Das und noch viel mehr ist Sizilien, die Sonneninsel Italiens am Stiefelende nahe der tunesischen Küste. Die größte Insel des Mittelmeeres – reich an Geschichte und Kunstwerken – haben wir uns diesmal als Reiseziel ausgesucht.
Am 25. September um 6 Uhr 25 starten wir mit einem Flug nach Berlin, wo wir auf unsere langjährigen Freunde Christine und Rupert treffen, welche aus Salzburg kommend bereits gelandet sind. Gemeinsam geht es in zweiter Etappe ins sizilianische Catania, wo wir um 13 Uhr 05 bei angenehm warmen 26°C landen und noch am Flughafen unseren Leihwagen – einen Fiat 500L – übernehmen. Quer durch das Landesinnere fahren wir Richtung Palermo und gewinnen dabei schon erste Eindrücke der Insel, eine Mischung aus grünen üppigen Küstenregionen im Gegensatz zum teils kargen und hügeligen Hinterland.
Im malerischen Ort Monreale vor den Toren Palermos beziehen wir unser erstes Quartier, die behagliche und idyllisch am Hang gelegene Frühstückspension ‚al Giardino‘, liebevoll von Mimma und Teodoro geführt. Von unserem Balkon aus blicken wir Richtung Palermo und das Meer, ehe sich der Tag zu Ende neigt.
Palermo – Inselhauptstadt und kulturelles Zentrum Siziliens
Buongiorno – guten Morgen! Die Sonne scheint bereits vom Himmel, als wir morgens am 26. September mit unseren Freunden im mediterranen Garten – ein geschmackvoll gestaltetes Kleinod – inmitten üppiger Vegetation frühstücken. Danach bringt uns der Hausherr persönlich zur Station von Bus 389 Richtung Palermos Zentrum. Angesichts des täglichen Verkehrstrubels tut man hier gut daran nicht das eigene Auto zu wählen. Außerdem haben wir schon während der beschaulichen Hinfahrt Gelegenheit das bunte Treiben um uns herum zu beobachten.
An der Piazza Indipendenza starten wir mit der Besichtigung der Stadt und gelangen zum Palazzo dei Normanni, flanieren entlang der Via Vittorio Emanuele und durch einige Straßenmärkte zum Teatro Massimo. Dieses zählt zu den Hauptwerken des sizilianischen Klassizismus und gilt als das größte Opernhaus Europas. Weiter geht es zum Hafen, wo wir die zahlreichen Schiffe und Fischerboote bewundern. Durch die Porta Felice und entlang der Stadtmauer erkunden wir sodann die Chiesa di Santa Maria della Catena, wo üppiger Blumenschmuck für eine Hochzeit arrangiert ist.
Über die Piazza Kalsa und durch die Via Alloro flanieren wir weiter durch die Altstadt und laben uns in einem gemütlichen Gassenlokal mit Fischvariationen und Gemüse. Frisch gestärkt geht es zum beeindruckenden Dom mit normannisch geprägtem Chor und spätgotischer Seitenfassade sowie dem Sarkophag Kaiser Friedrichs II. Vom Dach aus eröffnet sich uns ein wunderbares Panorama auf die Stadt, die umliegenden Berge und das Meer. Schon Johann Wolfgang von Goethe war einst von der traumhaften Lage Palermos an der Conca d’Oro, der „Goldenen Muschel“ fasziniert. Auch wir bestaunen die Vielfalt an Sehenswürdigkeiten, welche diese Stadt zu bieten hat, genießen die wärmenden Sonnenstrahlen und freuen uns des Lebens. Am Ballaró-Markt versorgen wir uns mit frischem Obst und spazieren vorbei an der Chiesa di San Cataldo und durch die Puerta Nuova zur Busstation.
