Als einer der oberitalienischen Seen bereits von den alten Römern Benacus genannt, erstreckt er sich mit einer Länge von 52 km und einer maximalen Tiefe von bis zu 346 m an den Ausläufern der Alpen und bildet, umgeben von mediterraner Vegetation, lieblichen Orten, Weinbergen und Olivenhainen sowie wilder Gebirgslandschaft, den größten See Italiens. Gleich drei Regionen haben Anteil am Gewässer: das Trentino im Norden, die Lombardei im Westen und Venetien am Ostufer. Die „herrliche Naturwirkung des Sees“ im „Land, in dem die Zitronen blühn …“ inspirierte bereits den großen Dichter Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1786 auf seiner Italienreise, faszinierte aber auch Persönlichkeiten wie Franz Kafka, Heinrich Mann oder Friedrich Nietzsche.
Vor vielen Jahren hat es uns bereits zusammen mit unseren Kindern in unserem Wohnmobil in diese Region verschlagen, nun wollen wir mit unseren langjährigen Freunden Christine und Rupert erneut den Gardasee und seine wunderbare Umgebung erkunden. Wir starten am 8. September frühmorgens Richtung Wagrain und verbringen noch einen schönen spätsommerlichen Tag im Haus der Freunde.
Am 9. September fahren wir Vier morgens in Ruperts Auto Richtung Süden. Die Route führt uns über die Tauernautobahn, das osttirolerische Lienz, Bruneck, Brixen und Bozen bis an die nördlichen Ausläufer des Sees, wo wir von der Aussichtshöhe Nago-Torbole bei sonnigen 26° C einen ersten Blick auf den See und die umgebende Bergwelt werfen können.
Von Malcesine in die Orte auf der Ostseite
Buon giorno! Nachmittags beziehen wir unsere Zimmer im Hotel Garni San Carlo im Ortsteil Navene von Malcesine, einem der renommiertesten Ferienorte am östlichen Nordufer des Sees. Ein gemütliches, familiär geführtes Hotel, gelegen inmitten eines weitläufigen Olivengartens. Wir unternehmen einen Spaziergang ins Zentrum Malcesines, gewinnen einen ersten Eindruck durch enge, mittelalterliche Gässchen mit Cafés, Geschäften und Restaurants, und lassen bereits südlich entspannte Atmosphäre auf uns wirken. Auf der Seeterrasse einer Pizzeria speisen wir zu Abend, während wir an- und ablegenden Ausflugsschiffen sowie Möwen und Schwänen zusehen. Das Essen mundet bestens und mit Vino della casa stoßen wir auf die kommenden Tage an, ehe ein kurzer, heftiger Gewitterschauer niedergeht und die Berggipfel in Wolken hüllt. Schließlich kehren wir wieder zum Hotel zurück, wo unser erster Urlaubstag ausklingt. Buona notte! – Gute Nacht!
10. September: Heute steht erneut Malcesine auf unserem Programm, malerisch am Fuße des Monte Baldo Massivs gelegen, mit üppigen mediterranen Gärten, blühendem Oleander und weitläufigen Olivenhainen. Hier ist der See in seiner Form noch schmal und der Ort aufgrund der guten Windverhältnisse bei Surfern und Kitern sehr beliebt. Vorbei an der Pfarrkirche Santo Stefano geht es hinab zum Palazzo dei Capitani, dem Palast der Seekapitäne aus venezianischer Zeit, nahe des Hafens gelegen. Im 13. Jh. mit den typischen Zinnen erbaut, ist er heute Sitz des Rathauses bzw. Ort diverser Ausstellungen. Beeindruckt spazieren wir ebenso durch den angrenzenden Palmengarten mit tollem Ausblick auf den See. Danach steigen wir empor zum Wahrzeichen Malcesines, dem markanten Castello di Scaligeri, der Scaligerburg, wo heute ein Museum untergebracht ist. Einst herrschte die mächtige Familie della Scala, Fürsten von Verona, am Ostufer des Sees und baute im 13./14. Jh. Burgen als Zeichen ihrer Macht – ebenso in den Orten Torri del Benaco und Sirmione. Über steile Treppen geht es auf den mächtigen, 31 m hohen Turm – den Torre. Atemberaubend ist der Ausblick von der Turmspitze mit einer 1442 gegossenen Gemeindeglocke, hinab auf den Ort und den See, welcher wiederum in stimmigen Blautönen schimmert. Im Garten bewundern wir ein altes Fresko, ebenso eine Büste des Dichters J.W. von Goethe aus 1786.
