Hakone & Tokio – Eindrücke im Land der aufgehenden Sonne

Wochenendbesuch des Fuji-Hakone-Izu Nationalparks mit dem Ōwakudani Vulkangebiet. Tage in Tokyo mit einer Auswahl interessanter Sightseeing-Punkte. Danach eine abenteuerliche Heimreise nach Europa aufgrund des Isländischen Vulkanausbruchs

Hakone Shrine, Motohakone-ko

Meine erste Reise in den fernen Osten ins Land der aufgehenden Sonne und der Kirschblüten führt mich am 10. April direkt in die pulsierende Hauptstadt Tokio, wo Chris und ich morgens gegen 8 Uhr nach 11stündiger Flugzeit aus Wien kommend landen. Ohayō gozaimasu, Nippon! Guten Morgen, Japan! Der fernöstliche Zauber des Inselstaats im nördlichen Pazifik, eine der geologisch aktivsten Zonen der Erde, geprägt von tausendjähriger Monarchie und vielen alten Traditionen, von Tempeln, Schreinen und Kimonos heißt uns mit frühlingshaften Temperaturen willkommen. Wir verlassen die 12 Mio.-Metropole jedoch sogleich über den größten Bahnhof der Welt, Shinjuku-Station. Da es Chris aus beruflichen Gründen wiederholt nach Japan verschlägt, lotst er uns sehr rasch durch die für mich ungewohnten Menschenmassen und an oftmals nur japanischen Informationstafeln vorbei und ich folge ihm staunend und tief beeindruckt!!

Hakone im Nationalpark Fuji-Hakone-Izu

Es geht in ca. 90-minütiger Fahrzeit mit dem Odakyu Express „Romancecar“ nach Hakone, eines der bekanntesten und auch bei Japanern beliebten Ausflugsgebiete am Ashinoko-See. Während der Fahrt kann ich bereits viele Eindrücke einer an uns vorbeiziehenden abwechslungsreichen Landschaft gewinnen und die bereits zu Ende gehende Kirschblütenpracht bewundern. In Hakone angekommen, speisen wir stilgerecht in einem japanischen Lokal und beziehen sodann unser Zimmer im wunderschönen Hotel The Prince, direkt am See inmitten des Fuji-Hakone-Izu Nationalparks gelegen. Das Gebiet, im Norden vom Vulkankegel des Fuji-san und im Süden von der Halbinsel Izu begrenzt, ist auch von Japanern als beliebtes Wochenendziel gut besucht. Leider versteckt sich der Fuji-san heute hinter Wolken. Wir unternehmen einen abendlichen Spaziergang entlang des Sees und entspannen danach bei einem Bad im hauseigenen Onsen, einer heißen Quelle.

11. April: Wir starten heute sonntags mit der Bergbahn auf den Berg Souzan in 1.100 m Höhe und zu den brodelnden Schwefelquellen der Owakudani-Schlucht. Durch eine vulkanische Kraterlandschaft wandern wir entlang an heißen Quellen und bestaunen im Schwefelwasser gekochte „schwarze“ Eier, denen eine um sieben Jahre lebensverlängernde Wirkung nachgesagt wird.

Mit der Gondel geht es weiter in die Ortschaft Gora, wo wir unser Mittagessen stilgerecht mit Stäbchen einnehmen und erneut die üppige Kirschblüte bewundern. Danach steht eine romantische Bahnfahrt in Japans ältester Bergbahn nach Hakone-Yumoto auf dem Programm. Beschaulich geht es durch Täler, Tunnel und über Brücken talwärts, vorbei an einer üppig grünen, blühenden Landschaft. In Hakone-Yumoto angekommen, wandeln wir noch durch den Ort und am Fluss entlang, fotografieren uns inmitten der Kirschblüte und auf der Brücke in einer typischen Rikscha und kehren schließlich in unser Hotel zurück. Vom Balkon aus genießen wir noch den abendlichen stimmungsvollen Blick über den 19 km langen Ashinoko-See, ehe für uns ein zweiter wunderbarer Tag in der Ferne zu Ende geht.

12. April: Es zieht uns erneut ins Gebirge; die Seilbahn bringt uns auf den Mount Komagatake in 1.327 m Seehöhe. Wir sind die einzigen Gäste vor Ort. Leider hat das Wetter komplett umgeschlagen und den Berg in Nebel und Nieselregen gehüllt. Warm verpackt trotzen wir dennoch Wind und Kälte und besichtigen den Hakone Motomiya Schrein. Nur allzu gerne hätten wir von hier aus bei Schönwetter den phantastischen Ausblick über eine wundervolle Landschaft bis hin zum Fuji-san genossen. So entscheiden wir uns jedoch wieder für eine Talfahrt und erkunden in Moto-Hakone die in den Wäldern verstreuten zahlreichen weiteren Schreine entlang des Ashinoko-Sees. Trotz feinen Nieselregens genießen wir die mystisch anmutende Märchenstimmung der Anlage inmitten der Kirschblütenpracht. Danach kehren wir mit dem Zug nach Tokio zurück und beziehen unser Zimmer im Stadtteil Mitaka.