Wieder zurückgekehrt ins Zentrum von Monreale wartet bereits ein weiteres Highlight des Tages auf uns. Der monumentale Dom aus dem Jahr 1147, von Normannenherrschern als Benediktinerkloster gestiftet, gilt als der größte Sakralbau der Epoche. Zwei Bronzetüren führen uns ins Innere, welches auf einer Fläche von 6.340 m² komplett mit Goldmosaiken bedeckt ist. Tief beeindruckt lauschen wir den Klängen der Orgel und werden, während die letzten Sonnenstrahlen des Tages die Mosaike zum Strahlen bringen, noch Zeugen einer Trauung mit einem glücklichen Brautpaar inmitten einer Blumenpracht.
Danach gönnen wir uns einen Drink am Domplatz und betrachten das samstägliche bunte Geschehen um uns herum. Zuletzt erkunden wir das angrenzende Kloster und verfolgen im Garten die Darbietung verschiedener Tänze anlässlich eines Festes und Kunsthandwerksmarktes. Inzwischen ist auch der Vollmond aufgegangen und verleiht alldem eine romantische Stimmung. Wir blicken noch auf das nächtlich beleuchtete Palermo, ehe wir über zahlreiche Stufen zu unserem Quartier hinabsteigen und diesen wunderbaren und ereignisreichen Tag ausklingen lassen.
In den Südwesten
Am 27. September geht es in den Südwesten der Insel. Bei angenehm warmen 24° C fahren wir durch ein welliges Berg- und Hügelland in die 2.500 Jahre alte Stadt Akragas, das heutige Agrigento, um dort das inmitten von Mandel- und Olivenhainen gelegene Valle dei Templi, das Tempeltal, zu besichtigen. Die Bauwerke zählen zu den eindrucksvollsten Zeugnissen griechischer Architektur und Kultur außerhalb Griechenlands. Wir starten unseren Rundgang beim Tempel der Juno am höchsten Punkt des alten Akragas und erkunden danach den Concordia-Tempel aus dem 5. Jh. v.Chr. mit seinen ausgewogenen Formen, welcher am besten erhalten ist. Vorbei an der Villa Aurea, wo ein kleines Museum untergebracht ist, geht es zum Herakles-Tempel, von dem mittlerweile nur noch acht Säulen stehen. Schwer beeindruckt durch die Anlage flanierend tauchen wir tief in die Geschichte ein und genießen zudem noch einen tollen Ausblick auf das Meer und zur Küste.
Danach fahren wir hinab an den Strand, strecken unsere Beine ins Meer und lassen uns im Restaurant ‚La Scogliera‘ Spaghetti, Pizza, Pollo und Insalata mista bestens schmecken. Salute! Auf einen schönen gemeinsamen Urlaub! Wir sind schon voll in die südlich-entspannte Lebensweise eingetaucht und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Oh sole mio! Noch ein Kaffee für Chris und ein Eis für uns drei und unsere Welt ist in bester Ordnung. Glücklich und entspannt kehren wir abends wieder nach Monreale zurück.
Die Ostküste
Morgens am 28. September räumen wir unsere Zimmer im ‚al Giardino‘ und nehmen Abschied von Monreale. Molto Grazie – vielen Dank – Mimma und Teodoro für die schöne Zeit bei Euch! Es hat uns außerordentlich gut gefallen in Eurem schmucken Haus samt Garten. Für uns geht es nun weiter über Hügel und Gebirgsketten ins Landesinnere. Vorbei an Oliven- und Mandelbäumen sowie Schafherden und Macchia-Vegetation erreichen wir schließlich im Zentrum der Insel die Stadt Enna, aufgrund ihrer besonderen Lage auch „Belvedere Siziliens“ genannt. In 930 m Seehöhe gelegen, gilt sie als höchstgelegene Provinzhauptstadt der Insel und wurde bereits 1087 n.Chr. von den Normannen erobert.
Aus dieser Zeit stammt auch das gewaltige Castello di Lombardia am höchsten Punkt der Stadt, welches wir nun erkunden. Vom Torre Pisano präsentiert sich uns ein grandioser Anblick auf die Stadt, das gegenüberliegende Bergdorf Calascibetta sowie die umgebende Landschaft. Danach flanieren wir noch durch die engen Gässchen der Stadt, ehe wir weiter Richtung Catania fahren und im Vorort Tremestieri Etneo in der trendigen Frühstückspension ‚Ottomood‘ unsere Zimmer beziehen.
