp östlich der Stadt Béziers, womit wir nunmehr die komplette Strecke von St. Gilles am Rand der Camargue bis nach Port Lauragais nahe Toulouse befahren haben.

Für uns geht es nach dem Anleinen unseres Bootes zu Fuß zur berühmten Schleusentreppe von Fonsérannes, einem weiteren Meisterwerk Pierre-Paul Riquets zu Ehren seiner Geburtsstadt Béziers. In einem komplexen System von acht ovalförmigen Kammern und neun Flügeltoren überwinden Boote auf dieser imposanten „Wassertreppe“ 21,5 m Höhenunterschied auf einer Strecke von 312 Metern. Gespannt sehen Chris und ich diesen vom vorbeiführenden Gehweg aus bei ihren Manövern zu – hier an der größten Schleusentreppe Frankreichs. Der Ausblick über das weitläufige Orb-Tal sowie zur Kathedrale St.-Nazaire im nahen, auf einem Hügel gelegenen Béziers rundet das Ensemble noch ab, ehe es im „Restaurant des 9 Ecluses“ noch schmackhafte Toasts samt Sangria gibt.

Besichtigung von Béziers, Rückfahrt Richtung Capestang

3h00 Fahrzeit, 18 km, keine Schleusen

Nach nächtlichem teils starken Regen fahren wir am 24. September nach dem Frühstück in der kleinen Touristenbahn – Petit Train -, vorbei an der Schleusentreppe und der markanten alten Brücke Pont-Canal über den Fluss Orb Richtung der attraktiven Stadt Béziers. Inmitten der größten Weinbauregion Frankreichs gelegen, punktet die einstige römische Kolonie mit reicher Geschichte und charmantem Flair.

Auf der Fahrt sehen wir bereits hübsche Art déco Häuser sowie die Parkanlage Jardin Emile Ain und steigen im Centre Historique beim Théâtre Municipal an der Allée Paul Riquet zum Sightseeing aus. Es gefällt uns außerordentlich gut in der Altstadt mit ihren vielen Geschäften und kleinen Gassen sowie lohnenden Fotomotiven. In der Briocherie an Place Pierre Lavabre gibt es zwischendurch Café und Süßes. Danach besichtigen wir das Rathaus – Hôtel de Ville – und die Cathédrale St.-Nazaire, den Place de la Révolution samt Brunnen, sowie den Justizpalast – Palais de Justice. Bei angenehm warmen 24°C genießen wir von der Promenade Jacques Hamel schöne Ausblicke ins sonnige Umland der Stadt bis zu den Bergen des Zentralmassivs.

In der Brasserie Le Victor gibt es unter Platanen noch köstlichen Fisch, Loup de Mar, mit Gemüsereis sowie einem Gläschen Weißwein, Café und Pastis-Likör. Unsere Blicke reichen zur belebten Allée Paul Riquet mit der Statue des berühmten Kanal-Erbauers, wo allwöchentlich am Freitagmorgen ein Blumenmarkt stattfindet.

Gegen 14 Uhr fährt uns die Touristenbahn wieder Richtung Kanal. Vorbei an der Kirche St. Madeleine, der Markthalle und dem Rathaus samt Glockenturm ergeben sich unterwegs durch enge Gässchen noch zahlreiche Fotomotive. Zuletzt passieren wir wieder die Brücke über den Fluss Orb sowie die Schleusentreppe und kehren auf unser Boot zurück. Es war ein wunderbarer Ausflug hierher ins charmante Béziers und hat auch die lange Bootsfahrt gelohnt. 

Um 15 Uhr 20 legen wir mit unserer SEYRE ab und nehmen westlichen Kurs. Unter der Brücke Pont de la Gourgasse und vorbei an der Ortschaft Colombiers passieren wir in weiterer Folge den Tunnel von Malpas diesmal in der Gegenrichtung, ehe wir abends Capestang erreichen, wo wir übernachten.