Tokyo, die geschäftige japanische Hauptstadt

Heute, am 13. April, stehen Großstadtfeeling und deutlich wärmeres Wetter auf dem Programm. Während Chris berufliche Termine wahrnimmt, flaniere ich durch die Metropole Tokio, eine Stadt mit vielen Facetten. International mit Wolkenkratzern einerseits, in manchen Gegenden wiederum mit fast dörflichem Charakter. Kleine Häuschen und Vorgärten, Bäume und Sträucher eher in Bonsaiformat – Platz ist kostbar in Japans Hauptstadt. Den späten Nachmittag verbringen wir in den Hama-rikyu Gardens und mit einer Bootfahrt auf dem Sumidagawa River und verewigen uns fotografisch unter blühenden Kirschbäumen. Während zahlreicher U-Bahnfahrten können wir uns wiederholt vom überaus disziplinierten Verhalten der Massen an Fahrgästen überzeugen (und in unseren Breiten durchaus noch etwas dazulernen!).

Es gibt kein Drängen und Strossen, jeder wartet geduldig in seiner auf dem Boden markierten Reihe auf das Ein- und Aussteigen. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind selbstverständlich. Ein Faktum, ohne das ein Zusammenleben auf solch engem Raum wie in Japan wohl kollabieren würde. Die Fahrt mit der U-Bahn wird dann von den Einwohnern (uns eingeschlossen) gerne für ein kurzes Schläfchen genützt. Abends verschlägt es uns noch in den Stadtteil Asakusa. Wir schreiten durch das mächtige Kaminarimon „Donnertor“ mit der gewaltigen roten Laterne und bestaunen den fünfgeschossigen Sensoji, die älteste Pagode der Stadt. Neben dem Buddha-Tempel besichtigen wir ebenso den 1649 erbauten shintoistischen Asakusa-Schrein und genießen den fernöstlichen Zauber der Anlage.

14. April: Heute geht es zuallererst in den Yoyogi-Park, einen ehemaligen Exerzierplatz der kaiserlichen Armee, vor der Wolkenkratzerkulisse von Shinjuku im Hintergrund. Vorbei am Teehaus und durch den Irisgarten gelange ich schließlich zum Meiji-Schrein, welcher dem Meiji-Kaiser (1852-1912) und seiner Gemahlin Shoken gewidmet ist. Eine stille Oase mit bewegter Geschichte inmitten des Großstadttrubels: 1920 eingeweiht, 1945 zerbombt, 1958 wieder aufgebaut. In einer Ecke des Gartens werde ich vor der Meiji Memorial Hall Zeuge einer feierlichen shintoistischen Hochzeitszeremonie. Während eines darauffolgenden Spaziergangs durch den Shinjuku Gyoen, eine 50 ha-große üppige Grünanlage, finde ich viele einheimische Familien mit ihren Kindern picknickmäßig auf den Wiesen unter blühenden Kirchbäumen vor. Ein abendliches Highlight bildet schließlich der Ausblick vom 333 m hohen Tokio Tower, einem 1958 fertig gestellten Eiffelturm-Nachbau. Von der verglasten Aussichtsplattform präsentiert sich ein phantastischer Ausblick auf die zu Füssen liegende Großstadt.

15. April: Während Chris erneut dienstlich unterwegs ist, habe ich mir für heute die Besichtigung des Edo-Tokio Open-Air Architectural Museums vorgenommen. Ich stürze mich ins Menschengewühl und fahre mit der Bahn einige Stationen Richtung Tachikawa. Sicherheitshalber habe ich ein Visitenkärtchen unseres Hotels bei mir, falls ich inmitten der 12-Mio-Metropole verloren gehen sollte!! Nach ca. halbstündigem Fußmarsch erreiche ich schließlich den Koganei Park. Inmitten des Areals befinden sich 27 restaurierte historische Gebäude von hohem kulturellem Wert aus der Edo Periode (1603-1867). Zahlreiche Bauten stammen aus der Meiji-Ära (1868-1912) und umfassen unter anderem Residenzen, ein Farmhaus mit offener Feuerstelle, ein öffentliches Badehaus, diverse Geschäfte und eine Polizeistation.

Ich bestaune die geschmackvolle Ausstattung und Einrichtung, kostbare Möbel, Böden und Wandmalereinen und lege während der Besichtigungen jeweils mein Schuhwerk ab. Sehr gut wird die damalige Kultur und Lebensweise veranschaulicht, wie z.B. im Teehaus „Kaisuian“, im „Hanaichi“ Blumengeschäft oder im Tokiwadai Fotostudio. Dazwischen flaniere ich durch kleine liebliche Gärten voll blühender Blumen und bonsaiähnlicher Bepflanzung. Im Kawano Oil-Paper Umbrella Wholesale Store sind bemalte typisch japanische Papier-Schirme aus der Ära um 1930 zu bewundern, ebenso die Bar „Kagiya“, eine Einrichtung aus dem Jahr 1856.