29. September: Es zieht uns in den Südosten der Insel nach Syrakus – Siracusa. Auf unserem Sightseeing-Programm steht eine der bedeutendsten Städte der griechischen Antike. Während der byzantinischen Periode Siziliens fungierte Syrakus sogar als Hauptstadt der Insel. Über eine Brücke gelangen wir vom Festland auf die Insel Ortigia, welche zahlreiche Prachtbauten und Sehenswürdigkeiten aufweist und zum Unesco Weltkulturerbe zählt.
Vom Porto Grande aus – dem Hafen – unternehmen wir zuallererst eine 70minütige Bootsfahrt um die Insel herum, welche uns wunderbare Ausblicke und Perspektiven auf die Stadt und das mittelalterliche Castello Maniace bietet und besichtigen ferner Grotten und Felsformationen im Meer. Der heute nur mäßige Wellengang erreicht in den Wintermonaten durchaus an die 5-6 m Höhe, wie uns unser sichtlich stolzer Steuermann berichtet.
Danach spazieren wie durch die Porta Marina zur prachtvollen Piazza Duomo, besichtigen den Dom mit durch Säulen gegliederter Barockfassade samt Athena-Tempel aus dem 5. Jh. v. Chr. und bewundern in der Abteikirche Santa Lucia alla Badia Caravaggios Meisterwerk „Das Begräbnis der hl. Lucia“. Am Foro Vittorio Emanuele nehmen wir unser Mittagessen ein und blicken bei angenehmen 29° auf das Meer und vorbeiziehende Boote.
An der Uferpromenade besichtigen wir noch die mit Papyrus bepflanzte Arethusa-Quelle und gelangen durch enge Gässchen ins Herz der Altstadt zur Piazza Archimede mit dem schmucken Fontana Archimede inmitten. Ein Besuch im Eissalon an der Porta Marina rundet unser Tagesprogramm ab, ehe es nach einem weiteren wunderbaren Tag wieder zurück nach Hause geht.
Ausflug zum Silvesterkrater am Ätna
Für heute, den 30. September, haben wir eine geführte Tour zum 3.340 m hohen Ätna gebucht. Von den Einheimischen Etna oder Mongibello genannt, gilt er als der mächtigste aktive Vulkan Europas und liegt im Nordosten Siziliens. Morgens holt uns Raphaela von der Pension ab und zusammen mit einigen weiteren Touristen fahren wir entlang der fruchtbaren Abhänge empor zur Bergstation Süd ‚Rifugio Sapienza‘. Schon unterwegs können wir Lavafelder erkennen, die sich über Felder und Gärten bis an bewohnte Häuser ergossen haben. Auf 1.900 m Höhe umrunden wir den Silvesterkrater – Monti Silvestri inferiori – einen erloschenen Vulkankegel, welchen Chris und ich bereits vor 16 Jahren mit unseren Kindern anlässlich eines Tagesausfluges von Malta kommend erkundet haben.
Mit der Gruppe unternehmen wir einen ausgedehnten Rundgang am Monti Sivestri superiori durch eine imposante Landschaft verschiedener Lavazungen, -kegel und -formationen. Raphaela erzählt uns indes Interessantes über die Botanik des Naturschutzgebietes Parco del Etna, über diesen eindrucksvollen Vulkan und seine bewegte Geschichte mit zahlreichen Ausbrüchen. Leider ist das Wetter heute ziemlich bewölkt, der Gipfelbereich in Wolken gehüllt und die Sonne zeigt sich kaum. Von der Abbruchkante des Monte Pomiciaro blicken wir sodann hinab ins Valle del Bove, das Ochsental. Hier rutschte einst der gesamte Hang hinab ins Meer, mit folgenschweren Auswirkungen.