Rückfahrt nach Le Somail

3h00 Fahrzeit, 22 km, keine Schleusen

Am heutigen Sonntag des 25. September starten wir morgens kurz nach 10 Uhr bei wolkenlosem Wetter, herbstlich buntem Laub und 23°C. Unser Mittagessen unterwegs auf der Heckterrasse im Sonnenschein beinhaltet Mozzarella, Tomaten, Oliven, Wein, Käse und Brot und schmeckt vorzüglich. Wir passieren die Abzweigung am Canal de Jonction zum Canal de la Robine, welcher in weiterer Folge zur Stadt Narbonne verläuft. Durch einige Brücken hindurch und vorbei an Obstkulturen sowie Weingütern erreichen wir nachmittags wieder Le Somail und legen am Port in der NICOLS Basis an. Sogar die Gänse von vorvorgestern sind wieder zur Begrüßung da. Zuletzt widmen wir uns der Reinigung des Hausbootes, ehe sich der Tag zu Ende neigt.

26. September: Am Morgen erfolgt die Bootsrückgabe und es geht nach einer wunderbaren Zeit am Canal du Midi wieder ans Heimreisen. Wir verlassen unser Hausboot SEYRE, welches in den vergangenen elf Tagen unser behagliches Zuhause gewesen ist und wir uns sehr wohlgefühlt haben. Merci beaucoup et au revoir.

Narbonne

Um 9 Uhr 30 startet unser 25-minütiger Taxi-Transfer durch idyllische Dörfer und entlang ausgedehnter Weinkulturen nach Narbonne. Im Jahr 118 v. Chr gegründet, kann die südfranzösische Stadt ein reiches kulturelles und architektonisches Erbe aufweisen, und war lange Zeit die Hauptstadt Südgalliens.

Wir bummeln entlang des Boulevard Gambetta und am Quai Victor Hugo, vorbei am Palais de Justice. In weiterer Folge erreichen wir die Pont de la Liberté, welche sich über den Canal de la Robine spannt. Ebenso besichtigen wir den Place de l‘Hôtel de Ville mit dem Rathaus und Les Halles Centrales – die Markthalle – mit reichhaltigem Angebot.

Die gotische Cathédral Saint-Just et Saint Pasteur, 1272-1340 errichtet, beeindruckt mit wuchtiger Orgel samt lieblichem Orgelspiel, sowie Säulengang. Ebenso gewaltig präsentiert sich das angrenzende Palais des Archevêques, das Erzbischöfliches Palais – errichtet durch mächtige Bischöfe von Narbonne – mit der Chapelle Saint Martial, und bildet mit der Kathedrale ein einzigartiges architektonisches Ensemble.

Auf einem Rundgang entlang der Via Domitia und durch verwinkelte Gässchen mit zahlreichen Cafés und Geschäften erhalten wir einen guten Eindruck dieser stark römisch geprägten Stadt. Im kleinen Restaurant Poké Mum gibt es zwei schmackhafte Tofu- und Huhn-Gerichte zur Stärkung, während wir an einem kleinen Tischchen in einer dieser Gässchen essen.

So beschließen wir den heutigen Tag und unseren Urlaub mit Kulturprogramm, ehe wir uns wieder von Narbonne verabschieden müssen. Unser Zug startet um 13 Uhr am Gare de Narbonne. Über die Stationen Carcassonne, Bram, Castelnaudary, Villefranche de Lauragais und Baziege fahren wir zurück nach Toulouse, wo wir gegen 14 Uhr 45 am Bahnhof Toulouse Matebiau ankommen und mit dem Bus zum Aéroport Toulouse Blagnac gelangen. Ein Air Dolomiti Flug bringt uns abends wieder nach München, ehe es in letzter Etappe in unsere Heimatstadt Wien geht.

Wir blicken zurück auf wunderbare Erfahrungen und Erlebnisse dieser Hausbootfahrt entlang des berühmten Canal du Midi, gesäumt von üppigen Weinbergen, ausladenden Trauerweiden und Platanen, Obstkulturen und Sonnenblumenfeldern sowie geschichtsträchtigen Dörfern und Städten.

Pierre-Paul Riquets außergewöhnliches Meisterwerk moderner Bautechnik hat auch uns begeistert und unvergessliche Urlaubstage unter südfranzösischer Sonne beschert!

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