Abschließend statte ich noch dem Jisho-in Mausoleum aus 1652 einen Besuch ab und mache mich danach wieder durch das Großstadtgewirr auf den Heimweg ins Hotel. Am Abend sind Chris und ich zum Welcome-dinner im stilvollen Kind House Restaurant im Stadtteil Mitaka im Kreise einer internationalen Teilnehmerrunde geladen. Viele der japanischen Teilnehmer, die ich schon in den Jahren zuvor in Wien kennengelernt habe und denen ich zusammen mit Chris unsere schöne Heimatstadt zeigen konnte, sehe ich jetzt persönlich in der Ferne wieder. Es wird ein zauberhafter Abend inmitten dieser illustren Gruppe, abgerundet durch eine reichliche Palette japanischer kulinarischer Köstlichkeiten, die wir überaus genießen. Kanpai! – mit Sake stoßen wir auf diesen schönen Event an.

16. April: Das Wetter gestaltet sich heute wieder sehr wechselhaft, kalte sibirische Winde erreichen die Region und so entschließe ich mich während Chris‘ Abwesenheit zu einem Besuch im nahen Inokashira Park mit angeschlossenem Zoo und Skulpturengarten, genieße inmitten einer stimmungsvollen Natur beschauliche Stunden und kehre danach durch florierende Geschäftsstraßen wieder zum Hotel zurück.

16. April: Das Wetter gestaltet sich heute wieder sehr wechselhaft, kalte sibirische Winde erreichen die Region und so entschließe ich mich während Chris‘ Abwesenheit zu einem Besuch im nahen Inokashira Park mit angeschlossenem Zoo und Skulpturengarten, genieße inmitten einer stimmungsvollen Natur beschauliche Stunden und kehre danach durch florierende Geschäftsstraßen wieder zum Hotel zurück.

17. April: Schlechtwetter und einsetzender Schneeregen lassen unseren letzten, für heute geplanten Besuch ins malerische Städtchen Kamakura mit der gewaltigen 12m hohen und 700 Jahre alten Buddha-Bronzestatue sprichwörtlich ins Wasser fallen. Auch Tokios Shinjuku Garden, durch welchen ich noch drei Tage zuvor unter Kirschblüten spaziert war, wird von einer zarten Schneedecke überzogen. Eine kleine Sensation um diese Jahreszeit, die Tokio seit nunmehr 41 Jahren nicht mehr erlebt hat, wie „The Japan Times“ in ihrer aktuellen Zeitungsausgabe berichtet. Aber nicht nur in Japan spielt das Wetter verrückt. Wie wir aus dem fernen Europa erfahren, ist auf Island der Vulkan Eyjafjalla ausgebrochen, hat inzwischen beinahe den gesamten Kontinent mit einer Aschewolke überzogen und den Flugverkehr so ziemlich zum Erliegen gebracht.

Abenteuerliche Heimreise…

18. April: Zeitig im Morgengrauen checken wir im Hotel aus und machen uns im Frühverkehr auf den Weg zum Flughafen Narita. Für heute ist unser Heimflug geplant. Sayonara – auf Wiedersehen, Japan! Ein letztes Mal noch blicken wir von der Rainbow Bridge auf den Hafen und verlassen die City.

Auf dem Flughafen Tokio herrscht inzwischen infolge zahlreicher abgesagter Flüge schon allgemeines Chaos. Auch Wien wird mittlerweile nicht mehr angeflogen, lediglich Istanbul und Madrid sind im europäischen Raum noch erreichbar. So werden auch wir bei unserer Rückkehr aus Fernost letztendlich Opfer der Aschewolke über Europa und kehren auf abenteuerliche Weise nach Istanbul zurück (wohin wir noch die allerletzten zwei freien Plätze erhaschen können), wo wir spätabends gegen 21 Uhr 30 landen.

19. April: Nach einer unplanmäßigen Nächtigung in der Metropole am Bosporus gelangen wir schließlich in abenteuerlicher improvisierter Busfahrt – wir sind eine bunt zusammengewürfelte Gruppe gestrandeter Passagiere diverser Nationalitäten – über Bulgarien, Montenegro, Serbien und Kroatien am

20. April mittags nach Slowenien und starten von Ljubljana aus unsere letzte Etappe Richtung Wien, wo wir abends gegen 18 Uhr wieder glücklich ankommen.

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.“ Wie treffend dieser Ausspruch des deutschen Dichters Matthias Claudius doch ist! Zu erzählen gibt es wahrlich genug: Von einem wunderbaren, sicheren Land reizender und höflicher Menschen, einer vielfältigen jahrtausendealten Kultur, stimmungsvoller Landschaften, einer prächtigen Architektur, alten Traditionen und modisch sehr trendigen jungen Menschen bis hin zu unserer abenteuerlichen Rückkehr nach Hause. Der fernöstliche Zauber Japans hat mich überaus beeindruckt.

Iloilo arigatō gozaimashta! – vielen Dank an alle für die schönen menschlichen Begegnungen und Erinnerungen, die ich in meinen Alltag mitgenommen habe von meiner Reise nach Japan, ins Land der aufgehenden Sonne!


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