Später ergossen sich zahlreiche Lavaströme in das Tal, welche teils nur knapp vor bewohntem Gebiet stoppten. Trotz schlechter Sichtverhältnisse wirkt der Anblick dennoch spektakulär. Als Abschluss des Tages besichtigen wir, mit Helmen und Taschenlampen ausgerüstet, eine etwa 90 m lange Lava-Höhle, ehe wir wieder in die Pension heimkehren.
Taormina – malerische Stadt über dem Meer
Bereits seit den Nachtstunden des 1. Oktober schüttet es in Strömen und Teile der Bahnstrecke sind gesperrt bzw. die Kinder nicht zur Schule unterwegs. Da unsere Freunde morgen schon wieder abreisen müssen, steht für heute Taormina auf unserem Programm, der bekannteste und meistbesuchte Ort Siziliens, malerisch hoch über dem Meer an einem Berghang gebaut. Dieses touristische Highlight, welches wir schon vor Jahren anlässlich unseres Kurzbesuches kennengelernt haben, wollen wir Christine und Rupert natürlich nicht vorenthalten.
Die örtliche Wetterprognose sieht gar nicht so schlecht aus und so wagen wir die Fahrt und machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg. An den Straßen Tremestieris müssen wir uns anfangs zwar noch durch Wasserfontänen kämpfen und wahre Sturzbäche ergießen sich neben uns talwärts. Den Abenteueranteil des Tages hätten wir ja somit schon morgens gehabt! Die Lage beruhigt sich jedoch zunehmend und in Taormina angekommen empfängt uns bereits trockenes Wetter.
Gleich zu Beginn verschlägt es uns zum etwa 5.000 Zuschauer fassenden Teatro Greco-Romano mit einem Durchmesser von beachtlichen 110 Metern. In hellenistischer Zeit in den natürlichen Stein gehauen und im 2. Jh. v. Chr. von den Römern zu einer Arena umgebaut, dient es heute in erster Linie für Theater- und Musikdarbietungen.
Unvergleichlich ist der Panoramablick hinab zum Meer, den Golf von Giardini-Naxos, den Ort mit seinen schmucken Villen und Hotels sowie hinauf zum kleinen Bergdorf Castelmola. Einzig der Ätna ist leider noch immer wolkenverhangen. Danach flanieren wir durch die Porta Messina und entlang des Corsos Umberto. Der mehrmals umgebaute Palazzo Corvaia – benannt nach einer der ältesten sizilianischen Familien Taorminas – beeindruckt uns durch arabische, gotische und normannische Stilelemente. Wir erkunden kleine Gässchen und Treppenwege und werden an der Piazza IX Aprile, dem Hauptplatz Taorminas, einmal mehr Zeugen einer romantischen Hochzeit, untermalt von den Klängen sizilianischer Musik.
Hier inmitten dieser stimmungsvollen Kulisse blicken wir zum mondänen Cafe Wunderbar, zum Campanile de San Giuseppe, hinab auf das Meer und die umgebenden Berge.
Schon vor Jahren hat uns das einzigartige Ambiente Taorminas fasziniert und auch Christine und Rupert sind hellauf begeistert. In einer kleinen Trattoria abseits des Trubels speisen wir vorzüglich zu Mittag, ehe es danach zum Domplatz samt Barockbrunnen mit der Zentaurin geht, Taorminas Wahrzeichen. Der schlichte Dom samt Zinnenfassade aus der Normannenzeit steht ebenso auf unserem Programm wie die Porta Messina und das Odeon. Über die Strandregion Giardini-Naxos mit Blick zur Isola Bella kehren wir abends wieder mit vielen wunderbaren Eindrücken zurück nach Hause. Es war in der Tat ein besonderer Tag für uns alle.
2. Oktober: Für Christine und Rupert heißt es leider Abschied nehmen. Wir begleiten die beiden zum Flughafen und verabschieden sie mit ein wenig Wehmut. Ciao cari amici! Schön waren die gemeinsamen Tage unter südlicher Sonne. Wir haben sie zusammen mit Euch sehr genossen und viel Spaß gehabt. Kommt gut heim liebe Freunde und grüßt uns die Heimat. Für uns dauert der Urlaub ja noch ein paar Tage an. Wir kehren wieder ins ‚Ottomood‘ zurück und entspannen für den Rest des Tages.