Nachmittags verschlägt es uns im Auto entlang der bekannten Gardesana Orientale – der östlichen Uferstraße – in den eher ruhigen Ort Torri del Benaco. Am „Ufer der Olivenhaine“ ist das bewaldete Umland nur mehr hügelig, von sanften Winden und mildem Klima geprägt. Hier verbrachte schon der französische Schriftsteller André Gide im Jahr 1948 wunderbare Urlaubstage. Prägnant erkennen wir bereits das mächtige Scaligerkastell – die Burg – samt Torre aus dem 14. Jh., welches heute gerne als Kulisse für Trauungen gewählt wird. Eigentlich stammt die Festung aus dem 9. Jh. und wurde erst später durch die Scaliger-Herrscher zum Kastell ausgebaut. Es umfasst ebenso den für die Gegend typischen limonaie, ein Zitronengewächshaus. Wir besichtigen die elegante Pfarrkirche, flanieren in den mittelalterlichen Gassen des antiken Zentrums, sowie am Seeufer und kleinen Hafenbecken mit zahlreichen Booten und Wasservögeln. Nach einem Snack am Seeufer geht es wieder zurück ins Hotel.
11. September: Wir unternehmen eine Fahrt mit dem Linienschiff auf dem nördlichen Bereich des Gardasees. Von Malcesine aus starten wir zuallererst quer über den See, zum westseitig gelegenen Limone, wo wir einen Zwischenstopp einlegen. Der malerische Ort erstreckt sich auf einem schmalen Landstreifen vor imposanten Felswänden den Hang empor sowie bis zum Singol-Tal. Ebenso die typischen, terrassierten limonaie, aufwendige Zitronengewächshäuser aus dem 13. Jh., zum Schutz der empfindlichen Pflanzen gegen Nachtfrost angelegt, heute aber kaum mehr in Betrieb. Der Name des Ortes leitet sich indes vom lateinischen limes – Grenze – ab, welche hier bis 1918 zwischen Österreich und Italien verlief. Wir spazieren der Uferpromenade entlang und steigen durch enge Gassen hinauf zur Kirche San Benedetto, von wo aus wir einen wunderbaren Ausblick genießen. Zahlreiche Boote und Schiffe legen stetig an und ab, Limone ist von Touristen stark überlaufen, zumal der sehenswerte Ort bei jedem Gardasee-Gast auf dem Programm steht.
Nach einiger Zeit fahren wir mit dem nächsten Schiff weiter mit Blick zur spektakulären Westküste mit der berühmten „Gardesana Occidentale“, der Westuferstraße, an steilen Felsabbrüchen bis nach Riva del Garda, wo wir nach etwa einer halben Stunde anlegen. Der zweitgrößte Ort am fjordartigen Nordende des Sees besticht durch einen historischen Kern. Wir starten an der Uferpromenade, erkunden die drei erhaltenen Stadttore – Porta Bruciata, Porta San Marco und Porta San Michele – welche uns zur fast autofreien Altstadt führen, ebenso die Kirche S. Maria Assunta und den Palazzo Municipale, das im 15. Jh. durch die Venezianer erbaute Rathaus. Eingerahmt von den umliegenden Bergen besticht der Ort durch einen angenehmen Flair und deutlich weniger Touristenströmen. Unser spätes Mittagessen nehmen wir im netten Restaurant „Piccadilly“ ein – zuppa di verdure, tagliolini al funghi, spaghetti arrabiata, bruschetta sowie vino und birra munden bestens. Frisch gestärkt besteigen wir sodann den, im 13. Jh. zum Schutz des Hafens erbauten Torre Apponale, das 34 m hohe Wahrzeichen der Stadt, mit tollem Rundumblick. Bei Sonnenschein geht es schließlich im Schiff wieder zurück über Limone ins heimatliche Malcesine, welches nun im angenehm warmen, abendlichen Licht noch ein schönes Fotomotiv vom Wasser aus abgibt.
