Wandern im Nationalpark Paklenica im Velebit-Gebirge

Erneut ist das mystische Velebit-Gebirge rund um Paklenica mit seinen Karstformationen und aussichtsreichen Gipfeln unser Reiseziel für schöne Wanderungen und Ausflüge in die Umgebung

Am Rückweg

Der Velebit – „großes Wesen“ – ist ein zum Naturpark erklärter Gebirgszug weißer Kalkfelsformationen an der norddalmatinischen Küstenregion Kroatiens und umfasst die Nationalparks Nördlicher Velebit und Paklenica, sowie nahe der Stadt Gospic den staatlich geschützten Naturpark Velebit. Auch bildet er eine Klimabarriere zwischen dem Mittelmeerklima und dem Gebirgsklima im Landesinneren.

Zusammen mit unseren Wanderfreunden Renate und Deddi, Gabi und Roli, sowie Rudi wollen wir, wie schon mehrmals, interessante Wanderungen unternehmen und eine schöne Zeit in der Pansion Michael unserer mittlerweile guten Freunde Spomenka und Ante verbringen.

Veliko Rujno Plateau, Bojin Kuk, Berg Golic

Nach unserer gestrigen Willkommensjause starten wir am 3. Oktober eine erste Wanderung ins abgelegene Veliko Rujno-Plateau, eine schon in der Eiszeit besiedelte, und von Gipfeln und Wäldern umrahmte Hochfläche. Von dort werden wir über Felsplatten hinauf bis zur Felswand des Bojin kuk gelangen. Wir starten beim Parkplatz am Ende der Asphaltstraße oberhalb von Starigrad-Paklenica und der Ulica Stepinca in 520 m Seehöhe. Christine und Rupert aus Wagrain sind nach wie vor mit von der Partie und fühlen sich im Kreis unserer Freunde und der wunderbaren Gebirgswelt, immergrüner Macchia und bizarrer Karstformationen sichtlich wohl. Vorbei an Trockenmauern, der Hausruine Veliki Vaganac und einem Marienschrein steigen wir stetig bergan und erreichen bald das Hochplateau. Entlang eines schmalen Wiesenpfades kommen wir zur Abzweigung Richtung Bojin kuk. Durch dichtes Unterholz tauchen wir zuerst in ein mystisches Zauberwäldchen ein und erklimmen danach unter Zuhilfenahme der Hände in einer kleinen Kletterpassage eine Wand, von wo sich uns spektakuläre Ausblicke auf die zu Füssen liegende Hochebene, sowie auf Gipfel und Karstformationen ergeben. Nach einem Stück unwegsamen Geländes stehen wir bald an unserem höchsten Punkt in 1.001 m Höhe direkt unter der schroffen Felswand des Bojin Kuk, wo es eine Pause gibt.  

Danach steigen wir ab zum idyllischen Wiesenboden Jagin kuk und vorbei an originellen Karstformationen. Entlang einer Trockenmauer erreichen wir wieder Veliki Vaganac und kehren zurück zu unseren Autos am Parkplatz. Die Vier-Stunden-Wanderung hat alle sichtlich begeistert, es wurde zahlreich fotografiert in dieser stillen Welt, wo uns kaum Menschen begegnet sind. Vorbei an bunten Wiesenblumen und duftenden Wildkräutern hatten wir ein wunderbares gemeinsames Erlebnis. Bei Ankunft in der Pension erwarten uns noch spätsommerliche Temperaturen um 26°C und das Meer ist zudem auch noch warm genug zum Baden.

Abends gibt es Gemüsesuppe, Fisch und Gemüse sowie ein süßes Dessert. In geselliger Runde klingt unser Tag auf der Terrasse aus und wir stoßen noch auf Deddis Geburtstag an und lassen ihn hochleben.

Am 4. Oktober müssen uns Christine und Rupert leider wieder verlassen und reisen nach dem Frühstück Richtung Wagrain ab. Sehr schön waren die gemeinsamen Tage der vorangegangenen Besichtigungen und Wanderungen, und sind doch so rasch verflogen. Kommt gut heim liebe Freunde und grüßt uns die Heimat!

Der Rest der Gruppe startet wieder zeitig und wandert zusammen mit Ante und weiteren deutschen Pensionsgästen erneut hinauf zur Hochebene und zur kleinen Kirche Veliki Gospa, wo es eine Rast gibt. Am Fuße des Berges Golić entlang genießen wir unterwegs tolle Aussichten, ehe wir Antes Geburtshaus Njive erreichen, wo Vater Michael schon Huhn, Fleisch und Gemüse vom Grill sowie Salate, Brot und Getränke für uns vorbereitet hat. Bei bestem Wetter wird im Garten in fröhlicher Runde gespeist, zumal es wie immer köstlich schmeckt und wir die umgebende Natur und eine leichte Windbrise genießen, ehe wir uns auf den Heimweg begeben.