In den Süden – Noto
Ausgeruht und voller Tatendrang zieht es uns am 3. Oktober wieder in den Süden der Insel. Die barocke Kleinstadt Noto – Weltkulturerbe der Unesco – ist unser Ziel. Inzwischen hat sich auch wieder eine stabile Hochdruckwetterlage eingestellt und die Temperaturen sind im Steigen. Auf der Hinfahrt unternehmen wir am Fluss Ciane eine idyllische Bootsfahrt durch ein Naturschutzgebiet und bestaunen die dicht bewachsenen Ufer aus Schilf und Binsen. An der Mündung ins Meer bei den ehemaligen Salinen von Syrakus blicken wir einmal mehr zur Insel Ortigia, welche wir bereits vier Tage zuvor besichtigt haben. Ebenso spazieren wir an den Quellen des Flusses entlang, wo sich das einzige natürliche Vorkommen von Papyrusstauden in Europa befindet.
Danach geht es weiter in die Stadt Noto an den Ausläufern der Iblei-Berge, welche im Jahr 1693 infolge eines Erdbebens stark zerstört wurde. Durch die Porta Ferdinandea, eines der repräsentativen Stadttore, schreiten wir am Corso Vittorio Emanuele entlang, vorbei an der Chiesa di S. Francesco d’Assisi aus dem 18. Jh. zur prächtigen Piazza Duomo mit ausladender Freitreppe hinauf zum Dom selbst. Das obligatorische Brautpaar darf heute natürlich wiederum nicht fehlen. Geheiratet wird hier auf der Insel sichtlich immer noch sehr gerne. Angenehm warm ist es heute bei 27° C und Sonnenschein, wir sind hier schon fast am südöstlichsten Teil der Insel angelangt und die Residenzstadt beeindruckt uns mit zahlreichen Palazzi, Plätzen und Parks. Erneut ist die entspannte Lebensweise am heutigen Samstag zu spüren. Unter den zarten Klängen sizilianischer Lieder besteigen wir auf schmaler Wendeltreppe den Campanile der Chiesa di San Carlo aus dem 18. Jh. Wahrlich lieblich ist die Aussicht von hier oben auf die barocke Stadt, das Umland sowie auf das Ionische Meer.
Vorbei am Fontana d’Ercole aus 1757 und am Teatro Vittorio Emanuele gelangen wir schließlich zur Chiesa di San Domenico, eine weitere der zahlreichen Kirchen Notos. Im Restaurant ‚Il Libertyno‘ speisen wir sodann in einem idyllischen Seitengässchen einige Tapas, eine köstliche Mischung aus Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot und Oliven, ehe wir abends wieder nach Tremestieri Etneo in unsere Pension zurückkehren.
4. Oktober: Heute genießen wir die sonntägliche Ruhe und Beschaulichkeit sowie die spätsommerlichen Temperaturen im behaglichen Garten unter Palmen, Pinien und Olivenbäumen sowie am Pool der Pension. Eine Tasse Kaffee, ein wenig am Reisebericht schreiben, lesen – die Mußestunden tun uns beiden sichtlich gut. Auch die schwarze Hauskatze Miagolina gesellt sich zu uns und hat uns bereits fest ins Herz geschlossen. Vom Garten aus blicke ich zum Ätna, der sich heute einmal mehr beinahe wolkenlos zeigt. Mächtig und erhaben thront und wacht er über die Stadt – der schlafende Riese.
Für morgen haben wir uns als würdigen Abschluss eine Gipfeltour vorgenommen. Nachmittags verschlägt es uns zum nahen Parco Monteserra mit dem Schmetterlingshaus, wo wir auf steiler Treppe einen kleineren erloschenen Vulkankegel hochsteigen (ein kleiner Vorgeschmack auf mexikanische Maya-Tempel, welche wir als nächstes erkunden möchten) und hinab ins Tal auf Olivenhaine und Weingärten sowie zum Meer blicken.