12. September: Morgens geht ein heftiger Gewitterschauer nieder und so beschließen wir einen Ausflug mit dem Auto ins weiter südlich, am Endpunkt der Gardesana Orientale gelegene Lazise, dort wo der Gardasee in seiner Gestalt schon deutlich breiter und die Landschaft flacher ist. Die erste freie Gemeinde Italiens bildete unter der Herrschaft der Venezianer einen überaus bedeutenden Handelsort und ist noch heute als Ferienort sehr beliebt. Unterwegs klart das Wetter sichtlich auf, die Sonne zeigt sich bereits und trägt zu unser aller besten Stimmung bei. Einzig starke Winde sind heute unsere Begleiter und locken wiederum zahlreiche Windsurfer und Kiter ins Wasser.
In Lazise – zurückgehend auf das lateinische Wort „lacus“, der See – bummeln wir durch den lieblichen Ort, vorbei am Scaligerkastell aus dem 13. Jh. und heute in Privatbesitz befindlich. Wir besichtigen die romanische Kirche San Nicolo mit schönen Fresken, schreiten durch die drei markanten Stadttore, zum Palazzo Municipale, dem Rathaus an der Piazza Vittorio Emanuele, und entlang der wuchtigen, noch heute fast vollständig erhaltenen Stadtmauer. Danach spazieren wir entlang der Uferpromenade und bewundern schmucke historische Villen und das alte Zollgebäude am Hafen. In der Trattoria/Pizzeria „All’Ancora“ essen wir im gemütlichen Innenhof unter Weinreben zu Mittag: Minestrone, Lasagne, Pizza und Fisch – es schmeckt köstlich und wir sind bereits entspannt in den zauberhaften mediterranen Flair der Region eingetaucht. Hier am See lässt es sich bei mildem Klima wahrlich gut leben. Die Berggipfel im Norden sind nach den morgendlichen Regengüssen deutlich erkennbar und der See präsentiert sich einmal mehr in klaren Blautönen. Abends geht es wieder zurück in unser Hotel in Malcesine, wo der Tag im weitläufigen Garten unter Olivenbäumen im Sonnenschein ausklingt.
Am Monte Baldo, dem Hausberg von Malcesine
Heute, am 13. September sind unser Rucksäcke sind gepackt und die Wanderschuhe geschnürt. Frühmorgens schweben wir bei strahlendem Sonnenschein mit der Seilbahn – Funivia panoramica – in nur wenigen Minuten auf den 1.760 m hohen Monte Baldo, den Hausberg Malcesines. Ab der Mittelstation auf 563 m Höhe wechseln wir auf eine Panorama-Seilbahn mit verglaster Drehkabine, welche jedem Besucher in der zweiten Sektion die Möglichkeit eines 360° Rundumblickes eröffnet, die erste derartige Anlage weltweit!
Gewaltig ist das Panorama in der Tat: vom mittelalterlichen Malcesine geht der Blick auf den zu Füssen liegenden See mit den weiteren Ortschaften sowie auf die imposante umgebende Berglandschaft, von mediterraner Vegetation bis hin zu alpiner Bergflora. Wahrlich eine Reise durch Raum und Zeit … Bei anfänglichen 6° C wandern wir warm gewandet entlang des Kamms nordwärts zum Aussichtspunkt „Colma di Malcesine“, von wo aus unsere Blicke auf die Orte Riva, Torbole und den dazwischenliegenden 376 m hohen Monte Brione schweifen, sowie auf ein phantastisches Bergpanorama schneebedeckter Gipfel – ein erhabener Anblick inmitten einer faszinierenden Natur! Bei strahlendem Sonnenschein gibt es die obligatorischen Gipfelfotos und wir sichten unterwegs Guanacos sowie Ziegen- und Schafherden. Bei anschließendem Kaffee und Kuchen im „Ristorante Baita dei Forti“ an der Bergstation gleitet unser Blick von der Terrasse talwärts auf den See und die südlichen Ausläufer, auf Paragleiter in den Lüften sowie auf die Ortschaft Malcesine, winzig klein zu unseren Füssen sichtbar.
Gestärkt starten wir zu Fuß den Abstieg zur Mittelstation San Michele auf rot-weiß-roter Markierung stetig hinab durch üppigen Mischwald und über Wiesen – wir legen 1.200 Höhenmeter zurück – und genießen die prächtigen Ausblicke, welche sich uns eröffnen. Schließlich geht es von der Mittelstation mit der Seilbahn wieder zurück ins Tal auf 90 m Seehöhe. Es war ein toller Tag für uns und unsere Freunde, welcher am Hotelpool im Sonnenschein mit vielen wunderbaren Eindrücken ausklingt.