Krupa-Fluss und Kudin Most, Hafen-Städtchen Novigrad

Eine weitere sehr schöne Tour hat uns vor Jahren zur Kudin Most, einer jahrhundertealten, geschwungenen Steinbrücke, und entlang des Krupa-Flusses geführt. Der kurze Wasserlauf mit 17 km Länge und 19 Wasserfällen fließt durch einen eher unbekannten, nicht touristischen Teil des Velebit-Gebirges. Als Nebenfluss des Zrmanja zählen sie zu den Schönsten Europas.

Bei bestem Wetter starteten wir im Kreis weiterer Pensionsgäste mit einer kleinen Kletterpassage direkt über dem Wasser, ehe wir entlang der Schlucht und des Flussverlaufes wanderten, begleitet von tollen Perspektiven in die Gebirgswelt und vielen lohnenden Fotomotiven. Zur Frühlingszeit erstreckten sich blühende Blumenwiesen unter uns und der Duft zahlreicher Kräuter umzog unsere Nasen.

Zum Abschluss verschlug es uns in das schöne Städtchen Novigrad, ein Hafenort an der Mündung der Draga in das Novigrader Meer, mit erster urkundlicher Erwähnung im 13. Jh. Oberhalb des Ortes stehen die Überreste einer Festung aus dieser Zeit. Die Pfarrkirche mit freistehendem Glockenturm am Rande der Altstadt ist dem Hl. Matin gewidmet. Zu besagter Festung stiegen wir abschließend auf und genossen einen tollen Ausblick auf die umgebende Landschaft, zum Meer und Richtung Velebit-Gebirge, ehe es noch Kaffee und Süßes zum Ausklang gab.

Rundweg zur Mala Paklenica Schlucht und in die Ortschaft Seline

Am 5. Oktober führt uns eine kleine Rundwanderung mit wenigen Höhenmetern vom Nationalpark-Zentrum am Fuß des Gebirges entlang Richtung Mala Paklenica, der kleinen Paklenica Schlucht. Vorbei am Wasserreservoir, dem Weiler Jurline und der Häusergruppe Jusupi genießen wir eine prächtige Aussicht zum Meer. Wir kennen diese Tour bereits von früher und sind in kleiner Gruppe unterwegs, da Gabi und Roli heute zu einem Tagesausflug zu den Krka Wasserfällen aufgebrochen sind. Nach Passieren der Kirche Sv. Marko gibt es in der Ortschaft Seline an der Küstenstraße in der Bar Zukva Kava und Pivo und eine kleine Pause.

Entlang des Ufers promenieren wir danach nordwärts, stets die lang gezogene Insel Pag in Sicht, und erreichen nach einiger Zeit die Wehrturmruine Večka Kula. Vorbei am Campingplatz und ein Stück auf der Hauptstraße kehren wir schließlich zum Quartier zurück, wo uns Ante abends mit einem gekochten Drachenkopf samt Gemüse, Pommes und Salat verwöhnt. In geselliger Runde sitzen wir noch lange zusammen und es wird viel gelacht. Draußen geht ein heftiges Gewitter nieder und beendet die schöne spätsommerliche Wetterphase nachhaltig.

Am nachfolgenden 6. Oktober ist wetterbeding ein Ruhetag angesagt. Regnerisch und unfreundlich zeigt es sich, auch ist die typische Bora – kalter Fallwind – aufgezogen und lässt wandermäßig leider kaum Möglichkeiten, außer einem Spaziergang in den Ort.

Durchwanderung der Mala Paklenica

Eine sehr schöne Tour hat uns vor Jahren zusammen mit Ante in die kleine Paklenica Schlucht, Mala Paklenica, mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt geführt. Diese Schlucht mit ihren Büschen, Höhlen und bizarren Karstformationen wird weit weniger begangen, als ihre große Namensschwester. Unterwegs passierten wir das wilde Flussbett der Schlucht, überstiegen Felsblöcke teils an kleinen Fixseilen und gewannen stetig an Höhe, während sich unter uns das Meer und vorgelagerte Inseln präsentierten und uns tolle Ausblicke begeisterten. Nach weiteren Kletterpassagen erreichten wir unseren höchsten Punkt auf 680 m und verweilten für ein Picknick auf einer Blumenwiese. Vorbei an bunten Salamandern und duftenden Wiesenkräutern stiegen wir danach auf parallelem Weg ab, während wir stetig das Meer und die Küste vor Augen hatten. Glücklich und sichtlich stolz kehrten wir von dieser anspruchsvollen Tour zurück, welche zu Recht eine gewisse Bergerfahrung und Trittsicherheit voraussetzt.