Der Tag findet einen schönen Ausklang im kuscheligen Ort Trecastagni in einer netten Trattoria bei Makkaroni und Vino de la Casa, welche uns der Wirt persönlich serviert, nachdem er eigens für uns als einzige Gäste gekocht hat. Vorbei an der Chiesa Madre San Nicola geht es dann endgültig heim in unser Quartier.
Auf den Ätna – Europas größter tätiger Vulkan
Schon frühmorgens am 5. Oktober gestaltet sich das Wetter prächtig. Der Ätna ruft. Also, nichts wie hinauf mit uns beiden! Mit dem Auto fahren wir erneut von der fruchtbaren Küstenregion hinauf zum Rifugio Sapienza in 1.900 m Seehöhe. Von dort geht es mit der 6-er Kleinkabinenbahn ‚Funivia dell’Etna‘ zur Bergstation ‚La Montagnola‘ auf 2.504 m und in letzter Etappe mit einem Allradbus bis Torre del Filosofo in das zugängliche Kratergebiet auf etwa 2.919 m Höhe.
Schon auf der Fahrt ergeben sich uns phantastische Eindrücke und Ausblicke. Bei kalten, windigen 8° C umrunden wir warm verpackt einen der erloschenen Nebenkrater, blicken zu den imponierenden Zentral- und Südostkratern, auf Schwefelfelder und machen die obligatorischen Erinnerungsfotos. Historische und jüngere Lavaströme haben die Region hier laufend verändert. Nicht minder beeindruckend ist der Blick hinab ins Tal auf die Insel und das Ionische Meer, worin sich die Sonnenstrahlen spiegeln. Ein unvergleichliches Naturschauspiel vor dem ich nun sprachlos inmitten dieser imposanten Kraterlandschaft stehe.
Unbedeutend klein ist doch der Mensch angesichts dieser Naturgewalten, wie auf einem fremden Planeten das Gefühl hier oben – einfach überwältigend. Mille grazie per questo spettacolo edificante – Tausend Dank für diesen erhebenden Anblick! Die Gipfelregion wieder verlassend steigen wir schließlich entlang der Piste über Lavafelder und Lavageröll zu Fuss hinab zur Bergstation ‘La Montagnola’.
Einmal mehr blicken wir – diesmal von oben aus – ins Valle del Bove und erfassen bei klarem Wetter die immensen Ausmaße des damaligen Hangrutsches und späterer Lavaflüsse. Wir erkunden noch erloschene Vulkankegel, ehe es mit der Kabinenbahn talwärts geht und wir mit dem Leihwagen wieder zunehmend bewaldete und bewohnte Zonen mediterraner Vegetation erreichen. Es war ein traumhaft schöner Tag und ein wahrlich würdiger Abschluss einer gelungenen Reise.
6. Oktober: Leider ist schon unser letzter Urlaubstag angebrochen. Schade! Eigentlich wollen wir noch gar nicht abreisen.
Es gefällt uns ausnehmend gut auf der Insel, auf welcher bereits Phönizier, Römer, Spanier, Griechen, Normannen und Araber ihre Spuren hinterlassen haben, wo es Antikes neben Neuem zu erkunden gibt, Restauriertes auf doch zunehmend Morbides trifft, eben diese Mischung, die den besonderen Reiz Siziliens ausmacht. Hier, wo ein entspanntes, mediterranes Lebensgefühl vorherrscht und die Sonne angenehm warm von Himmel scheint.
Am Flughafen retournieren wir unseren Leihwagen und ich denke noch einmal zurück an die vergangenen Tage: an das quirlige Palermo, die Tempel Agrigentos, das imposante Enna, an das antike Syrakus, das barocke Noto, das idyllische Taormina, den majestätischen Ätna. Schön war es hier. Grazie e arrivederci!
Um 13 Uhr 55 heben wir vom Aeroporto di Catania-Fontanarossa Richtung Heimat ab,
gut erholt, frohgelaunt und mit wunderbaren Erinnerungen – an bella Sicilia.
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