Gardasee-Westseite mit der Gardesana Occidentale
Morgens am 14. September checken wir aus und verlassen das gemütliche San Carlo Hotel, wo wir uns alle sehr wohlgefühlt haben, mit dem Auto zum an den Ausläufern der Po-Ebene liegenden Südufer. In Sirmione, einem der bekanntesten Orte am See, welchen wir bereits vor vielen Jahren mit unseren Kindern besucht haben, legen wir einen Zwischenstopp ein und marschieren die lange, schmale Halbinsel entlang Richtung Altstadt. Mächtig trutzt die Scaligerburg, Rocca Scaligera, eine von einem breiten Kanal umgebene Wasserburg aus dem 13. Jh. am Eingang zur Altstadt – eben jene besagter mächtiger Veroneser Familie della Scala.
Von einer Besichtigung nehmen wir Abstand, da wir sie bereits von früher kennen, ebenso wie die Grotte di Catullo. Über die Fußgängerbrücke geht es durch verwinkelte Gässchen zur romanischen Kirche San Pietro in Mavino, im Jahr 765 von langobardischen Mönchen auf den Resten eines heidnischen Tempels erbaut, welche ein sehenswertes Fresko beherbergt. Später verschlägt es uns zum Strand Lido delle Bionde an der Spitze der Halbinsel, wo die Ufer sehr flach verlaufen und zuweilen das Gefühl vermitteln man befände sich am Meer. Sirmione war schon zu Römerzeiten als Heilbad bekannt, da hier fast 70° C heiße Schwefelquellen aus dem Seeboden entspringen. Die Besucherströme an Kurgästen und Tagesausflüglern sind enorm und das Wetter ist heute leider ziemlich diesig.
Abends fahren wir weiter ans westliche Ufer nach Gargnano, wo sich im Ortsteil Villa unsere zweite Unterkunft für die nächsten Tage befindet – das Hotel Lido mit Blick auf den See. Gargnano ist ein gemächlicher und lieblicher, bei Stammgästen zum Wandern, Flanieren und Baden beliebter Küstenort mit vielen Einheimischen, welcher eigentlich drei Ortsteile umfasst: Gargnano, Villa und Bogliaco. Bevor die Gardesana-Straße gebaut wurde, waren die Orte jeweils nur mit dem Boot erreichbar.
Buona mattina! Bereits frühmorgens am 15. September bietet sich bei Sonnenschein vom Fenster aus ein klarer Blick auf den durch Wellen aufgewühlten und von Surfern frequentierten See. Von den zahlreichen Winden am Gardasee zählen Ora (Südwind) sowie Pelér (Nordwind) zu den bekanntesten, im Bereich Gargnano erwähnenswert ist zudem der Westwind Vént da Mut, da er den Pelér verstärkt. Mit unseren Freunden beschließen wir heute einen Ausflug nordwärts auf der spektakulären Westuferstraße, der 30 km langen Gardesana Occidentale, Richtung Riva del Garda. Diese wurde nach dem Ersten Weltkrieg gebaut, um das Nordufer an den Süden anzubinden und zählt sicherlich zu den abenteuerlichsten Straßenabschnitten am See und zu den Traumstraßen Italiens und ganz Europas.
Bei Sonnenschein machen wir Zwischenstopps an schönen Aussichtsbuchten entlang der Straße, fahren durch eine einzigartige Landschaft, enge, in den Berg geschlagene Tunnel – 74 an der Zahl – und genießen dazwischen tolle Ausblicke durch Tunnelfenster und Galerien auf den See und die Bergwelt. In Tignale beobachten wir Surfer bei ihrem rasanten Wellenritt übers Wasser und erkennen das gegenüberliegende Malcesine mit dem wuchtigen Torre des Scaligerkastells sowie das Monte Baldo-Massiv. Aber es folgt heute noch ein weiteres Highlight des Tages. In Riva del Garda parken wir unser Auto am Straßenrand und wandern am „Sentiero del Ponale“ – der Ponalestraße -, welche Riva del Garda mit dem Valle di Ledro, dem Ledrotal, verbindet, 400 Höhenmeter überwindet und durch acht Tunnel führt.