Naturpark Vransko Jezero, Küstenstadt Biograd

Ein lohnenswerter Ausflug führt uns auf Antes Empfehlung am 7. Oktober zum Naturpark Vraner See – Vransko Jezero – und in ein Paradies und seit 1999 geschütztes ornithologisches Reservat mit einer breiten Artenvielfalt. Der größte Süßwasser-See Kroatiens liegt zwischen den Städten Zadar und Šibenik und verläuft parallel zur Küste. Leider treibt die Bora weiterhin ihr Unwesen. Vom Aussichtspunkt – Vidikovac Kamenjak– am Gipfel des karstigen Berges Kamenjak blicken wir hinab auf den See und die vorgelagerte Kornaten-Inselgruppe. In den hiesigen Sumpf-Biotopen leben über 260 verschiedene Vogelarten und locken Vogelbeobachter aus der ganzen Welt an. Das Wetter will aber heute so gar nicht mitspielen und wir sind bei heftigen Schauern in unseren Regenpelerinen unterwegs.

Nach dem Rundgang passieren wir die ehemalige Karawanserei Maskovica Han, das letzte Denkmal ziviler islamischer Architektur in Europa. Im Jahr 2015 renoviert, wird es heute als traditionelles Hotel und Restaurant genutzt. Zuletzt fahren wir mit unseren Autos in die schöne Küstenstadt Biograd na Moru mit Altstadtkern auf einer kleinen Halbinsel. An der Uferpromenade flanieren wir entlang und sehen Segelbooten bei ihren Manövern vor der Kulisse der Kornaten zu. Im gemütlichen Lokal Bistro Europa lassen wir uns Fischsuppen, Pizzen, Palatschinken sowie Kava, Vino und Pivo schmecken und wärmen uns ein wenig auf. Originell und maritim ist es eingerichtet, kaum von Touristen besucht und bietet eine schöne Alternative zum feuchten und windigen Wetter. Nach dem Essen unternehmen wir noch einen Rundgang durch die Altstadt, vorbei an der Marina, den Stadtmauer-Resten und der Klosterkirche St. Johannes, ehe wir zu unseren Autos zurückkehren. Vielen Dank für den super Tipp, lieber Ante, wir werden den Ausflug beim nächsten Mal bei Schönwetter sicherlich wiederholen.

Abends wird uns in der Pension noch Tomatensuppe, köstliches Peka – ein typischs kroatisches Eintopfgericht – sowie Obst serviert, ehe ein ereignisreicher Tag zu Ende geht.

8. Oktober: Bei noch immer starker Bora brechen wir zu einer letzten Tour auf, welche uns auf die Hochebene Veliko Rujno bringt, von wo aus wir vorerst an Antes Berghaus Njive vorbeiwandern, und in weiterer Folger in weitem Bogen Richtung großer Paklenica Schlucht. Gebirgsblumen und wilde Kräuter wie Salbei und Thymian säumen einmal mehr unsere Wege sowie dichtes Macchia-Gebüsch. Leider wird die Bora immer stärker und so entschließen wir uns, über einen steilen Pfad abkürzend direkt zur Schlucht hinunter zu wandern. Das Wetter ist zwar trocken und zeitweise kommen sogar Sonne und blauer Himmel zum Vorschein, wäre da nur nicht die lästige Bora, welche heuer ungewöhnlicher Weise besonders lange andauert. Ein letztes Mal noch tauchen wir in die wilde Gebirgswelt des Velebit ein, danach gibt es beim Forsthaus Lugarnica eine kleine Stärkung. Schließlich geht es durch die Schlucht hinaus und wir sehen noch wagemutigen Kletterern in senkrechten Wänden zu.

Eine abenteuerliche Heimfahrt zum Schluss

Abends verwöhnt uns der Hausherr mit Suppe, Goldbrasse, Gemüse und Apfelstrudel. In geselliger Runde klingt unser Urlaub aus, ehe es am Samstag, den 9. Oktober nach dem Frühstück wieder Richtung Heimat geht. Nicht ohne eine abenteuerliche Autofahrt, da uns die starke Bora auf einen Umweg über die Küstenstraße bis Karlobag und danach auf die Hochebene zwingt. Heute sind sowohl die Autobahn als auch die alte, parallel verlaufende Straße gesperrt, was zu zeitlichen Verzögerungen führt. Aber Ende gut, alles gut. Abends erreichen wir wohlbehalten unsere Heimat und nehmen viele schöne Erinnerungen mit. Trotz Bora und Schlechtwetters haben wir das Beste daraus gemacht und eine Menge erlebt.

Vielen Dank unseren lieben Wanderfreunden für die unvergesslichen gemeinsamen Tage und den Spaß und die Freude, welche wir zusammen hatten. Ein herzliches Dankeschön gebührt ebenso euch, liebe Spomenka, Ante und Michael, die ihr uns wiederum kulinarisch verwöhnt, und mit eurem Engagement zum Gelingen unserer Wanderwoche beigetragen habt. Wir konnten ein wenig Sonne vor dem nahenden Winter auftanken, haben uns bei euch sehr wohlgefühlt und sind auf schönen Wandertouren einmal mehr in die mystische Welt des Velebit eingetaucht.

Hvala liepo! – Wir werden wiederkommen!


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