Besagten Sentiero del Ponale konnten wir bereits Tage zuvor vom Schiff aus beobachten, eine spektakuläre, in den Fels geschlagene und nunmehr beliebte Mountainbiker- und Wanderstrecke, atemberaubend in der senkrechten Wand hoch über dem See verlaufend – der Traum eines jeden Wanderers. Der 5,5 km lange Wanderweg ist der meistbegangene in der Region Garda Trentino, spektakulär in jeder Kurve und auch wir Vier lassen uns diesen „Klassiker“ natürlich nicht entgegen. Neben unvergleichlichen Ausblicken auf den See erfahren wir entlang der Strecke ebenso Informationen zur militärischen Vergangenheit, erkennen Spuren unterirdischer Stollen, Schützengräben und alter Festungsanlagen aus dem 19. Jh., welche im Ersten Weltkrieg stark umkämpft waren.
Für uns bieten sich tolle Fotomotive hinab auf den in glasklaren Blautönen schimmernden See, zurück Richtung der Ortschaften Riva und Torbole, getrennt durch das Felsmassiv des Monte Brione, sowie auf Boote und Schiffe und das Gebirge. Diese tolle Wanderung bietet erneut einen Höhepunkt unseres Urlaubes, welcher auch unsere Freunde Christine und Rupert hellauf begeistert, und wir bestaunen einmal mehr die traumhafte Naturkulisse. Wir steigen am Felsabbruch entlang immer höher und trinken im „Ristorante Ponale Alto Belvedere“ – bereits im Ledrotal – während einer Pause Espresso und mundenden Vino Bianco. Die obligatorischen Erinnerungsfotos dürfen hier natürlich nicht fehlen.
Schließlich machen wir uns auf den Rückweg hinab auf Seehöhe und in Ruperts Auto geht es wieder zurück nach Gargnano zu einem Bummel durch den Ort, zum Dom, der Kirche und dem Kloster San Francesco aus dem Jahr 1289 mit original erhaltenem Kreuzgang, und wir bewundern gediegene Villen und Hotels am Hafen und entlang der Promenade. In der Osteria „Lo Zuavo“ an der Piazza Feltrinelli lassen wir uns Zuppa, Gnocchi, Insalata mista sowie Gelati schmecken, und einen weiteren wunderbaren Urlaubstag mit vielen unvergesslichen Eindrücken zu Ende gehen.
16. September: Saló – Morgens starten wir in das in einer Bucht am südlichen Westufer gelegene, wohlhabende Städtchen mit edlen Hotels und der längsten Uferpromenade am See, wo wir zuallererst den bekannten Wochenmarkt besuchen. Hier gibt es alles Erdenkliche zu erstehen, für uns genügt fürs Erste nur ein kleiner Obsteinkauf. Danach erkunden wir die bei Italienern sehr beliebte, autofreie Uferpromenade mit schmucken Cafés und Boutiquen. Im spätgotischen Dom Santa Maria Annunziata mit später eingefügtem Renaissanceportal sichten wir am heutigen Samstag natürlich die üblichen Brautpaare und besichtigen weiters das Rathaus, Palazzo del Podestà, mit venezianischer Fassade und den Palazzo della Magnifica Patria. In der „Casa del Dolce“, einem bekannten Betrieb für besonders cremiges Schokoladeeis an der Piazza Duomo, gibt es für mich noch ein leckeres Eisstanitzel, danach spazieren wir zum Uhrturm mit dem ehemaligen Stadttor – Torre dell‘orologio – am Anfang der Fußgängerzone.
Als nächster Besichtigungspunkt steht für uns Maderno auf dem Programm, gelegen in der Doppelgemeinde Toscalano-Maderno am Ende des Toscalanobachs, an dessen Oberlauf sich das bekannte Tal der Papierfabriken befindet. Schon im 14. Jh. belieferten die Papiermühlen Europa und sogar den Orient. Wir spazieren durch den sehenswerten Ort eleganter Villen und Hotels inmitten herrlicher Parkanlagen am Seeufer oder in malerischer Hanglage. Lieblich sind die Gässchen, wir besichtigen die romanische Basilika Sant’Andrea Apostola aus dem 12. Jh. mit markanter Fassade, Ornamenten am Portal und prächtigen Kapitellen im Innenraum. Ebenso erkunden wir die gegenüberliegende neue Pfarrkirche mit Gemälden des venezianischen Malers Andrea Celesti.
Danach geht es zum Pizza-Essen ins Ristorante „La Bussola“ an der Piazza San Marco mit Blick auf die Bucht. Bei strahlendem Sonnenschein, milden Temperaturen und stimmungsvollem Ambiente lassen wir uns das Mahl schmecken. Buon appetito! Auf einer der Bänke an der Promenade entspannen wir noch unter Pinien und Oleanderbäumen, während wir von heimatlichen Schlechtwetterfronten erfahren. Viele Einheimische sind heute samt Familien an der Seepromenade unterwegs und genießen ebenso ihr Wochenende und das „dolce farniente“ … Süßes Nichtstun. Auf der Heimfahrt machen wir noch einen Stopp an der Villa Bettoni Cazzago im Ortsteil Bogliaco und bewundern die großartige Architektur sowie den sehenswerten Garten, einen der schönsten Barockgärten am See. Der direkte Straßenverlauf der Gardesana Occidentale durch das Anwesen hindurch schmälert allerdings einigermaßen den Flair dieses Kulturdenkmals. In Gargnano gibt es einen abendlichen Drink in der familiären Osteria al Porte di Villa am kleinen Fischerhafen mit Blick auf den See. Sehr stimmig und romantisch ist wiederum das Ambiente, welches ich noch zusätzlich auf Fotos festhalte, während die letzten abendlichen Sonnenstrahlen die Berge und Gipfel am Vis-à-vis-Ufer beleuchten.
17. September: Am heutigen Sonntag statten wir dem Dom in Gargnano nochmals einen Besuch ab und wandern danach bei angenehm warmen 24° C bergwärts Richtung Valle di San Martino, über idyllische Pfade entlang Steinmauern und kuscheliger Häuser und Siedlungen am terrassierten Hang, vorbei an Zypressen und Olivenhainen, Richtung Sasso, Via Sisengla, bis zur Kirche Chiesa di Sant Antonio Abate auf 530 m Höhe. Es begegnen uns nur wenige Menschen, jedoch sichten wir Eidechsen und Eichhörnchen. Hier oben gibt es bei Sonnenschein eine Pause mit Picknick am Kirchenplatz sowie schöne Blicke auf die Berge im Hinterland und ans südliche Seeufer bis hin nach Sirmione. Beim Abstieg durch verstreute Siedlungen mit stimmigen Ausblicken auf das Tal und den See erwandern wir eine durch Weinbau, üppige Hibiskus- und Oleanderpracht geprägte Gegend, auch Feigen- und Bananenbäume erblicken wir in den Gärten. Weiter geht es hinab ins Valle dei Molini – das Mühlental. Hier gab es früher entlang der Route 26 Mühlen, wovon die Mühlsteine am Wegesrand heute noch Zeugnis ablegen. Schließlich erreichen wir wieder Gargnano, wo im Hafen Porti di Villa als Ausklang Kaffee und Eis auf uns warten, ehe es wieder zurück ins Hotel geht. Wiederum eine schöne, meditative Wanderung durch traumhafte Natur …
18. September: Zum Abschluss haben wir noch eine abenteuerliche Tour geplant. Vorerst fahren wir ein Stück entlang der Gardesana Occidentale Richtung Norden, ehe es steil bergauf der „Strada della Forra“ Richtung Brasa-Schlucht sowie in weiterer Folge auf die Hochebene der Gemeinde Tremosine geht. Eine spektakuläre Fahrt über Serpentinen am Felsabhang empor, unterbrochen durch enge, unbeleuchtete Tunnel, welche bei Gegenverkehr doch eine gewisse Herausforderung darstellen. Belohnt wird der Besucher indes mit laufenden grandiosen Ausblicken.
Die Hochfläche selbst besticht durch ihre unberührte Natur, historische Wurzeln, volkstümliche Traditionen und Spezialitäten, wie würziger Bergkäse, Wurstwaren und schwarze Trüffel. Oben angekommen, besuchen wir das Hotel Paradiso mit der bekannten Terrazza del Brivido, auch Schauderterrasse genannt, von welcher wir aus etwa 500 Metern Höhe, exponiert an einer Steilwand über dem See gebaut, senkrecht hinab blicken. Wahrlich spektakulär ist die Lage und ich habe beim Ausblick in die Tiefe ein doch etwas mulmiges Gefühl im Bauch.
Nach einer Stärkung mit Kaffee und Mehlspeisen fahren in den Ortsteil Pieve mit der Pfarrkirche an der Piazza S.G. Battista, zum romanischen Glockenturm und durch schmucke Gässchen des historischen Kerns, dicht gedrängt am Rande der Felsen. Toll ist der Ausblick allemal auf den gegenüberliegenden Monte Baldo und die Ortschaft Malcesine am Seeufer. Hier gibt es im Hotel Miralago auch noch eine weitere, spektakulär über dem Abhang gebaute „Schauderterrasse“.
Schließlich starten wir die Talfahrt durch die enge Brasa-Schlucht, unter malerischen Steinbrücken hindurch sowie vorbei an einem kleinen Wasserfall. Es wird fleißig fotografiert und Chris filmt sogar die besonders spektakulären Sequenzen. Im „Ristorante La Forra“ entlang der Bergstraße stärken wir uns kulinarisch und bewundern das Lokal mit originellen Wandbemalungen. Espresso und Likör wird noch vom freundlichen Wirt auf Kosten des Hauses serviert. Zu lieblicher italienischer Musik gleiten wir danach entspannt und voller toller Eindrücke zu Tal. Über die Gardesana geht es am Seeufer wieder zurück zum Ausklang eines Tages, der uns alle begeistert hat.
19. September: Das Urlaubsende naht. Morgens checken wir im Hotel aus und fahren ein letztes Mal durch eine Anzahl fulminanter Tunnel am Westufer entlang der Gardesana Occidentale nach Riva del Garda, wo wir als letztes Highlight die Cascata del Varone – den Varone Wasserfall – im drei Kilometer entfernten Ortsteil Tenno besichtigen. Hier stürzt der Tennobach, gespeist durch den Tennosee, von malerischen Nebelschwaden umgeben 100 m in eine enge, unterirdische Schlucht, eine 20.000 Jahre alte, geologische Seltenheit und ein „Höllenspektakel“, das schon Thomas Mann faszinierte.
Die Wege rund um den Wasserfall bestehen bereits seit 1874 und auch wir besichtigen über zahlreiche Stufen emporsteigend die spektakulär beleuchteten Grotta Inferiore und Grotta Superiore, wandeln ebenso durch den angrenzenden botanischen Garten – Parco Botanico – mit einer reichlichen Anzahl exotischer Blumen und Gewächse. Ein abschließendes schönes Erlebnis auf unserer gelungenen Reise. Nun heißt es endgültig Abschied nehmen. Arrivederci! Es geht wieder heimwärts Richtung Österreich, über die Brennerautobahn erreichen wir bei zunehmend fallenden Temperaturen heimatlichen Boden, schließlich führt uns unsere Route über Wörgl, Zell/See und Saalfelden zurück nach Wagrain, wo wir im Haus unserer Freunde zum Ausklang noch eine Nacht verbringen, ehe Chris und ich am 20. September die Heimfahrt nach Wien starten.
Rückblickend erinnern wir uns an einen wunderbaren Urlaub, welcher uns diesmal an den oberitalienischen Lago di Garda geführt hat. Grazie mille für die vielen wunderbaren Erlebnisse und Eindrücke inmitten einer prachtvollen Naturkulisse, kultureller Sehenswürdigkeiten, milden Klimas und mediterraner Lebensweise. Schmackhafte Speisen und Getränke sowie ein entspanntes südliches Lebensgefühl haben zusätzlich zum Gelingen beigetragen.
Eine Reise an den Lago di Garda zu dieser Jahreszeit, wo sich der See bei angenehm spätsommerlichem Sonnenschein bereits in Beschaulichkeit präsentiert, ist sehr empfehlenswert. Aber eigentlich ist er immer wieder eine Reise wert, der gute alte „Benacus“, schon vom großartigen J.W. von Goethe einst in den höchsten Tönen gepriesen, hat er ebenso zahlreiche weitere Künstler begeistert und auch uns viele schöne Tage beschert. Christine und Rupert, wir hatten einmal mehr eine unvergessliche Zeit zusammen in Bella Italia, an welche wir gerne zurückdenken werden!
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